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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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beide Beine brechen, damit sie mir auch schöntut? Die geht mir auf den Zeiger, unsere Mary Poppins, geht mir echt auf den Zeiger.
    In dem Moment kam sie aus ihrem Zimmer und streckte sich:
    »Was knurrst du schon wieder?«
    »Nix. Ich wohn mit Prinz Charles und Schwester Emmanuelle zusammen und bin tierisch gut drauf. Aus dem Weg, ich bin spät dran. Ach, übrigens?«
    »Was?«
    »Gib mir mal deinen Arm. Sehr gut!« sagte er belustigt, während er sie befühlte. »Alle Achtung, du Mops. Aufgepaßt, sonst wirst du bald vernascht …«
    »Nicht im Traum, Herr Küchenmeister. Nicht im Traum.«
    »Aber ja, mein Täubchen, doch, doch.«
    Ja, die Welt war viel fröhlicher.
     
    Mit der Jacke unterm Arm kam er zurück:
    »Nächsten Mittwoch …«
    »Was nächsten Mittwoch?«
    »Da ist Faschingsmittwoch, am Dienstag hab ich nämlich zuviel zu tun, da wartest du mit dem Abendessen auf mich.«
    »Bis Mitternacht?«
    »Ich will versuchen, früher zu kommen, und ich werde dir Faschingscrêpes machen, wie du sie noch nie im Leben gegessen hast.«
    »Ah! Ich hab schon Angst gekriegt! Ich dachte, du hättest dir den Tag ausgesucht, um mich zu vernaschen!«
    »Ich mach dir Crêpes, und hinterher vernasch ich dich.«
    »Perfekt.«
     
    Perfekt? Tickte er noch richtig, der Blödmann. Was würde er bis Mittwoch machen? Gegen alle Laternenpfähle laufen, seine Soßen vermasseln und frische Unterwäsche kaufen? Scheiße, das durfte nicht wahr sein! Früher oder später würde sie ihn schaffen, dieses Miststück! Die Angst. Hoffentlich klappte es … Er beschloß, sich vorsichtshalber trotzdem eine neue Unterhose zu kaufen.
    Ja, am Grand Marnier würde er nicht sparen, das sag ich euch, daran wird nicht gespart. Und was ich nicht zum Flambieren brauche, wandert in meine Kehle.
     
    Camille ging anschließend mit ihrem Tee zu ihr. Sie setzte sich aufs Bett, zog an der Daunendecke, und gemeinsam warteten sie, bis die Jungs gegangen waren, um sich eine Verkaufssendung anzusehen. Sie waren verzückt, glucksten, lachten über die Kleider der Weiber, und Paulette, die den Übergang zum Euro noch nicht verinnerlicht hatte, wunderte sich darüber, wie günstig das Leben in Paris war. Die Zeit existierte nicht mehr, dehnte sich träge vom Teekessel zum Monoprix und vom Monoprix zum Zeitungsverkäufer.
    Sie fühlten sich wie im Urlaub. Dem ersten seit Jahren für Camille und dem ersten überhaupt für die alte Frau. Sie verstanden sich gut, ohne viel Worte, und wurden beide jünger, je länger die Tage wurden.
     
    Camille war das geworden, was die Krankenkasse eine »Häusliche Krankenpflegerin« nannte. Diese zwei Worte gefielen ihr gut, und sie kompensierte ihre mangelnden Altenpflegekenntnisse mit forschen Tönen und klaren Worten, die ihnen beiden die Hemmungen nahmen.
    »Nur zu, Paulette, nur zu. Ich spül Ihnen den Hintern mit dem Wasserstrahl ab.«
    »Bist du sicher?«
    »Aber ja!«
    »Ekelt dich das nicht an?«
    »Aber nein.«
     
    Da sich der Einbau einer Duschkabine als zu kompliziert erwiesen hatte, hatte Franck zum Besteigen der Badewanne eine rutschfeste Stufe gebaut und die Beine eines alten Stuhls abgesägt, auf den Camille ein Frotteehandtuch legte, bevor sie ihren Schützling daraufsetzte.
    »Oh«, stöhnte sie, »aber mich geniert es. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unangenehm es mir ist, dir das hier aufzuhalsen.«
    »Papperlapapp.«
    »Dieser alte Körper, ekelt der dich nicht an? Bist du sicher?«
    »Wissen Sie, ich … ich glaube, ich sehe die Dinge etwas anders als Sie. Ich … ich habe Anatomieunterricht gehabt, ich habe nackte Menschen gezeichnet, die mindestens so alt waren wie Sie, und ich habe keine Scham. Das heißt, doch, aber nicht in diesem Fall. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Aber wenn ich sie anschaue, sag ich mir nicht: igitt, diese Falten, diese Hängebrüste, dieser Schlabberbauch, diese weißen Haare, dieser schlaffe Pimmel oder diese X-Beine. Nein, überhaupt nicht. Vielleicht kränkt Sie das jetzt, aber Ihr Körper interessiert mich unabhängig von Ihnen. Ich denke an Methode, Technik, Licht, Konturen, zu schmückendes Fleisch. Ich denke an bestimmte Gemälde. Die verrückten Alten von Goya, die Todesallegorien, Rembrandts Mutter oder seine Prophetin Anne. Entschuldigen Sie, Paulette, es ist schrecklich, was ich Ihnen da sage, aber … in Wahrheit betrachte ich Sie ganz kühl!«
    »Wie eine Kuriosität?«
    »Ein bißchen trifft es das. Wie ein Ausstellungsstück

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