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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Scherz.«
    »Bist du bei deiner Familie?«
    »Ja«, log sie.
    »He, wir sind noch nicht fertig«, sagte Super Josy und klopfte auf das Zifferblatt ihrer … etc. etc.
     
    Wie heißen Sie? , las sie auf dem Schreibtisch.
    Vielleicht war es reiner Zufall, aber das Foto von seiner Frau und seinen Kindern war verschwunden. Tzz, er war ziemlich leicht zu durchschauen, der Knabe. Sie warf den Zettel weg und fing an zu saugen.
     
    Auch in der Wohnung war die Stimmung weniger drückend. Franck verbrachte die Nacht nicht mehr dort und schoß wie ein Pfeil durch die Wohnung, wenn er nachmittags kam, um sich hinzulegen. Er hatte noch nicht einmal seine neue Anlage ausgepackt.
     
    Philibert verlor kein Wort über das, was sich an jenem Abend hinter seinem Rücken abgespielt hatte, als er im Invalidendom war. Er konnte nicht die geringste Veränderung ertragen. Sein Gleichgewicht hing an einem seidenen Faden, und Camille begann gerade erst die Tragweite seines Handelns in jener Nacht zu begreifen, als er sie zu sich geholt hatte. Wieviel Überwindung es ihn gekostet haben mußte. Sie dachte auch darüber nach, was Franck wegen der Medikamente gesagt hatte.
     
    Er kündigte ihr an, daß er verreisen und bis Mitte Januar abwesend sein würde.
    »Kehren Sie in Ihr Schloß zurück?«
    »Ja.«
    »Freuen Sie sich darauf?«
    »Und wie, ich bin froh, meine Schwestern wiederzusehen …«
    »Wie heißen sie?«
    »Anne, Marie, Catherine, Isabelle, Aliénor und Blanche.«
    »Und Ihr Bruder?«
    »Louis.«
    »Nur Namen von Königinnen und Königen …«
    »Oh ja …«
    »Und Ihrer?«
    »Ach, ich … Ich bin das häßliche Entlein.«
    »Sagen Sie das nicht, Philibert. Sie wissen ja, ich habe keine Ahnung von diesen ganzen Aristokratengeschichten, und ich war auch noch nie sehr empfänglich für Adelsprädikate. Um die Wahrheit zu sagen, ich finde sie sogar etwas lächerlich, ein bißchen – antiquiert, aber eins ist sicher: Sie, Sie sind der Prinz. Ein echter Prinz.«
    »Oh«, er errötete, »eher ein kleiner Edelmann, ein kleiner Landjunker höchstens.«
    »Ein kleiner Edelmann, ja, das ist es. Sagen Sie, glauben Sie, daß wir uns nächstes Jahr duzen könnten?«
    »Ah! Da ist sie wieder, meine kleine Frauenrechtlerin! Immerzu Revolutionen. Es würde mir schwerfallen, Sie zu duzen.«
    »Mir nicht. Ich würde gern zu Ihnen sagen: Philibert, ich danke dir für alles, was du für mich getan hast, du weißt es zwar nicht, aber in gewisser Weise hast du mir das Leben gerettet.«
    Er antwortete nicht. Senkte erneut den Blick.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    11
     
     
     
    Sie stand früh auf, um ihn zum Bahnhof zu begleiten. Er war so nervös, daß sie ihm die Fahrkarte aus der Hand nehmen und für ihn abstempeln mußte. Sie gingen noch eine heiße Schokolade trinken, aber er rührte seine Tasse nicht an. Je näher die Abfahrt rückte, um so heftiger verzerrte sich sein Gesicht. Seine Ticks waren zurück, und er war erneut der arme Kerl aus dem Supermarkt von gegenüber. Ein großer Junge, bemüht und linkisch, der seine Hände in den Taschen lassen mußte, um sich nicht das Gesicht zu zerkratzen, wenn er die Brille zurechtrückte.
     
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm:
    »Alles in Ordnung?«
    »J… ja, b… bestens, S… Sie haben die Uhr im Blick, nicht … nicht wahr?«
    »Sch«, machte sie. »Heee. Es ist alles in Ordnung, alles in Ordnung.«
    Er versuchte, ihr zuzustimmen.
    »Setzt es Sie so unter Druck, Ihre Familie wiederzusehen?«
    »N… nein«, antwortete er und nickte dabei.
    »Denken Sie an Ihre kleinen Schwestern.«
    Er lächelte sie an.
    »Welches ist Ihre Lieblingsschwester?«
    »D… die Jüngste.«
    »Blanche?«
    »Ja.«
    »Ist sie hübsch?«
    »Sie … Sie ist mehr als das … Sie … sie ist sehr lieb zu mir.«
     
    Sie konnten sich unmöglich umarmen, aber Philibert faßte sie auf dem Bahnsteig an der Schulter:
    »Sie … Sie passen gut auf sich auf, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Fahren Sie zu … zu Ihrer Familie?«
    »Nein.«
    »Nicht?« Er verzog das Gesicht.
    »Ich habe keine kleine Schwester, die den Rest erträglicher machen könnte.«
    »Ach.«
     
    Und durchs Fenster nahm er sie ins Gebet:
    »Vor … Vor allem, lassen Sie sich von unserem klei… kleinen Bocuse nicht unterkriegen, ja?«
    »Nix da«, beruhigte sie ihn.
    Er fügte noch etwas hinzu, das aber in der Lautsprecheransage unterging. Vorsichtshalber nickte sie, und der Zug setzte sich in Bewegung.
     
    Sie beschloß, zu

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