Zutritt verboten
glauben. Was denken Sie wohl, was los war, bis wir endlich Ihre Schockgewehre umgebaut hatten. Bis die Spezialbombe fertig war und all die anderen Geräte! Wir hatten Glück, daß Sie nicht wirklich auf dem Mars landeten. Mit Phobos hatte niemand gerechnet, nicht einmal das Robotgehirn. Nicht zu fassen! Sie dürften einige Jahrhunderte lang die einzigen Menschen sein, die jemals einen lichtschnellen Raumflug erlebt haben.«
»Das war das einzig Schöne an dem risikovollen Unternehmen«, behauptete Hannibal nachdenklich.
Er verstummte mitten im Satz und fuhr fort. Der Gewebeverband quietschte. Leichenblaß sah mich der Kleine an.
»Was ist denn?« fragte General Reling beunruhigt.
»Großer«, stöhnte Hannibal, »Großer, bin ich eigentlich noch normal? Die Roboter hatten uns doch im Roten Leuchten! Wie viel Stunden sind seitdem vergangen? Großer, bin ich noch normal?«
Ich nickte stumm. Unablässig hatte ich daran denken müssen. Die Furcht vor einem Ende in völliger Apathie hatte mich bald gelähmt. Doch jetzt glaubte ich nicht mehr daran.
»Das war meine Befürchtung, ehe ich diesen Raum betrat«, sagte Reling schweratmend. »Konnat, wissen Sie jetzt, warum ich Ihnen diese Netze in die Kopfhaut einsetzen ließ? – Es sind mehr als sieben Stunden vergangen. Die abschirmenden Netze haben bei Ihnen ihre Schuldigkeit getan.«
Bei seinen Worten fiel die Qual der letzten Stunden von mir ab. Erleichtert sank auch Hannibal in die Kissen zurück.
Draußen, über dem Mond, lag noch immer die Nacht. Aber es mußte bald Tag werden, so wie es immer Tag wurde auf der nahen und doch so fernen Erde.
Der russische Geheimdienstchef erkundigte sich nach unserem Befinden. Die Säuberungsaktion war abgeschlossen; die wenigen Kampfroboter vernichtet und die Nachahmungen erschossen.
Als er gehen wollte, hielt ich ihn mit einem kurzen Ruf zurück.
»Ja?«
»General, wird es nun zwischen Ihnen und uns so bleiben wie es jetzt ist? Ich meine, arbeiten wir auch in Zukunft friedlich Hand in Hand, oder soll der Kalte Krieg zwischen den Geheimdiensten wieder aufleben?«
Er sah mich lange an, ehe er bedächtig den Kopf schüttelte.
»Nein, die Zeit des gegenseitigen Mißtrauens ist vorbei. Seitdem wir wissen, daß wir im weiten All nicht allein sind, dürfte sich das überlebt haben. Darauf können Sie vertrauen, Major! Diese Tatsache ist ein besserer Garant für den wirklichen Frieden zwischen den Erdenvölkern als die sogenannte menschliche Vernunft. Darauf hätte ich mich wenigstens nicht verlassen – ich nicht!«
Uns aufmunternd und zuversichtlich zunickend schritt er hinaus.
Ich war zufrieden, endlich einmal zufrieden, obwohl es nun im Sonnensystem einen Mond weniger gab.
ENDE
Als ZBV-Taschenbuch Nr. 12 erscheint:
FÄHIGKEITEN UNBEKANNT
von K. H. Scheer
Auf dem Mond sind Zeitmaschinen gefunden worden. Kurz darauf stößt man bei Frankfurt a. d. Oder auf die sterblichen Überreste preußischer Soldaten aus der Zeit Napoleons, die von supermodernen Explosivwaffen getötet wurden. Alarm für die GWA. Jemand muß eine Zeitmaschine gestohlen haben. HC-9 und MA-23 unternehmen eine Reise ins das Jahr 1811, um den Täter zu entlarven.
Die ZBV-Taschenbücher erscheinen monatlich und sind im Buch- und Bahnhofsbuchhandel sowie im Zeitschriftenhandel erhältlich. Preis DM 2,80.
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