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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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vorbeizubringen.«
    »Und warum das?«
    »Tja, ich nehme an, euer Arrangement ist nicht legal. Ich glaube nicht, daß du deine Kinder und die von deinem Bruder zusammen in einen Antrag packen kannst.«
    »Ja, aber mein Bruder hat doch nix!«
    »Arbeitet er?«
    »Natürlich arbeitet er! Auf der Autobahn!«
    »Und deine Schwägerin?«
    Mamadou rümpfte die Nase:
    »Die, die macht nix! Gar nix, sag ich dir. Die rührt keinen Finger, diese Jammerliese, bewegt ihren fetten Arsch nicht von der Stelle!«
     
    Camille schmunzelte in sich hinein, schwer vorzustellen, was in Mamadous Augen ein »fetter Arsch« sein konnte.
     
    »Haben sie Papiere, die beiden?«
    »Na klar!«
    »Dann können sie doch einen eigenen Antrag abgeben.«
    »Aber meine Schwägerin will da nicht hingehen, zum Amt, und mein Bruder arbeitet nachts, am Tag schläft er also, verstehst du?«
    »Ich verstehe. Aber für wie viele Kinder kriegst du denn zur Zeit Kindergeld?«
    »Für vier.«
    »Vier?«
    »Ja, das will ich dir doch die ganze Zeit schon erklären, aber du, du bist wie alle Weißen, immer recht haben wollen und nie zuhören!«
    Camille schnaubte genervt.
     
    »Was ich dir erzählen will: Das Prroblem ist, daß sie die Sissi vergessen haben.«
    »Die wievielte ist das, Disissi? Nummer …?«
    »Das ist keine Nummer, du dumme Nuß!« Die Dicke kochte vor Wut, »das ist meine Jüngste! Die kleine Sissi.«
    »Ach so! Sissi!«
    »Ja.«
    »Und warum ist sie nicht dabei?«
    »Sag mal, Camille, machst du das extrra? Das ist genau das, was ich die ganze Zeit wissen will!«
    Sie wußte nicht mehr, was sie sagen sollte.
    »Am besten, ihr geht zur Kindergeldstelle, du, dein Bruder und deine Schwägerin mit allen Papieren und erklärt der Frau …«
    »Was heißt ›der Frau‹? Welcher denn?«
    »Egal welcher!« ereiferte sich Camille.
    »Ach so, okay, reg dich ab. Ich dachte ja nur, du kennst da eine.«
    »Mamadou, ich kenne niemanden bei der Kindergeldstelle. Ich bin da noch nie im Leben gewesen, verstehst du?«
     
    Sie gab ihr den ganzen Packen zurück, darunter Reklamezettel, Fotos von Autos und Telefonrechnungen.
    Sie hörte sie brummen: »Sagt ›die Frau‹, und ich frage sie, welche Frau, ist doch normal, sind ja auch Männer da, woher will sie das wissen, wenn sie noch nie da war, woher will sie wissen, daß da nur Frauen sind? Es gibt auch Männer da. Ist unsere Frau Hellseherin oder was?«
    »He? Bist du beleidigt?«
    »Nein, ich bin nicht beleidigt. Du sagst nur, daß du mir helfen willst, und dann hilfst du mir nicht. Das ist alles! Mehr nicht!«
    »Ich komme mit.«
    »Zur Kindergeldstelle?«
    »Ja.«
    »Und sprichst du mit der Frau?«
    »Ja.«
    »Und wenn sie nicht da ist?«
    Camille drohte gerade ihre Gelassenheit zu verlieren, als Samia zurückkam:
    »Du bist dran, Mamadou. Hier«, sagte sie und drehte sich um, »die Nummer vom Onkel Doktor.«
    »Wozu das?«
    »Wozu das? Wozu das? Was weiß ich! Für Doktorspielchen vielleicht! Er sagt, die soll ich dir geben.«
     
    Er hatte auf einem Rezeptformular seine Handynummer notiert:
    Ich verschreibe Ihnen ein gutes Abendessen, rufen Sie mich an.
     
    Camille Fauque formte ein Kügelchen daraus und warf es in den Rinnstein.
     
    »Weißt du was«, fügte Mamadou hinzu, erhob sich schwerfällig und zeigte mit dem Finger auf sie, »wenn du die Sache mit der Sissi in Ordnung bringst, sag ich meinem Bruder, daß er dir einen Mann schicken soll.«
    »Ich dachte, dein Bruder arbeitet auf der Autobahn?«
    »Auf der Autobahn, aber auch mit Behexungen und Gegenzauber.«
    Camille rollte mit den Augen.
    »Und ich?« fiel Samia ein, »kann er mir auch einen besorgen, einen Kerl für mich?«
    Mamadou ging an ihr vorbei und zeigte ihr die Klauen:
    »Du gibst mir erst meinen Eimer zurück, du Miststück, dann sprechen wir uns wieder!«
    »Scheiße, du gehst mir auf den Zeiger! Ich hab deinen Eimer nicht, das hier ist meiner! Dein Eimer war rot!«
    »Miststück, du«, zischte Mamadou und entfernte sich, »verfluchtes Miststück.«
     
    Sie war noch nicht oben auf dem Treppchen angekommen, als der Wagen schon gefährlich ins Schwanken geriet. Alles Gute da drinnen, lächelte Camille und schnappte sich ihre Tasche. Alles Gute.
     
    »Gehen wir?«
    »Ich komm mit.«
    »Was machst du? Nimmst du auch die Metro?«
    »Nein. Ich geh zu Fuß.«
    »Stimmt ja, du wohnst ja in der besseren Gegend.«
    »Von wegen.«
    »Also, bis morgen.«
    »Tschüß, Mädels.«
     
    Camille war bei Pierre und Mathilde zum Abendessen

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