Zutritt verboten
vordringlich mit den Ingenieurwissenschaften. Auch etwas Physik, wie ich sehe. Hat er Ihnen das Wissen übermittelt?«
»Ja, sehr sorgfältig sogar. In unserer Hütte können Sie die Lehrbücher finden.«
»Wie – die sind nicht mitgenommen worden?« wandte er sich stirnrunzelnd an den unruhig werdenden Adju-Offizier.
Er sagte etwas, was ich nicht gut verstehen konnte.
»Sofort ein Kommando ausschicken und die Bücher bergen«, befahl der Kommandierende scharf. »Der Kommandeur der III. Flugpanzerdivision hat um achtzehn Uhr bei mir zu erscheinen. Veranlassen Sie das.«
Der Leutnant warf mir einen wütenden Blick zu.
Nach dieser Unterbrechung setzte Marschall Potrinskij das Gespräch mit uns fort.
»Sie können nur das wissen, was damals schon bekannt war. Schön, schildern Sie mir einmal die Funktion eines kernchemischen Atomtriebwerks für Raumschiffe.«
Er sah mich starr an, als ich mit der Erklärung begann. Marschall Potrinskij konnte mich nicht aufs Glatteis führen. Das Wissen, das er von mir hören wollte, hatte schon vor fünf Jahren in den Sonderschulungen der GWA auf den Lehr-Programmen gestanden. Zur Zeit waren Plasmatriebwerke akut, aber das durfte ich nicht wissen.
Er winkte nach zehn Minuten ab »Danke, es genügt. Weiß ihr Bruder ebenfalls so genau Bescheid?«
»Ich habe mich mehr um rein praktische Dinge gekümmert«, entgegnete der Zwerg. »Wir hatten einige alte Buschpanzer im Fort. Ich hätte die Triebwerke reparieren können, aber die Uranstäbe in den Reaktoren wollten nicht mehr. Ich nehme an, daß die Anreicherung an U-235-Kernen nicht mehr einwandfrei war. Trotzdem strahlte das Zeug gehörig.«
Er sagte nichts mehr, unterzeichnete dann aber eine vorbereitete Urkunde und fügte handschriftlich etwas hinzu. Danach übergab er die Akte dem Adjutanten.
Entspannt lehnte sich Marschall Potrinskij weit in dem Arbeitssessel zurück und musterte uns erneut.
»Ich halte besonders Sie für einen vernünftigen Mann, Essen. Sie werden deshalb verstehen, daß ich Sie und Ihren Bruder nicht in die verseuchten Wälder zurückschicken darf. Die wilden Mutanten vermehren sich erschreckend. Früher hatten wir einmal angenommen, der radioaktiven Verseuchung müßte unbedingt die Sterilität folgen. Das scheint ein Irrtum zu sein. Es werden im Gegenteil immer neue Monstren geboren. Sie sind hochwertige Ausnahmefälle. Trotzdem können wir Sie nicht in die menschliche Gesellschaft einordnen, da Sie nun einmal über geistige Gaben verfügen, die unter den Völkern erhebliche Unruhen auslösen könnten. Verstehen Sie das?«
Ich nickte bejahend. Hannibal schwieg. Er lauerte nur.
»Wir müssen also dafür sorgen, daß Leute Ihrer Art aus den Wäldern und auch von der Erde verschwinden. Es geht nicht an, daß wir hier Lager errichten. Besonders die positiven Mutanten von Ihrer Klasse könnten sehr leicht Fluchtmöglichkeiten finden. Dann aber hätten wir das Chaos. Wir haben deshalb auf dem Mond großzügige und weiträumige Unterkünfte errichtet, die ausschließlich Ihnen vorbehalten bleiben. Es tut mir leid, Essen, aber ich muß Sie mit dem nächsten Transportschiff zum Mondlager schicken.«
»Sehr schön«, flüsterte ich blaß. »Und dann?«
»Dann können Sie leben, arbeiten oder sonst etwas tun. Wir sind an der Kohlenstoff-Katastrophe schuld gewesen, also haben wir als Staat für Sie zu sorgen. Sie können sogar ein positiv mutiertes Mädchen heiraten, nur werden Sie keine Kinder haben. Wir sind gezwungen, die weiblichen Mutanten zu sterilisieren. Das müssen Sie auch verstehen.«
Seine Worte klangen mehr als vernünftig. Wenn er ein wirklicher Mensch gewesen wäre, hätte ich ihm
Weitere Kostenlose Bücher