Zutritt verboten
losgegangen wäre, hätten sie garantiert einen Umweg gemacht. Die hätten sich gar nicht getraut, Ihre Haut zu ritzen.«
Er sah mich durchdringend an. Die umstehenden Agenten verbargen mit Mühe ein Lächeln.
Reling drehte sich abrupt um und gab zwei uniformierten GWA-Leuten einen Wink.
»Fangen wir an. Ich – ach, sind Sie auch schon da?«
Ich blickte unauffällig über die Schulter zurück, sah jedoch nichts. Dafür vernahm ich die unüberhörbare Stimme meines Kollegen Hannibal-Othello-Xerxes Utan, der nach wie vor den seltsamsten Leutnant der GWA verkörperte.
Die Syntho-Folienmaske verbarg sein sommersprossiges Faltengesicht, obwohl er der Meinung war, dieses kunstvolle Gebilde einer hochwertigen Biologie verhindere nur die Entwicklung seiner natürlichen Schönheit. Nun – Hannibal war immer so bescheiden in der Einschätzung seiner Person!
Seine Haltung glich der eines mutierten Pavians, und sein Biogesicht zeigte das strahlendste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte.
Der Kleine hatte eine neue Uniform angezogen. Anscheinend wollte er wieder einmal beweisen, daß er ebenfalls Offizier und Träger der Raumkorps-Doppelkopfkometen war.
Seine Beweggründe waren durchaus verständlich, da ein halbwegs normaler Mensch in ihn niemals den aktiven GWA-Schatten vermutet hätte. Es grenzte überhaupt an ein Wunder, daß er von dem komplizierten Robotautomaten am Eingang zur Rohrbahn durchgelassen wurde. Bei Hannibals Anblick hätte sogar ein positronisches Mechano-Gehirn kurzschließen können.
Der Alte war mehr als ungehalten. Bei seinem Blick auf die Uhr hätte ich mich in den äußersten Winkel verkrochen. Immerhin standen wir vor dem mächtigsten Mann der westlichen Welt; vor einem Mann, dessen Unterschrift Milliarden Dollar wert war und dessen Sondervollmachten ausreichten, um Raumflotten in erhöhte Gefechtsbereitschaft zu versetzen.
Auf Hannibal machte das keinen Eindruck. Vertrauensselig grinste er General Reling an und erwiderte mit heiserer Stimme:
»Jawohl, Sir, auch schon da. Chef – ich komme immerhin aus der Südsee, da ich bekanntlich Urlaub hatte.«
Reling lächelte ausgesprochen düster, ehe er meinte, »man« würde sich noch sprechen.
Der Kleine hob die Schultern mit der lässigen Eleganz eines Despoten, der bereits die Köpfe von hundert Staatsfeinden rollen sieht. Das war Hannibal-Othello-Xerxes, dessen Mutter – wie er behauptete – sehr viel von historischen Feldherren und Königen gehalten hätte.
»Beiß dir in den Hinterkopf und spiel den braven Mann«, raunte ich ihm zu. »Der Alte ist auf Touren.«
Er legte seinen eiförmigen Kopf gemächlich in den Nacken, damit er mir bequemer ins Gesicht sehen konnte.
Seine künstlichen Lippen lächelten, doch die Augen glitzerten wie zerbrochener Stahl. Meine grimmige Heiterkeit verschwand schlagartig. Was war mit dem Kleinen los?
Da sich Reling nicht mehr um uns kümmerte, fanden wir einige ruhige Augenblicke.
»Hast du Magenschmerzen?« forschte ich, aufmerksam werdend. »Deine hübschen blauen Augen scheinen mir etwas starr zu sein.«
Er überging meine Frage. Anscheinend hatte er bemerkt, daß ich mich in meiner Haut nicht wohl fühlte. Unechte Scherze halfen darüber nicht hinweg. Hier ging etwas vor, was mein Instinkt in die Klasse der äußerst unangenehmen Geschehnisse einreihte.
»Ist es sicher, daß wir wieder gemeinsam eingesetzt werden?« fragte er mit seltsamer Betonung. »Eh, kann das möglich sein?«
»Höchstwahrscheinlich! Warum?«
»Aha! Demnach hast du auch Schwierigkeiten mit dem Robotautomaten gehabt, oder?«
In meinem Gehirn klingelte es. Also das war es! Er
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