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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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ganz nett waren, solch wunderschöne Häuser besitzen, während Frankie sich bloß eine schmuddelige Genossenschaftswohnung hat leisten können – und das auch nur, weil sie sich einen Platz auf der Warteliste erbettelt und Details über ihr Privatleben preisgegeben hatte.
    Es war diese Verärgerung gewesen, die den Plan in ihr hatte heranwachsen lassen – dies und die Tatsache, dass sie vielleicht etwas daran ändern könnte, wenn sie all ihre geistige und körperliche Kraft aufbot. Nachdem ihr klar geworden war, dass sie tatsächlich etwas ändern konnte, musste sie es tun. Es wurde wie alles, was sie in ihrem Leben tun musste – Mussichhaben –, zu einem Zwang.
    Es ist eigentlich ganz einfach.
    Vorher war alles falsch. Jetzt ist alles richtig.
    Nicht für Roz natürlich, aber für Frankie.
    Roz’ Kleider hatten nie auf Frankies Liste gestanden. Zum einen war Roz in jeder Hinsicht größer als Frankie gewesen; zum anderen hatte sie einen vollkommen anderen Geschmack in Bezug auf Farben gehabt. Zwar war Frankie nie der Meinung gewesen, Roz habe einen schlechten Geschmack (mit so einem Haus ist das auch unmöglich), und Roz hatte viel Geld für ihre Garderobe ausgegeben, aber die Sachen sind einfach nicht Frankies Stil – weder der Stil der alten Frankie noch der neuen. Und selbst wenn da einige Kleider wären, die ihr gefallen hätten: Sie hätte sie wieder und wieder waschen müssen, ehe sie auch nur darüber nachdenken würde, sie an ihre Haut zu lassen. Und dann besteht da noch die Gefahr, dass sie auf jemanden stoßen könnte, vielleicht jemanden aus dem Casino oder Roz’ Friseur, der Roz’ »Stil« erkannte und sich Frankie ein wenig genauer ansah.
    Also braucht sie vollständig neue Sachen. Das fällt ihr nicht schwer, nur dass sie nicht sofort damit anfangen kann, zumindest nicht hier, nicht in den einheimischen Geschäften. Das nämlich würde bedeuten, dass die Ladenbesitzer sie sehen, wie sie jetzt ist – Frankie, die Putzfrau –, und nicht so, wie sie zu sein vorhat: Frankie, die Aufgedonnerte. Nein, nicht aufgedonnert, sondern elegant. Oder besser noch: vornehm.
    So fährt sie in der ersten Maiwoche den weiten Weg nach Bluewater, um sich mit dem Grundlegendsten auszustatten: neue Höschen, BHs und Nachthemden, Jeans, T-Shirts und Halbschuhe – plus einen neuen Haarschnitt mitsamt Highlights. Vorbei sind die Zeiten der grauen Maus. Jetzt hat Frankie eine schicke Frisur, die im Licht schimmert. Das ist der Stil, den sie immer bewundert hat, als sie noch in dem Friseursalon arbeitete. Eine Frisur, wie sie Jo-Jo, die beste Friseuse dort, immer gemacht hat. Die Art von Frisur, die einen jünger macht.
    »Irrer Schnitt«, sagt der Junge an der Kasse mit einem Grinsen.
    »Danke«, erwidert Frankie, amüsiert über die Wortwahl.
    »Irre« ist vermutlich genau richtig und offensichtlich heutzutage ein Kompliment.
    Irre.
    In der folgenden Woche fährt sie sogar noch weiter, nach London. Sie lässt den Fiesta daheim – daheim ; sie kann sich noch immer nicht an das Wort gewöhnen, so wunderbar hört es sich an – und nimmt den Zug nach Victoria und die Tube zum Oxford Circus. Von dort geht es zuerst zu Debenhams, dann zu Selfridges, wobei sie das Gefühl hat, eine Oase zu betreten. Zunächst ist sie eingeschüchtert, erholt sich jedoch rasch. Es gefällt ihr, dass das Geschäft mit seinem sterilen Stil wenigstens sauber wirkt , obwohl sie weiß, dass es nur oberflächlich ist; außerdem sind die Preise so hoch, dass sie unwillkürlich nach Luft schnappt.
    Du hast es doch, Frankie. Also gib es auch aus.
    Doch wieder hinauszugehen auf die schmutzige Oxford Street ist ein Albtraum, ein Schrecken aus Dreck und Gestank, und Frankie bringt es nicht über sich, wieder in die U-Bahn zu steigen. Schon der bloße Gedanke lässt sie schaudern. Also nimmt sie ein Taxi nach Victoria. Sie umklammert ganz fest ihre Einkaufstüten, doch als sie wieder im Haus auf Winder Hill ankommt, weiß sie, dass sogar die verpackten, nagelneuen Kleider gründlich gewaschen werden müssen, bevor sie sie an ihre Haut lassen wird. Und sie putzt die Sohlen ihrer Schuhe stets mit Dettol, wenn sie das Haus betritt. Dann zieht sie ihre gekochten weißen Baumwollsocken an, doch nach dem West End ist auch das nicht genug. Tatsächlich dauert es achtundvierzig Stunden zwangsneurotischen Schrubbens, bevor sie sich und das Haus wieder als sauber genug erachtet, als sicher genug, um ein paar Stunden zu schlafen.
    Aber es war die Sache

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