Zutritt verboten
wurde.
Irgendwo arbeiteten schwere Atommeiler mit titanischer Kraftentfaltung. Die großen Forschungslabors und vollautomatisierten Spezialfabriken verbrauchten Energien, die recht gut zur Versorgung einer Großstadt ausgereicht hätten. Wahrscheinlich benötigten wir aber noch mehr Strom. Es kam darauf an, zu welchen Experimenten man sich entschloß.
Allein unsere kernphysikalischen Anlagen beanspruchten bei vollem Betrieb einige hunderttausend Kilowatt-Stunden. Das waren aber durchaus noch keine Verbrauchswerte. Es konnten – je nach den Gegebenheiten – noch größere Leistungen angefordert werden.
Hier unten arbeiteten mehr als dreitausend der fähigsten Wissenschaftler aus allen Ländern der westlichen Welt. Die Techniker beanspruchten auch einen großen Teil der enorm weitläufigen Anlagen tief unter dem Gebirge. Die Vernichtungsgeräte, die hier entwickelt wurden, konstruierte man überwiegend in Mikro-Ausführungen. Es war alles für den Einsatz jener Agenten bestimmt, denen man niemals einen Raupentransporter zum Einsatz einer atomaren Waffe mitgeben konnte. Deshalb unsere hundertprozentige Spezialisierung auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik.
Das Wörtchen »Mikromechanik« wurde bei uns groß geschrieben. Natürlich wurde der Auftrag zur Herstellung eines besonderen Einsatzgerätes niemals an die Industrie vergeben. Das war ausschließlich eine Angelegenheit unserer Mikroingenieure, die bei der Lösung ihrer Aufgaben mit Mikroskop und Pinzette arbeiten mußten.
Auch in unseren bakteriologischen Forschungszentren wurden zahlreiche Einsatzmittel zusammengebraut. Glauben Sie mir – ich zöge es vor, eine explodierende Kernbombe über meinem Haupt zu sehen, als eine Fernrakete mit Erreger-Ladung. Der Teufel persönlich mußte seine Hand im Spiel gehabt haben, als unsere Bakteriologen auf den Gedanken kamen, ohnehin äußerst gefährliche Erreger auf der Ebene von Mutationen zu erzeugen.
Das war also das »Zentrum« der GWA.
Ich schreckte aus den Gedanken auf, als sich der nur wenige Meter entfernt stehende Alte jäh umdrehte. Als ich seinem Blick folgte, bemerkte ich die beiden aktiven Kollegen, die vorher den Schaltraum verlassen hatten.
Zwischen ihnen ging ein kleiner, mumifiziert wirkender Mann mit unsteten Augen und schmalen Lippen.
Sie hatten ihm keine Handschellen angelegt.
Ich war nicht sonderlich überrascht, als ich in ihm den Mörder Torp Lowinski erkannte. Deshalb also hatte ich den Aktenstreifen einsehen müssen.
»Wer ist das?«
Ich informierte Hannibal mit wenigen Worten. Der Kleine begann leise durch die Zähne zu pfeifen.
»Wahrscheinlich vom Alten aus der Todeszelle geholt worden«, flüsterte er. »Was hat der Verbrecher für diese Chance als Gegenleistung bieten müssen?«
»Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler. Der Alte winkt uns zu sich. Los schon!«
Wir gingen zum Chef hinüber. Er stand gelassen vor einem verstörten Mann, der nicht die geringste Spur von Selbstsicherheit zeigte. In seinen Augen lag nichts als kreatürliche Angst. Der Verurteilte schien erst in diesem Augenblick die Folgen seiner Einverständniserklärung im vollen Umfang zu begreifen.
Lowinski war kein wagemutiger Mann. Er gehörte zu den Menschen, die mit Vorliebe aus dem sicheren Hintergrund heraus arbeiten. Seine psychologische Beurteilung war ausgesprochen ungünstig. Mit der Waffe in der Hand hatte er sich stark gefühlt, jedoch auch nur dann, wenn er seine Opfer nicht von vorn anzugreifen brauchte. Ein Komplexmörder, der jedoch im
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