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Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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frag­te ich ehr­lich über­rascht.
    »Si­cher, elek­tri­sche Strom­stö­ße, die auf je­des Ner­ven­sys­tem wir­ken. Noch nie da­von ge­hört, he?« Er lach­te über­heb­lich.
    Wie­der ging es um ein Kel­ler­ge­schoß tiefer. Hier herrsch­te ei­ne be­täu­ben­de Ru­he. Das dau­er­te so lan­ge, bis wir vor ei­ner of­fe­nen Tür halt­mach­ten. Sie be­saß in der Mit­te ei­ne große, stark ver­git­ter­te Öff­nung.
    Ich woll­te ein­tre­ten, doch plötz­lich lähm­ten mich lei­se Tö­ne. Sie schie­nen aus der Nach­bar­zel­le zu kom­men.
    Han­ni­bal at­me­te schwer. Sei­ne großen Oh­ren schie­nen sich zu be­we­gen.
    »Was ist das?« flüs­ter­te er un­si­cher. So hat­te ich ihn sel­ten er­lebt.
    »Er singt wie­der«, sag­te der zwei­te Wäch­ter, der bis­her noch kei­nen Ton ge­spro­chen hat­te. »Laßt ihn in Ru­he, ja!«
    Ich lausch­te wei­ter auf die selt­sa­me Me­lo­die. Sie klang fremd, un­säg­lich fremd und doch so ein­schmei­chelnd. Wie hyp­no­ti­siert, schritt ich vor die Nach­bar­zel­le. Ich konn­te be­quem durch das Git­ter se­hen.
    Er saß auf ei­ner brei­ten Lie­ge, die mäch­ti­gen Ar­me auf die Knie ge­stützt.
    Ich be­gann schwer zu schlu­cken und krampf­te die Fin­ger um die star­ken Git­ter­stä­be. Lang­sam dreh­te er sei­nen rech­ten Kopf.
    Ich sah in große Au­gen un­ter ei­ner vor­ge­wölb­ten Stirn. Ein Lä­cheln lag auf sei­nen Lip­pen.
    »Hal­lo, Brü­der­chen, ha­ben sie dich auch ge­faßt?« ver­nahm ich die lei­sen Wor­te. »Sprich nicht zu laut, ja! Tor­by singt wie­der, und das mag ich gern.«
    Der rech­te Kopf be­weg­te sich wie­der. Wahr­schein­lich konn­te er jetzt be­quem den lin­ken an­se­hen.
    »Ich bin Ralph«, stell­te sich der Spre­cher vor. »Tor­by ist mein Zwil­lings­bru­der. Wir ha­ben al­ler­dings nur einen Kör­per, aber das wird dich ja nicht stö­ren. Un­se­re Na­men wer­den dir selt­sam er­schei­nen, wie? Un­se­re Mut­ter gab sie uns. Sie sag­te im­mer, der Herr­gott müß­te sie ge­straft ha­ben, als sie ei­ni­ge Ta­ge vor der Ex­plo­si­on auf den Ge­dan­ken kam, ih­ren Ur­laub aus­ge­rech­net in Si­bi­ri­en zu ver­brin­gen. Sie stamm­te aus ei­nem fer­nen Land. Ame­ri­ka heißt es. Warst du schon ein­mal dort?«
    Mei­ne Lip­pen zit­ter­ten, als ich mein stam­meln­des »Nein« her­vor­brach­te.
    »Bist du po­si­tiv, Brü­der­chen?« frag­te der rech­te Kopf. Sie sa­ßen et­was ge­schrägt auf den ti­ta­ni­schen Schul­tern des Kör­pers.
    »Ja«, hauch­te ich.
    Tor­by sang im­mer noch. Ganz lei­se und ver­hal­ten.
    »Fein. Kannst du Schach spie­len? Wir ha­ben es auch ge­tan, aber Tor­by ver­liert im­mer. Er ist ein Träu­mer, weißt du!«
    »Spä­ter, Jun­ge, spä­ter«, sag­te Han­ni­bal rauh. Er stand dicht ne­ben mir.
    »Könnt ihr denn ge­son­dert den­ken?«
    »Klar«, be­haup­te­te der rech­te Kopf. »Ich ha­be auch mein ei­ge­nes Herz, und das ist ganz gut so. Ihr seht mü­de aus. Ha­ben sie euch lan­ge be­fragt?«
    Ich nick­te und wink­te ihm zu. Lei­se rief er uns nach:
    »Wir se­hen uns ja noch, wie? Über­mor­gen geht der Trans­port ab. Viel­leicht kom­men wir zu­sam­men in ei­ne Ka­bi­ne.«
    Der Dop­pel­kopf­mu­tant blieb zu­rück. Der ei­ne Wäch­ter sah uns ernst an, der an­de­re lä­chel­te spöt­tisch.
    »Na, der hat euch wohl be­ein­druckt, wie? Das sind klu­ge Bur­schen, die zwei. Paßt nur auf! Es ist zu ko­misch, mit­an­zu­se­hen, wenn sie sich strei­ten. Sie ha­ben näm­lich bei­de Ein­fluß auf ih­ren ge­mein­sa­men Kör­per.«
    Die Tür schloß sich klir­rend hin­ter uns. Wir lie­ßen uns auf die recht be­que­men Bet­ten sin­ken. Der Raum war klein aber sau­ber.
    »Jun­ge, Jun­ge«, flüs­ter­te Han­ni­bal. »Das hat mir noch in der Samm­lung ge­fehlt! Was sol­len wir mit dem an­fan­gen?«
    »Mit de­nen«, kor­ri­gier­te ich. »Das sind zwei selb­stän­dig den­ken­de Ge­hir­ne in zwei von ein­an­der un­ab­hän­gi­gen Köp­fen aber auf ei­nem Kör­per. Wenn sie po­si­ti­ve Geis­tes­ei­gen­schaf­ten ent­wi­ckelt ha­ben, er­le­ben wir noch ei­ni­ge Über­ra­schun­gen.«
    »Un­ter­la­gen an­for­dern«, sag­te er. »Wie ist das nun mit der Nach­rich­ten­ver­bin­dung?«
    Ja, das wuß­te ich

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