Zutritt verboten
begann innerlich zu schwitzen, da der Kleine in seinem dreisten Übermut zu Dummheiten neigte. Meine warnenden und drohenden Blicke nützten wenig. Dafür dauerte es um so länger, bis die Leute merkten, wie sie von dem Kleinen auf den Arm genommen wurden.
Einige reagierten verärgert, andere lachten.
Der folgende Intelligenztest unter dem Quotientendetektor verlief normal. GWA-Schatten hatten schon immer sehr hohe Werte besessen, andernfalls sie keine Agenten gewesen wären. Man zeigte Erstaunen, dann verhaltene Achtung.
In einem absolut dunklen Raum wurde nachgeprüft, ob wir tatsächlich in der Finsternis sehen konnten. Einige Gegenstände glitten durch den Saal. Wir erkannten sie nicht. Dann schlich sich jemand näher. Dieser Jemand strahlte infolge der Körperwärme infrarot. Tierversuche schlossen sich an. Heizquellen erkannten wir spielend leicht.
Als der Zauber vorüber war, wurden wir in die Kategorie der »Positiven Sonderklasse« eingereiht.
Ein Mann des Armee-Sicherheitsdienstes erschien. Er hatte mit dem Geheimdienst nichts zu tun und ahnte nicht, daß er Kollegen von der anderen Seite dieser Erde vor sich hatte.
Er fragte uns sozusagen die Seele aus dem Leib. Ich war heilfroh, daß man uns über diesen Major von Essen eingehend informiert hatte. Selbstverständlich hatte es diesen Mann gegeben, allerdings galt er seit der Explosion als verschollen.
Der Offizier verschwand mit seinen Notizen.
Wir blieben in dem kahlen Raum etwa eine halbe Stunde allein. Als draußen die harten Schritte der Wachen aufklangen, sah mich der Zwerg bedeutungsvoll an.
»Eben beginnt der Einsatz in positiver Form«, lispelte er. »Jetzt haben sie uns eingestuft. Ein gewisser Marschall wird die sauber formulierten Berichte erhalten. Du darfst fragen, ob ich neugierig bin, großer Bruder!«
Die Tür flog auf. Zwei Männer traten ein und reichten uns einfache Kunststoffkombinationen mit großen Nummern auf den Brustteilen. Bisher waren wir halbnackt gewesen, da man uns die alten Kleidungsstücke abgenommen hatte.
Dann händigte man uns Schuhe aus. Separate Wäsche sei nicht erforderlich, erfuhren wir von einem der Männer, da sie in den Kombis eingearbeitet wäre.
In der Tat schmiegte sich die Kleidung warm und zart an die Haut. Zum erstenmal seit Tagen fühlte ich mich wieder frisch und sauber.
»Mitkommen!« forderte uns der Mann lässig auf. »Ihr kriegt eine prima Unterkunft. Möchte ich auch haben. Ihr seid wohl Wundertiere, wie? Ich hätte große Lust, euch zu den Wilden in die Käfige zu sperren.«
»Welche Wilden?« forschte ich betont gleichmütig. »Ich dachte, die würden sofort erschossen.«
»Neue Befehle verbieten den Abschuß in allen Fällen. Das war euer Glück. Ihr sollt wissen, daß ich von euch überhaupt nichts halte. In Moskau haben sie plötzlich entdeckt, daß für euch auch die Menschenrechte gelten. Es ist mir allerdings unverständlich, wie man zu dieser Ansicht kommen konnte.«
Wir sahen uns wortlos an. Also neue Befehle waren erlassen worden. Wer hatte sie gegeben? Eine Moskauer Dienststelle, oder der Kommandierende Marschall persönlich? Wenn das so war, versprach unser Einsatz ein voller Erfolg zu werden.
Das Betongebäude hatte nur von außen so klein ausgesehen. Unter der Erde lagen riesenhafte Kellerräume, denen wir uns beklommen näherten. Es heulte und tobte hinter den stählernen Türen. Pranken schlugen hart gegen das Metall; schwere Körper rasten in unbändiger Wut.
Der Soldat blieb stehen und deutete auf die Wände.
»Die Zellen mit den Negativen. Wir betäuben sie mit Schockwaffen und sammeln sie wie reife Früchte ein.«
»Schockwaffen?«
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