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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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nicht schwer, da jeder hinlänglich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Wenn je ein Mensch erstaunt war, so war es Mousqueton, als er von der Türschwelle aus die vier Freunde und hinter ihnen den Sergeanten mit zehn Mann herankommen sah. Er rieb sich die Augen, da er sich nicht entschließen konnte, Athos und Aramis zu erkennen, doch endlich mußte er sich der klaren Überzeugung ergeben. Sonach wollte er sich auch in Ausrufungen ergießen, aber Porthos legte ihm Stillschweigen auf, mit einem jener Winke, die keine Erörterung erlauben. Mousqueton blieb gleichsam an der Türe kleben und wartete auf die Erklärung eines so seltsamen Vorfalls; vor allem aber machte es ihn verwirrt, daß die Freunde taten, als kenne einer den andern nicht mehr. Das Haus, in welches d'Artagnan und Porthos ihre zwei Freunde führten, war dasselbe, welches sie seit gestern bewohnten, und das ihnen von dem General Cromwell eingeräumt worden war; es bildete die Ecke einer Straße, hatte eine Art Garten und Stallungen, welche rückwärts an eine Straße stießen. Die Fenster im Erdgeschosse waren, wie es in kleinen Provinzstädten oft der Fall ist, mit Gittern versehen, und glichen so ziemlich denen eines Gefängnisses. Die zwei Freunde ließen die Gefangenen vor sich eintreten und blieben an der Schwelle stehen, nachdem sie durch Mousqueton die vier Pferde in den Stall hatten führen lassen. »Weshalb treten wir nicht mit ihnen ein?« fragte Porthos. »Weil wir vorher sehen müssen,« entgegnete d'Artagnan, »was dieser Sergeant und die acht bis zehn Mann, welche mit ihm kommen, von uns wollen.« Der Sergeant und die acht bis zehn Mann begaben sich in den kleinen Garten. D'Artagnan fragte sie, was sie wollten und weshalb sie hier seien. »Wir haben den Auftrag,« erwiderte der Sergeant, »Euch in der Bewachung Eurer Gefangenen zu unterstützen.« Es ließ sich dagegen nichts sagen, ja, es war sogar eine zarte Aufmerksamkeit, wobei man sich gegen denjenigen, der sie hatte, noch dankbar zeigen mußte. D'Artagnan dankte also dem Wachtmeister, und gab ihm eine Krone, daß er auf die Gesundheit des Generals Cromwell trinke. Der Sergeant bemerkte, daß die Puritaner nicht trinken und schob die Krone in seine Tasche. »Ha,« rief Porthos, »welch ein garstiger Tag, lieber d'Artagnan!« »Was sagt Ihr da. Porthos? Ihr nennt den Tag garstig, an dem wir unsere Freunde wiederfanden?« »Ja, bei welcher Gelegenheit aber.« «Der Umstand ist wohl mißlich,« erwiderte d'Artagnan, »jedoch wenn auch, treten wir bei ihnen ein, und suchen wir in unserer Stellung ein bißchen nach Licht.«
    »Sie ist stark umdüstert,« versetzte Porthos, »und nun begreife ich, weshalb mich Aramis so dringend aufforderte, diesen häßlichen Mordaunt zu erwürgen.«
    »Still!« rief d'Artagnan, »sprechet diesen Namen nicht aus.«
    »Ich spreche ja doch französisch,« sagte Porthos, »und sie sind Engländer.« D'Artagnan sah Porthos mit einer Miene der Bewunderung an, die ein vernünftiger Mann den Ungeheuern jeder Art nicht versagen kann. Da ihn Porthos gleichfalls anstarrte, ohne sein Erstaunen zu begreifen, schob ihn d'Artagnan vor sich und sprach:
    »Lasset uns eintreten.« Porthos trat zuerst ein, d'Artagnan folgte ihm. Dieser verschloß wieder sorgsam die Türe und drückte die zwei Freunde, einen nach dem andern, an sein Herz. Athos war höchst niedergeschlagen, Aramis blickte Porthos, hierauf d'Artagnan an, ohne etwas zu sprechen, doch war sein Blick so ausdrucksvoll, daß ihn d'Artagnan verstand.
    »Ihr wollet wissen, wie es geschah, daß wir hier sind? Ach, mein Gott, das ist leicht zu erraten. Mazarin hat uns beauftragt, dem General Cromwell einen Brief zu überbringen.«
    »Wie geht es Euch an der Seite Mordaunts?« fragte Athos, »dieses Mordaunt, vor dem ich Euch gewarnt habe, d'Artagnan?«
    »Und den zu erwürgen ich Euch aufgefordert habe, Porthos?« fügte Aramis hinzu.
    »Immer Mazarin. Cromwell schickte ihn an Mazarin; Mazarin schickte uns an Cromwell. Das ist alles verhängnisvoll.«
    »Jawohl, d'Artagnan, Ihr habt recht, es ist ein Verhängnis, das uns entzweit und uns zu Grunde richtet. Reden wir also nicht mehr davon, lieber Aramis, und bereiten wir uns vor, unser Los zu ertragen.«
    »Bei Gott! reden wir allerdings davon, wir sind ja ein für allemal übereingekommen, stets vereint zu bleiben, wiewohl wir uns gegenüberstehen.«
    »O, ja, gegenüber,« sprach Athos lächelnd, »denn ich fragte Euch, welchem Interesse dient Ihr da? Ach,

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