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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Blaifois, welche zurückkehrten und ihre Herren aufsuchten. Athos verständigte sich durch einen Wink mit Grimaud, der sich sogleich der kleinen Schar anschloß, die einem Wirbelwinde glich, und durch den Zuruf d'Artagnans, der hinterher kam, noch mehr angestachelt wurde. Sie sprengten wie Gespenster durch die Tore, ohne daß es den Wachen nur einfiel, sie aufzuhalten, und waren alsbald im Freien. Mittlerweile riefen die Soldaten noch immer: »Stop! Stop!« und der Sergeant, der nun zu merken anfing, daß er überlistet worden sei, riß sich die Haare aus. Inzwischen sah man einen Reiter herankommen mit einem Papiere in der Hand. Das war Mordaunt, der mit dem Befehle zurückkam. »Die Gefangenen!« rief er, indem er vom Pferde sprang. Der Sergeant vermochte nicht zu antworten, er zeigte nach der offenen Türe und dem leeren Zimmer hin. Mordaunt stürzte nach den Stufen, erriet alles, und mit einem Schrei, als hätte man ihm die Eingeweide zerrissen, sank er ohnmächtig auf den Stein nieder.

Wo bewiesen wird, daß große Herzen in den schwierigsten Lagen nie den Mut, und gute Mägen nie den Appetit verlieren
    Die kleine Schar sprengte, ohne daß man ein Wort wechselte oder sich umblickte, im schnellsten Galopp von hinnen, ritt durch einen kleinen Fluß, den niemand zu nennen wußte, und ließ eine Stadt zur Linken, welche, wie Athos sagte, Durham war. Endlich sah man vor sich einen kleinen Wald, gab den Pferden zum letzten Male die Sporen und schlug die Richtung dahin ein. Als sie hinter einem Vorhange von Gezweigen verschwanden, welche dicht genug waren, um sie den Blicken derjenigen zu entziehen, die ihnen nachsehen konnten, hielten sie an, um Rat zu halten. Sie übergaben ihre Pferde zwei Dienern zum Halten und stellten Grimaud als Wache aus; Nun sprach Athos zu d'Artagnan: »O, Freund, kommt fürs erste, daß ich Euch umarme. Ihr seid unser Retter, Ihr seid unser Held.«
    »Athos hat recht, und ich bewundere Euch!« rief Aramis und schloß ihn gleichfalls in seine Arme. »Welche Ansprüche könntet Ihr nicht machen bei einem verständigen Herrn, bei einem scharfsichtigen Auge, bei einem Arm von Stahl, bei einer alles überwindenden Geisteskraft!«
    »Jetzt,« versetzte der Gascogner, »jetzt geht das wohl, ich nehme für mich und für Porthos alles an, Umarmungen und Danksagungen; wir haben Zeit zu verlieren, fahrt fort, fahrt immerhin fort.« Die zwei Freunde wurden durch d'Artagnan an das erinnert, was sie Porthos schuldig waren, und drückten nun diesem gleichfalls die Hand. »Nun handelt es sich darum,« sprach Athos, »daß wir nicht auf gut Glück herumstreifen, sondern einen festen Plan entwerfen. Was wollen wir tun?«
    »Was wir tun wollen? Bei Gott, das ist nicht schwer zu sagen.«
    »Redet also, d'Artagnan.«
    »Wir suchen den nächsten Seehafen zu erreichen, legen unsere Barschaft zusammen, mieten ein Schiff und steuern nach Frankreich. Was mich betrifft, so trage ich meinen letzten Sous bei. Der erste Schatz ist das Leben, und das unserige, ich muß es sagen, hängt nur an einem Faden.«
    »Was sagt denn Ihr dazu, du Vallon?« fragte Athos. »Ich,« entgegnete Porthos, »ich bin ganz d'Artagnans Ansicht; dieses England ist mir widerwärtig.« »So seid Ihr fest entschlossen, es zu verlassen?« fragte Athos d'Artagnan. »Bei Gott!« rief d'Artagnan, »ich sehe nicht, was mich hier fesseln sollte.« Athos tauschte mit Aramis einen Blick aus, dann sprach er seufzend: »So geht denn, meine Freunde!«
    »Wie, geht,« sprach d'Artagnan, »gehen wir, glaube ich.«
    »Nein, o Freund,« sagte Athos, »wir müssen uns trennen.«
    »Was trennen!« rief d'Artagnan, ganz bestürzt ob dieser unvermuteten Entgegnung. »Bah!« versetzte Porthos, »was sollen wir uns trennen, da wir wieder beisammen sind?«
    »Weil Eure Sendung vollbracht ist und Ihr wieder nach Frankreich zurückkehren könnet und sogar müsset; doch die unserige ist es noch nicht.«
    »Wie, Eure Sendung ist noch nicht vollbracht?« fragte d'Artagnan und blickte Athos verwunderungsvoll an. »Nein,« erwiderte Athos mit seiner sanften und zugleich so festen Stimme. »Wir kamen hierher, um den König Karl zu schützen; wir haben ihn schlecht beschützt, es bleibt uns ja noch übrig, ihn zu retten.«
    »Den König zu retten!« wiederholte d'Artagnan und blickte Aramis so an, wie er Athos angeblickt hatte. Aramis nickte bloß mit dem Kopfe. D'Artagnans Züge nahmen den Ausdruck unendlichen Mitleids an; er fing an zu glauben, er habe es mit Sinnberückten

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