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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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und wiederholt Euren Rat.«
    »Nun, Madame tun, als ob Ihre Majestät nachgedacht hätte, öffentlich einen Irrtum anerkennen, was die Stärke kräftiger Regierungen ist, Broussel aus der Haft entlassen und dem Volke wieder zurückgeben!«
    »O,«rief die Königin Anna,»mich derart zu demütigen! Bin ich Königin, oder bin ich es nicht? Ist all das Gesindel, welches da kreischt, die Mehrzahl meiner Untertanen? Habe ich Freunde, Garden? O, bei unserer Frau, wie die Königin Katharina sprach,« fuhr sie fort, durch ihre eigenen Worte sich anstachelnd, »eher würde ich Broussel mit eigenen Händen erwürgen, als den Schändlichen herausgeben!« Und sie schritt mit geballten Händen auf Gondy zu, den sie in diesem Moment gewiß ebenso haßte wie Broussel. Gondy blieb unbeweglich, und es zuckte nicht eine Sehne seines Gesichtes. »Madame,« rief der Kardinal, indem er die Königin am Arme faßte und zurückzog, «Madame, was tun Sie denn?« Dann fügte er noch auf spanisch hinzu: »Madame, sind Sie außer sich? Anna! Sie, eine Königin, zanken hier wie eine bürgerliche Frau, und sehen Sie nicht, daß Sie in der Person dieses Mannes die ganze Bevölkerung von Paris vor sich haben, den zu beleidigen in diesem Momente gefährlich ist, und daß Sie, wenn er es will, in einer Stunde keine Krone mehr tragen? O, lassen Sie ab, später, bei einer anderen Gelegenheit werden Sie sich fest und kräftig widersetzen, heute aber schmeicheln und liebkosen Sie, oder sie sind nichts mehr, als eine gewöhnliche Frau.«
    D'Artagnan hatte schon bei den ersten Worten dieser Anrede Porthos am Arme gefaßt und stets mehr und mehr gedrückt; als dann Mazarin schwieg, sprach er leise: »Porthos, sagt ja nie in Mazarins Gegenwart, daß ich spanisch verstehe, oder ich bin ein verlorener Mann und Ihr mit mir.« »Wohl,« entgegnete Porthos. Die hart angegangene Königin ward auf einmal besänftigt, sie ließ sozusagen die Glut aus ihren Augen, das Blut von den Wangen, den wortreichen Zorn von den Lippen verschwinden. Sie setzte sich, ließ ihre ermatteten Arme zur Seite niedergleiten und sprach mit einer von Tränen begleiteten Stimme: »Vergebt, Herr Koadjutor, und schreibt diese Heftigkeit nur dem zu, was ich leide. Frau, und somit den Schwachheiten meines Geschlechtes verfallen, schaudere ich vor den Folgen eines Bürgerkrieges; Königin, und gewohnt, daß man mir gehorche, werde ich heftig bei der ersten Widersetzlichkeit.«
    »Madame,« entgegnete Gondy mit einer Verneigung, »Ihre Majestät ist im Irrtum, wenn Sie meine aufrichtige Meinung für Widersetzlichkeit hält. Ihre Majestät hat nur gehorsame und ehrerbietige Untertanen. Das Volk will nicht an die Königin, es ruft nur Broussel, weiter nichts, und ist unter den Gesetzen Ihrer Majestät glücklich, wenn ihm Broussel zurückgegeben wird,« fügte Gondy lächelnd hinzu.
    Mazarin hatte bei den Worten: »Das Volk will nicht an die Königin« – schon die Ohren gespannt, da er besorgte, der Koadjutor möchte des Rufes erwähnen: »Nieder mit Mazarin!« und da wußte er Gondy Dank für diese Auslassung und sprach mit seiner schmeichelhaftesten Stimme und seinem freundlichsten Gesichte:
    »Madame, glauben Sie dem Koadjutor, er ist einer unserer gewandtesten Staatsmänner; der erste Kardinalshut, der frei wird, scheint wie geschaffen für sein edles Haupt.
    »Und was wird er uns an dem Tage versprechen,« flüsterte d'Artagnan, »wo man ihm nach dem Leben strebt? Wetter, wenn er die Hüte so vergibt, Porthos, so bereiten wir uns vor und laßt uns morgen schon jeder ein Regiment von ihm fordern. Sapperlot! Der Bürgerkrieg dauere nur ein Jahr lang und ich lasse für mich das Schwert als Konnetabel neu vergolden.«
    »Und ich?« fragte Porthos.
    »Du? – dir will ich den Marschallsstab des Herrn de la Meilleraie geben lassen, denn mich dünkt, er steht jetzt nicht gar sehr in Gunst.«
    »Sonach fürchtet Ihr im Ernst die Volksaufregung, mein Herr?« fragte die Königin. »Im Ernste, Madame,« entgegnete Gondy, betroffen, daß er noch nicht weiter sei; »ich fürchte, wenn der Strom einmal, den Damm durchbrochen hat, so wird er große Verwüstungen anrichten.«
    »Ich denke aber,« versetzte die Königin, »man sollte ihm für diesen Fall nun Dämme entgegensehen. Geht, ich will darüber nachdenken. Gondy blickte Mazarin mit erstaunter Miene an. Mazarin näherte sich wieder der Königin, um mit ihr zu sprechen; in diesem Moment vernahm man vom Platze des Palais-Royal ein schreckliches

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