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Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sein, daß er nicht mehr in der La­ge war, zu lau­fen. Das schlimms­te da­bei war die Tat­sa­che, daß man so­gar bei mi­kro­sko­pi­schen Un­ter­su­chun­gen der fei­nen Ner­ven­zell­ker­ne kei­ne Ver­än­de­rung be­mer­ken konn­te. Es war, als hät­ten die­se win­zi­gen Bau­stei­ne des Or­ga­nis­mus ein­fach den Be­fehl er­hal­ten, oh­ne sicht­ba­re Ver­än­de­run­gen den Dienst ein­zu­stel­len – so, als wür­de man ein­fach den Haupt­schal­ter ei­nes strom­füh­ren­den Lei­tungs­sys­tems auf Null dre­hen.
    Wir sa­hen ihm stumm nach. Dann sag­te der Klei­ne lei­se:
    »Un­vor­stell­bar! Ich ha­be noch nie einen to­ten Mann lau­fen se­hen. – Chef, sind wir jetzt an der Rei­he?«
    Der Al­te mus­ter­te uns aus er­lo­sche­nen Au­gen. Es dau­er­te lan­ge, bis er sich zu ei­ner Ant­wort auf­raff­te.
    »So war es ge­plant, aber nun hat sich al­les ge­än­dert. Ich möch­te nicht das Ri­si­ko ein­ge­hen, mei­ne bes­ten Män­ner als tod­ge­weih­te Träu­mer zu se­hen.«
    Ich schluck­te krampf­haft, um den ima­gi­nären Kloß in mei­ner Keh­le zu be­sei­ti­gen. Re­ling sah mich nach­denk­lich an, ehe er wei­ter­sprach:
    »Das soll aber kei­nes­falls be­deu­ten, daß wir Ih­nen die Schir­m­net­ze nicht in die Kopf­haut ver­sen­ken. Wir wis­sen aus zahl­rei­chen Ver­su­chen, daß die Ge­bil­de trotz­dem ei­ne sehr star­ke, ab­schir­men­de Wir­kung ha­ben. Pro­fes­sor Scheu­ning wird Ih­nen noch er­klä­ren, in wel­cher Wei­se die Atom­grup­pen der Le­gie­rung durch den Ein­fall der selt­sa­men Strah­lung ak­ti­viert wer­den. Nein, nicht jetzt«, wehr­te er Scheu­ning ab, der es an­schei­nend kaum er­war­ten konn­te, uns sei­ne Er­kennt­nis­se mit­zu­tei­len.
    »Ge­hen wir, mei­ne Her­ren. Von dem Ver­such hat­te ich mir sehr viel ver­spro­chen. Sie wer­den im Fal­le ei­nes Fal­les oh­ne po­si­ti­ve Tes­t­er­geb­nis­se auf die Netz­schir­me ver­trau­en müs­sen.«
    »Ist das al­les, Chef?« frag­te ich be­un­ru­higt.
    Er gönn­te mir ein gut­ge­mein­tes Stirn­run­zeln. An­schlie­ßend gab er an die Me­di­zi­ner ei­ni­ge An­wei­sun­gen, die sich al­le auf un­se­re Ner­ven­sys­te­me und Emp­find­lich­keits­fak­to­ren be­zo­gen.
    Wir sa­hen uns noch ver­wirrt an, als er den Raum be­reits ver­las­sen hat­te. Nein – bei der GWA war wirk­lich nichts un­mög­lich!
    Der Chef der po­sitro­ni­schen In­ge­nieurs­ab­tei­lung nahm uns mit zur Ana­ly­se­zen­tra­le des Ge­hirns. Un­ser »Ge­dächt­nis«, ein mons­trö­ses Ge­bil­de von er­schre­ckend mensch­li­cher Denkart, an­ge­füllt mit Mil­lio­nen Ka­bel­ver­bin­dun­gen, Ka­pa­zi­tro­nen, Spei­cher­bän­ken und Mi­kro­röh­ren, soll­te end­lich fest­stel­len, warum der Kon­troll­ro­bot am Ein­gang zum Zen­trum un­se­ren In­di­vi­du­al­schwin­gun­gen nicht mehr ge­traut hat­te.
    Das Ge­dächt­nis wur­de ge­schal­tet. Haar­fei­ne Son­den senk­ten sich in mei­ne Haut. Die Schwin­gun­gen mei­ner Groß­hirn­rin­de hat­ten sich in der Tat um so win­zi­ge Spu­ren ver­än­dert, daß die Ab­wei­chun­gen von dem Ge­dächt­nis erst nach ei­nem ein­stün­di­gen Test ex­akt er­mit­telt wer­den konn­ten.
    Bei Han­ni­bal tra­ten die glei­chen Er­schei­nun­gen auf. Nach ei­ner so­fort er­fol­gen­den Be­rech­nung des Ro­bo­ters er­gab sich die Tat­sa­che, daß die har­ten Be­strah­lun­gen un­ter der Zell­kern-Ak­ti­vie­rungs­ka­no­ne ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Ver­än­de­rung der fei­nen Ner­ven­zel­len be­wirkt hat­ten. Die Be­ta­kur­ve hat­te sich auf an­de­re Wer­te um­ge­stellt, die nun so­fort in mei­nen po­sitro­ni­schen »Per­so­nal­ak­ten« ver­an­kert wur­den.
    »Ent­las­sen«, quäk­te die Ro­bot­stim­me nach ei­ner un­end­lich lang er­schei­nen­den Zeit­span­ne.
    »Wer­te im Per­so­nal­spei­cher Ak­tiv-Agen­ten un­ter Ko­de­num­mer HC-9 ein­ge­fügt. Kon­troll­ge­rä­te wur­den um­ge­schal­tet. Sie kön­nen das Zen­trum ge­fahr­los ver­las­sen. Be­rech­nun­gen er­ga­ben mit hun­dert­pro­zen­ti­ger Wahr­schein­lich­keit, daß ei­ne noch­ma­li­ge Schwin­gungs­än­de­rung der Gan­gli­en­zel­len nicht mehr ein­tre­ten kann.

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