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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Nach dem ersten Mal, als sie in Judes Armen lag, tauchte er kurz auf; doch das lag nur daran, sagte sich Alex, weil sie eine solch tiefe Erleichterung verspürte, endlich wieder empfinden zu können.
    »Meinst du nicht, wir sollten es ein wenig langsamer angehen lassen?«, fragte Alex, als ein Anflug von Vorsicht sie zur Zurückhaltung mahnte.
    »Dazu ist es wohl ein bisschen zu spät«, entgegnete Jude.
    »Ich rede von Gefühlen«, sagte sie. »Nicht nur von Sex.«
    »Ich auch«, erwiderte Jude.

24
    Alles erledigt.
    Andy Swann ruht neben Roz.
    Sein Lieferwagen ist in der Garage weggeschlossen und mittlerweile blau gespritzt – fast die gleiche Farbe wie das Schild.
    Die Worte sind ausgelöscht.
    So wie Swann.
    Für ihn gibt es keinen schönen, teuren Stahlsarg, nur ein paar Schichten dickes Plastik, das Frankie zusammen mit der blauen Farbe in einem Baumarkt gekauft hat.
    Es ist ein unvorstellbarer Horror für Frankie, schlimmer als alles zuvor.
    Schlimmer als alles.
    Unmittelbar nach Swanns Tod hat sie ihre Medikation wieder heraufgesetzt, kaum dass sie sich sauber genug gefühlt hat, um an den Medizinschrank zu gehen. Die Pillen haben sie da durchgebracht, nimmt sie an, obwohl sie an eine lange Zeitspanne keine Erinnerung mehr hat: totaler Blackout. Ein dunkles Nichts, für das sie dankbar ist.
    Sie hat Glück gehabt, dass ihre Spielchen mit den Psychopharmaka so gut aufgegangen sind. Deutlich erinnert sie sich noch an den ernsten Vortrag, den man ihr am Tag ihrer Entlassung aus der Klinik gehalten hat. Nachdrücklich hat man sie ermahnt, sich an die verordnete Dosierung zu halten, und sie vor den Gefahren eines plötzlichen, unüberwachten Entzugs gewarnt. Auch mehr zu nehmen berge große Risiken – alle Arten von Risiken von Bewegungsstörungen bis hin zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Eine Überdosierung konnte leicht lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen.
    Aber Frankie ist noch immer hier, in ihrem Haus.
    Sie hält durch.
    Natürlich hat sie Schmerzen gehabt – nach Roz war das nicht anders gewesen –, körperliche Schmerzen vom Einpacken des Leichnams und dem monströsen, toten Gewicht, das sie unter den Boden wuchten musste; aber Frankie sperrt sich gegen diese Erinnerung, denn das ist zu viel, zu viel. Auch das Putzen hat ihr Schmerzen bereitet, zumal es wegen des vielen Blutes diesmal schwieriger gewesen ist. Sie hat Wasser kochen müssen, immer wieder. Das Ganze muss fünf Tage und Nächte angedauert haben, denn sie weiß, dass Swann am Montag zurückgekommen ist, und als sie danach zum ersten Mal den Fernseher wieder angeschaltet hat, hat sie gesehen, dass schon wieder Montag war. Sie ist nicht sicher, wie viel Zeit davon sie im Bett verbracht hat, um sich zu erholen, aber es müssen mindestens vierundzwanzig Stunden gewesen sein.
    Nicht dass es von Bedeutung wäre.
    Was zählt, ist, dass eine Woche vergangen ist, und niemand ist gekommen, um nach dem Klempner zu fragen. Kann es wirklich sein, dass sie nun schon zum zweiten Mal so viel Glück hat? Gibt es wirklich niemanden, der Swann vermisst? Keine Frau, keine Mutter, keine Freundin, keine Kollegen und keine Freunde?
    Der Schmerz in ihrem Rücken und ihren Armen hat inzwischen deutlich nachgelassen, doch ihre Haut schmerzt noch immer vom Schrubben. Ihre Hände sind rot und wund, ihre Fingernägel abgebrochen und hässlich. Sie ist hässlich. Das sieht sie jedes Mal, wenn sie an einem Spiegel vorbeikommt, und bis jetzt war ihr gar nicht aufgefallen, wie viele Spiegel in Roz’ Haus hängen ... ihrem Haus.
    Doch selbst das ist ihr nun verdorben.
    Das so hart erarbeitete Haus wird nie wieder dasselbe für Frankie sein. Und es ist nicht nur dieser Lieferwagen, der blau gestrichen in der Garage steht – zumal sie wirklich nicht weiß, was sie damit tun soll. Es ist nicht einmal die Erinnerung an das Blut, obwohl es nach wie vor ihre Erinnerungen beherrscht und förmlich hinter ihren Lidern strömt, sobald sie die Augen schließt.
    Es ist Andy Swann dort unter dem Boden.
    Es war in Ordnung, solange Roz allein war, denn das war alles so geplant, und es war perfekt und sauber mit diesem teuren, garantiert versiegelten Sarg. Das war das Richtige – für sie beide. Roz hatte in Frieden ruhen und Frankie in Frieden schlafen können.
    Jetzt nicht mehr.
    Jetzt ist alles zerstört.
    Es ist nicht nur der Dreck des Mannes, der dort unten in Plastik eingewickelt liegt, nicht nur die Fäulnis ... obwohl das natürlich das Schlimmste ist, allein schon der

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