Zutritt verboten
Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Ich konnte mit ihm kein Mitleid haben, obwohl ich versucht hatte, mich in sein seelisches Chaos hineinzudenken.
Ich blieb vor Torp Lowinski stehen und musterte seine schmächtige Gestalt.
»Das ist Torp Lowinski, wie Sie wissen«, sagte Reling übergangslos. »Sie haben MA-23 aufgeklärt?«
Er warf einen fragenden Blick auf Hannibal. Ich nickte bejahend.
»Ganz kurz, Sir.«
»Okay. Den Fall haben Sie hoffentlich noch klar im Gedächtnis. Ich habe Ihnen nicht umsonst die Unterlagen geschickt.«
»Was haben Sie mit mir vor, Sir?« stammelte der Mörder. »Bitte, sagen Sie doch, was Sie mit mir vorhaben? Sir, tun Sie doch etwas für mich.«
»Es tut mir leid«, lehnte ich ab.
Er zuckte bei meinen Worten zusammen. Verborgener Haß zeichnete sich auf seinen verzerrten Lippen ab.
»Beherrschen Sie sich, Lowinski«, forderte Reling. »Sie haben unser Abkommen unterschrieben, nachdem Sie vorher damit einverstanden waren. Ich habe Ihnen die Begnadigung zu lebenslänglichem Zuchthaus zugebilligt, wenn Sie sich für einen bestimmten Versuch zur Verfügung stellen.«
Der Mann lachte hysterisch auf. Unsere uniformierten Kollegen faßten vorsorglich nach seinen Oberarmen.
»Begnadigt, ha!« schimpfte er. »Was habe ich vom Zuchthaus, he? Was habe ich davon? Lassen Sie mich laufen.«
»Davon war nie die Rede«, wehrte der Chef ab. »Ein fünffacher Mörder gehört hinter Schloß und Riegel, wenn er schon der Todesstrafe entgehen kann.«
»Dann sagen Sie mir wenigstens, was ich machen soll.«
»Sie sollen überhaupt nichts machen. Nur still auf dem gleichen Fleck stehen bleiben und nach Einschaltung des Gerätes versuchen, auf diesen Apparat zuzugehen. Das dürfte leicht zu verstehen sein.«
»Welches Gerät?«
»Das werden Sie sehen. Wir haben abgesprochen, daß Sie sich bedingungslos meinen Wünschen und Anordnungen unterwerfen werden. Sie sollen jedoch sehen, daß die GWA durchaus keine diktatorische Organisation ist. Wir halten uns immer an die Gesetze des Anstandes und des allgemeinen Menschenrechtes. Da auch Sie ein durch das Gesetz geschützter Mensch sind, steht es Ihnen zu, jetzt noch abzulehnen und Ihr Einverständnis zu widerrufen.«
Unsicher schaute der Gefangene die Anwesenden an. Auf den Gesichtern der Wissenschaftler lag ein Ausdruck absoluter Zurückhaltung. Die Kollegen standen reglos in dem großen Raum. Lowinski schien sich wie eine Maus vor den bannenden Augen einer Schlange zu fühlen. Wenigstens das konnte ich gut verstehen.
»Ablehnen?« sagte er bebend. »Ja, gut – was geschieht dann?«
»Was ich Ihnen schon vor vier Wochen erklärte. Sie werden hingerichtet, da wir unseren Einspruch zurückziehen.«
Er schwieg. Seine Lippen waren unaufhörlich in Bewegung. Nach einigen Minuten sprach der Chef eindringlich weiter:
»Lowinski, Sie sollten wissen, daß Sie den Tod fünffach verdient haben. Das fordern nun einmal unsere Gesetze für solche Kapitalverbrechen. Wenn wir nicht dringend eine gesunde menschliche Testperson benötigten, hätte ich Sie bestimmt nicht aus der Todeszelle holen lassen. Sie haben die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten, verstehen Sie! Entweder Sie werden morgen hingerichtet, oder Sie erklären sich mit einem für die gesamte Menschheit wichtigen Versuch einverstanden. Ich betone nochmals, daß Ihre Chancen fünfzig zu fünfzig stehen. Unsere Wissenschaftler sind halbwegs davon überzeugt, daß das Experiment gelingen könnte. Natürlich können Sie ebenso gut den Tod finden, der in dem Falle allerdings nicht sofort, sondern erst nach etwa drei Monaten eintreten würde. Entscheiden Sie sich also. Ich
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