Zutritt verboten
Ihren ruhigen Tag, wie?« meinte Reling, als ihm meine zitternden Hände auffielen.
Ich nickte nur.
»HC-9, jetzt hören Sie einmal zu! Sie können sich selbst davon überzeugen, daß der Versuch für Lowinski positiv verlaufen ist. Sie bringen ihm gegenüber noch viel bessere Voraussetzungen mit, da in Ihrem Gehirn bekanntlich eine Nervenfaser durchtrennt wurde. Sie sind weder zu hypnotisieren, noch durch Drogen oder andere Effekte zu beeinflussen. Wenn er es heil überstanden hat, garantiert Ihnen das Schirmnetz einen hundertprozentigen Schutz. Ich möchte sofort sehen, ob sie mit dem Roten Leuchten fertig werden. Wie ist das also?«
»Soll das heißen, Chef, daß ich mit dem Strahler in engere Berührung komme?« fragte ich schwitzend. »Ich habe noch genug vom letzten Einsatz.«
»Ich auch, aber darauf kommt es nicht an. Wenn die breiten Massen der irdischen Bevölkerung einmal durch einen dummen Zufall erfahren sollten, daß ein fremder Gegner nur mit einigen Raumschiffen auftauchen braucht, um die Waffe in Breitenwirkung anzuwenden, dann ist das Chaos da. Wir können diese ungeheuerliche Gefahr nur bannen, wenn wir in Großserie für die entsprechenden Abschirmungen sorgen. Das ist aber nicht alles: Sie werden in einen Einsatz gehen, in dem ich Sie unbedingt fit sehen will. Niemand kann wissen, ob Sie nicht mit dem Roten Leuchten angegriffen werden. Ist das klar, Major?«
»So klar wie ein Sumpf«, warf der Kleine in seiner respektlosen Art ein.
»Chef, wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich mir erst einmal Lowinski ansehen. Bis jetzt scheint er noch munter zu sein.«
»Okay, ich will Ihnen in dieser Angelegenheit keine direkten Befehle geben. Der Mann wird sofort gebracht.«
Meine Nervosität setzte mir heftig zu. Auch die anwesenden Kollegen zeigten eine gewisse Unruhe, während die Wissenschaftler wieder eifrig diskutierten. Mir schien, als wäre das ihre Lieblingsbeschäftigung.
Minuten später glitt das Panzerschott auf. Zuerst fiel mir das bestürzte Gesicht eines jungen Arztes auf. Gleich darauf sah ich die Gestalt des Gesetzesbrechers Torp Lowinski.
Er trat ein wie ein Roboter. Seine Augen schienen durch die Wände hindurchzusehen. Jede Erregung war von ihm gewichen. Er lächelte sogar – etwas verträumt wie mir schien.
Ich sah, wie der Chef bei diesem Anblick zusammenzuckte. Leicht schwankend ging er auf den Gezeichneten zu.
»Lowinski! Hallo, Lowinski! Hören Sie mich denn nicht?«
Der Mann lächelte teilnahmslos. Seine Augen wirkten glanzlos. Sein Blick drückte Verständnislosigkeit aus.
»Lowinski!«
»Es tut mir leid, Sir«, sagte Professor Scheuning leise. »Wir haben die abschirmende Wirkung des Netzes offenbar überschätzt. Etwas hat es geholfen, denn er fiel erst fünfzehn Minuten nach der Bestrahlung in Apathie. Aber jetzt …«
Ich tastete nach einem Sessel und ließ mich langsam hineinsinken. Die Atmosphäre in der Schaltzentrale erschien mir plötzlich kalt und unfreundlich. Mich fröstelte.
Lowinski brauchte keine Aufsicht mehr. Willig, geistig schon völlig tot, folgte er den Anweisungen der Wachen. Er verließ in steifer Haltung den Raum. In ihm vollzog sich ein Prozeß, den wir ehemals als Vergiftung angesehen hatten. Wir hatten uns aber geirrt, das stand jetzt eindeutig fest. Wenn sein gesamtes Nervensystem vor einer Stunde noch folgerichtig reagiert hatte, so handelte es sich nun bestenfalls noch um einen Befehlsempfänger für das unkontrollierbare Unterbewußtsein. Das mochte ihm eingeben, daß er Befehlen zu gehorchen und einen Fuß vor den anderen zu setzen hatte.
Nach wenigen Tagen mußte die unheimliche Zersetzung so weit fortgeschritten
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