Zutritt verboten
habe dazu nichts mehr zu sagen.«
Zehn Minuten später sagte Lowinski mit rauher Stimme:
»Okay, ihr laßt mir ja keine andere Wahl, ihr Bluthunde. Steht meine Chance wirklich einigermaßen günstig?«
Der Chef nickte nur. Einige Techniker begannen mit ihrer Arbeit. Geflüsterte Anweisungen erhöhten noch das Unheimliche an dieser Situation.
Lowinski stand innerlich unter Hochspannung. Mit der überwachen Aufmerksamkeit eines gehetzten Tieres verfolgte er Handbewegungen und Anweisungen, die er nicht verstehen konnte.
Wir verstanden sie selbst nicht, nur wußte ich instinktiv, daß diesem Mann eine unangenehme Prüfung bevorstand.
»Was machen Sie da?« fragte er unterdrückt. »Soll das für mich sein? Das ist doch ein Raumanzug.«
Seine Beobachtung war richtig. Ich ahnte, daß ihn der Alte in den Schießstand schicken wollte, in dem nunmehr minus hundertfünfzig Grad Celsius herrschten.
Auf der anderen Seite des Raumes schalteten Ingenieure. Schrill aufheulend liefen die E-Maschinen mächtiger Turbopumpen an. Im Schießstand entstand ein Vakuum.
»Das könnte bedeuten, daß er die marsianischen Hitzestrahler zu spüren bekommt!« flüsterte Hannibal. »Weshalb machen sie den Raum sonst luftleer? Weshalb die Tiefkühlung?«
Ich wußte es nicht. Der Alte schien momentan auch wenig geneigt zu sein, uns über die näheren Umstände aufzuklären.
Plötzlich fuhr ich zusammen. Hannibal drehte sich ebenfalls um, da auch er die Worte des von Todesangst gepeinigten Mörders gehört hatte.
»Hast du das gehört, Großer? Er fragte, weshalb sie ihn vier Wochen lang bestrahlt hätten. Ob das etwas mit dem Experiment zu tun hätte. Erinnert dich das an etwas?«
Ich glaubte in diesen Sekunden wieder das Summen der Bestrahlungskanone zu hören. Täglich hatte ich unter dem Projektor gelegen. Danach war die Haut über meinem Nacken immer etwas gefühllos gewesen.
Ja – Lowinskis Worte erinnerten mich deutlich an bestimmte Dinge! Die gefährlichen Reaktionen des Kontrollroboters fielen mir erneut ein. Was sollte das alles bedeuten?
Ich schwieg. Jedes Wort wäre hier überflüssig gewesen, da ich dem Kleinen doch keine Auskünfte erteilen konnte. Er stieß noch einen brummigen Laut aus und hüllte sich dann ebenfalls in Schweigen.
Meine Beine schienen sich automatisch in Bewegung zu setzen. Lowinski trug bereits den leichten Raumanzug, doch ehe der Techniker den Kugelhelm nach vorn klappte, trat Professor Scheuning näher.
In seinen schlanken Fingern schimmerte ein hauchzartes Gebilde, in dem ich bei genauem Hinsehen ein Netz erkannte. Es schien exakt nach der Kopfform gearbeitet zu sein.
Erst nachdem das Gewebe in den kurzen Haaren des Mörders verschwunden war, wurde der druckfeste Raumhelm nach vorn geklappt.
»Interessant!« flüsterte Hannibal. »Da – es sieht beinahe so aus, als würden sich die Metallfasern in die Kopfhaut einbrennen. Wie gefällt dir das?«
Als ich gerade antworten wollte, schrie Lowinski auf. Zwei Beamte mußten ihn festhalten, während der Physiker beruhigend auf ihn einredete. Der Schmerz schien schnell nachzulassen. Lowinski wurde wieder ruhiger.
Sauerstoff strömte in seinen Helm. Kurz darauf wurde er von unseren Leuten aus dem Kontrollraum gebracht. Im gleichen Augenblick leuchteten die großen Bildflächen auf. Ich erkannte sowohl den geheimnisvollen Schießstand, als auch die gewaltige Schleusenkammer, in der Lowinski soeben auftauchte.
Die Panzerpforte schloß sich hinter ihm. Pumpen begannen zu surren. Der Druckpanzer blähte sich etwas auf. Schwankend bewegte sich Lowinski auf die stählerne Wand zu.
Hannibal
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