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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Lüge.

Das Unglück gibt Gedächtnis
    Wie nun Broussel am nächsten Morgen in einer großen Kutsche seinen Einzug in Paris hielt, wo ihm sein Sohn Louvieres zur Seite saß, eilte das ganze Volk bewaffnet nach der Straße, durch welche er fuhr. Die Zurufungen: »Es lebe Broussel! Es lebe unser Vater!« ertönten von allen Seiten, und trugen den Ton an Mazarins Ohren. Von allen Seiten überbrachten die Kundschafter des Kardinals und der Königin unangenehme Botschaften, die der Minister sehr aufgeregt, die Königin aber sehr ruhig aufnahm. Die Königin schien in ihrem Geiste einen großartigen Entschluß zu nähren, und das vermehrte Mazarins Besorgnisse. Er kannte die stolze Frau und fürchtete ihre Entschlüsse. Der Koadjutor, mächtiger als der König, die Königin und der Kardinal, war in das Parlament zurückgekehrt. Auf seinen Ratschlag hatte ein Parlamentsedikt die Bürger aufgefordert, die Waffen wegzulegen und die Barrikaden niederzureißen: sie wußten nun, daß es nur einer Stunde bedürfe, um die Waffen wieder zu ergreifen, und nur einer Nacht, um die Barrikaden wieder aufzurichten. Planchet war in seine Kaufbude zurückgekehrt. Der Sieg veranlaßte eine Amnestie, sonach fürchtete sich Planchet nicht, gehenkt zu werden, und war überzeugt, daß, wenn man nur Miene machte, ihn gefangen zu nehmen, das Volk sich für ihn erheben würde, wie es für Broussel geschehen war. Rochefort hatte seine Chevauxlegers dem Chevalier d'Humieres zurückgegeben; beim Verlesen fehlten wohl zwei davon, allein der Chevalier, der von Herzen Frondeur war, wollte nichts wissen von Schadloshaltung.
    Louvieres war stolz und zufrieden, er hatte sich gerächt an Mazarin, welchen er haßte, und viel zur Befreiung seines Vaters beigetragen; sein Name wurde mit Schrecken im Palais-Royal wiederholt, und er sprach lächelnd zu dem Ratsherrn, als er zu seiner Familie zurückkam: »Glaubst du wohl, Vater, wenn ich jetzt von der Königin eine Kompagnie fordern würde, sie würde mir dieselbe geben?« D'Artagnan nützte den Moment der Ruhe, um Rudolf wieder zu entlassen, welchen er während des Aufruhrs mühevoll eingeschlossen hielt, da er durchaus entweder für die eine oder die andere Partei das Schwert ziehen wollte. Rudolf machte wohl anfänglich einige Schwierigkeiten, allein d´Artagnan sprach im Namen des Grafen de la Fère. – Rudolf machte der Frau van Chevreuse einen Besuch, und brach dann auf, um sich wieder zum Heere zu begeben. Nur Rochefort fand, daß die Sache ziemlich schlecht beendigt wurde; er hatte dem Herzog von Beaufort geschrieben, zu kommen, der Herzog würde, wenn er käme, Paris ruhig antreffen. Er besuchte den Koadjutor, um ihn zu fragen, ob er nicht dem Prinzen melden sollte, daß er unterwegs anhalte, doch Gondy dachte ein Weilchen nach und sagte dann: »Lasset ihn seine Reise fortsetzen.«
    »Ist also die Sache noch nicht zu Ende?« fragte Rochefort. »Wie doch, lieber Graf, wir sind ja erst beim Anfang.« »Woher glaubt Ihr das?« »Weil ich das Herz der Königin kenne; sie wird nicht geschlagen bleiben wollen.« »Hat sie irgend etwas in Bereitschaft?« »Ich hoffe das.« »Was wißt Ihr? Laßt hören.« »Ich weiß, daß sie an den Prinzen geschrieben hat, er möge in Eile vom Heere zurückkehren.« »Ah, ah!« rief Rochefort. »Ihr habt recht, man muß Herrn von Beaufort kommen lassen.«
    An demselben Abend dieser Unterredung ging auch das Gerücht, der Prinz sei angekommen. Diese Neuigkeit war sehr einfach und natürlich, erregte aber dennoch ein ungeheures Aufsehen. Wie es hieß, so hatte Frau von Longueville, seine zärtliche Schwester, geplaudert, und ihm Nachrichten gegeben, wodurch unheilvolle Pläne von Seite der Königin enthüllt wurden. Noch am Abend der Ankunft des Prinzen gingen Bürger, Schöppen und Quartiervorsteher, die besser als die anderen unterrichtet waren, zu ihren Bekannten und sagten: »Warum versetzten wir den König nicht in das Stadthaus? Wir tun unrecht, daß wir ihn von unseren Feinden erziehen lassen, die ihm üble Ratschläge geben, indes er Volksgrundsätze in sich aufnehmen und das Volk lieben würde, wäre er zum Beispiel von dem Herrn Koadjutor geleitet.« Die Nacht war düster und unruhig; am nächsten Tage sah man abermals die schwarzen und die grauen Mäntel, die Patrouillen der Kaufleute und die Rotten der Bettler. Die Königin brachte die Nacht in Beratung mit dem Prinzen zu; er ward um Mitternacht in ihr Betzimmer geführt, und verließ es erst um fünf Uhr früh. Um

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