Zutritt verboten
auch noch nicht. Diese Ungewißheit trug nicht gerade zur Beruhigung bei.
Wo blieb die präzise funktionierende GWA-Maschinerie? Oder hatte sich der Alte auf vorbereitende Aufgaben beschränkt und uns persönlich dem russischen Geheimdienst überlassen!
Ich hatte nicht einmal meinen Mikrosender im Oberschenkel sitzen. Wir waren ohne jede Spezialausrüstung. Wie sollten wir die erhalten?
»Ein gesunder Schlaf dürfte die beste Medizin und vielleicht Lösung sein«, meinte der Kleine diplomatisch. »Singt er noch?«
Ja – er sang noch, dieser seltsame Torby, dessen Mutter damals ihren Urlaub im sommerlichen Sibirien hatte verbringen wollen.
5.
Die beiden Wachen blieben zurück. Neben dem untersetzten, kahlköpfigen Marschall stand ein junger Offizier mit den Schnüren eines Adjutanten. Er legte dem Befehlshaber der 8. Armee einige Berichte vor.
»Vor der roten Linie stehen bleiben«, ordnete der Adjutant an.
Wir befolgten seine Anweisungen, da wir längst die silbernen Kontakte bemerkt hatten. Wahrscheinlich eine tödliche Stromsperre.
Die Herren hatten sich also abgesichert.
Draußen, weit hinter den sichtbaren Baumwipfeln, brandeten Lärmkaskaden auf. Ein atomares Triebwerk begann zu donnern.
Die Töne wurden schriller. Tausend Hunde schienen zu jaulen. Unangenehm berührt verzog der Kommandierende das Gesicht.
»Widerlich«, sagte er. »Schließen Sie das Fenster.«
Der Leutnant beeilte sich, der Order nachzukommen. Ich bemerkte das seltsame Funkeln in Hannibals Augen. Marschall Potrinskij schien die sehr hohen Schwingungen tatsächlich schlecht zu vertragen.
Er hüstelte, als der Lärm verebbte. Die tiefen Töne schienen ihn nicht zu beeindrucken. Außerdem waren die Strommeiler inzwischen gut ausjustiert. Sie liefen ruhig und gleichmäßig. Es hörte sich an, als bereiteten sie einen dicken Raumflugkörper zum Start vor. Wir wußten längst, daß es in der Nähe einen kleinen Raumhafen gab. Er war aber ausschließlich den speziellen Erfordernissen der Abschußarmee vorbehalten.
»Wieso sind Sie unempfindlich gegen jede Art der Willensbeeinflussung?« erkundigte sich der Marschall plötzlich. Er besaß eine tiefe, volltönende Stimme.
Ich registrierte überrascht, daß er uns mit »Sie« ansprach.
»Das wissen wir selbst nicht. Wahrscheinlich eine Folge der Umwelt, in der wir bisher lebten.«
Er nickte und blätterte in den Papieren.
»Infrarot können Sie wahrnehmen«, murmelte er mehr zu sich selbst. »Überraschend hohe Intelligenzquotienten. Haben Sie wissenschaftliche Kenntnisse?«
»Soweit sie uns von unserem Vater vermittelt werden konnten, ja.«
»Sie sprechen von Major von Essen, ehemals Kommandeur eines Waldforts?«
»Jawohl, Marschall.«
»Ihre Angaben stimmen. Es gab dort einen Balten gleichen Namens. Wir haben die Unterlagen vom Armee-Personalamt angefordert. Ich bedaure das Schicksal Ihres Vaters.«
Er sah kurz auf und nickte uns erneut zu. Zehn Minuten sprach er kein Wort. Wir standen wie auf glühenden Stahlplatten. Welche Gedankengänge mochten hinter der Stirn des Mannes ablaufen, der in Wirklichkeit kein Mensch war? Was mochte das denebische Intelligenzgehirn ausbrüten?
Für mich war es nahezu unvorstellbar, im vollen Bewußtsein seiner wahren Identität vor ihm stehen zu müssen. Normalerweise hätten wir sofort gehandelt.
Nach den neuesten Ergebnissen der GWA stand es fest, daß die unheimlichen Fremden die primitiven Halbroboter-Konstruktionen zurückgezogen hatten. Diese Menschennachahmungen waren infolge der fehlenden Organe und der metallischen
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