Zutritt verboten
bekannter Chef der GWA konnte er es wagen, ohne Maske zu erscheinen, da er niemals aktiv während eines Einsatzes auftrat. Er spielte stets den geschickten Drahtzieher im Hintergrund.
Als er mich mit einer leichten Handbewegung herbeiwinkte, eilte ich an seine Seite und meldete mich. Seine grauen Augen schienen meine Maskenfolie durchdringen zu wollen.
Ich starrte interesselos auf seine stark ergrauten Haare und bemühte mich, meine aufwallende Unruhe zu unterdrücken. Gern hätte ich nach einer Zigarette gegriffen, aber hier unten herrschte Rauchverbot.
Der Alte schien ruhig und ausgeglichen zu sein. Zumindest tat er alles, um diesen Eindruck zu erwecken. Bei den aktiven Agenten erreichte er damit genau die gegenteilige Wirkung. Wir ahnten, daß es irgendwo im gewaltigen Gebäude der von uns überwachten Landessicherheit knisterte.
»Sie hätten fünf Minuten früher hier sein können, HC-9!« rügte er mich. »Sagen Sie nur nicht, die Robotkontrolle vor dem Bahnstollen hätte Sie nicht sofort durchgelassen.«
Ich sah betont gleichmütig auf seinen untersetzten, breitgebauten Körper hinunter. Seine Laune schien nicht gerade gut zu sein.
»Nein, Sir, der Robot war nur indirekt daran schuld. Ich habe die beanstandeten fünf Minuten gebraucht, um mich von der nervlichen Belastung der Individual-Überprüfung zu erholen. Ich reagiere nun mal allergisch auf Säurestrahler, wenn die Hochdruckdüsen nur wenige Zoll über meinem Kopf hängen. Die Maschine hatte etwas an meiner Betakurve auszusetzen. Sie hat die Werte zweifach aufgenommen, ehe sie die Hochspannungssperre zum Durchlaß öffnete. Ich sah mich schon als Leiche.«
Der Sinn meiner Worte war gut verstanden worden – nicht nur von Reling! Professor Scheuning kam sofort zu mir und erkundigte sich hastig:
»Major HC-9, hatten Sie tatsächlich Schwierigkeiten mit dem Kontrollautomaten? Betakurve, sagten Sie?«
Ich musterte ihn aufmerksam. Warum war der Mann so blaß geworden?
»Allerdings, Professor«, gab ich gedehnt zurück. »Anscheinend eine geringfügige Abweichung. Haben Sie eine Erklärung? Hat die Maschine etwa neue Daten über meine Gehirnschwingungen erhalten?«
Er schaute hilfesuchend zu Reling hinüber, der nach einigen Sekunden in die entstandene Stille sagte:
»Wir sprechen noch darüber, Major. Ehe Sie das Zentrum verlassen, werden Sie vom ›Gedächtnis‹ nochmals genau getestet. Falls sich ein abweichender Wert ergibt, wird die Positronik des Kontrollrobots sofort neu geschaltet. Haben Sie Ihre Dienstwaffe bei sich?«
Ich nickte, verwirrt über die unvermittelte Frage.
»Dann ziehen Sie, rasch! Nur ziehen, sonst nichts.«
In der Sekunde meines Zögerns erkannte ich, daß ein Test angelaufen war. Der Alte war mißtrauischer als ein dressierter Schäferhund.
Meine Rechte zuckte nach oben. Durch die ruckhafte und zehntausendfach geübte Bewegung der Bauchmuskulatur löste sich im Schulterhalfter der Federkontakt. Die .222er Taruff sprang mir sozusagen in die Hand. Er sah in die kleine Mündung, ehe er den tiefen Atemzug wieder ausgestoßen hatte.
Professor Scheuning zuckte zusammen. Der Alte tat, als sähe er täglich in die Mündungen von geladenen und entsicherten GWA-Einsatzpistolen.
»Danke, Sie sind es wirklich«, sagte er stoisch. Er konnte alles verbergen, nur nicht die winzigen Schweißtropfen dicht unter seinem Haaransatz.
Ich grinste ihn breit an.
»Ich hätte von einem GWA-Schatten angenommen, daß er wenigstens auf eine andere Stelle zielt«, wies er mich zurecht.
»Meine Rak-Geschosse kennen Sie, Chef«, beteuerte ich. »Wenn die Waffe
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