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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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wollt. Überdies finde ich das sehr hübsch, was der Graf de la Fère gesagt hat.«
    »Doch Eure Zukunft, d'Artagnan? Eure Wünsche, Porthos?«
    »Nun, es ist abgemacht,« entgegnete d'Artagnan; »ich finde England reizend und bleibe hier, doch nur unter einer Bedingung.«
    »Unter welcher?«
    »Daß man mich nicht zwingt, englisch zu lernen.«
    »Wohlan,« erwiderte Athos triumphierend, »jetzt, o Freund, schwöre ich Euch bei diesem Gott, der uns hört, bei meinem Namen, den ich für makellos halte, ich glaube, es walte über uns eine höhere Macht, und hoffe, wir werden alle vier Frankreich wiedersehen.«
    »Es sei,« sprach d'Artagnan, »allein ich bekenne, daß ich ganz entgegengesetzter Meinung bin.«
    »Der liebe d'Artagnan,« sagte Aramis, »er vertritt unter uns die Opposition der Parlamente, die stets nein sagen und bejahend handeln.«
    »Wohl, die aber doch das Vaterland retten,« entgegnete Athos.
    »Nun,« sprach Porthos, sich die Hände reibend, »wenn wir jetzt, wo alles abgemacht ist, auch an ein Mittagmahl denken möchten. Mich dünkt, daß wir in den verwickeltsten Lagen unseres Lebens stets zu Mittag gespeist haben.« Man beschloß, ein nahegelegenes Haus aufzusuchen, in der Hoffnung, den allgemeinen Hunger auf diese oder jene Art stillen zu können.

Parrys Bruder
    Nach Maßgabe, als sich unsere Flüchtlinge dem Hause näherten, sahen sie den Boden zerstampft, als wäre ihnen eine beträchtliche Reiterschar zuvorgekommen; vor der Türe zeigten sich die Spuren noch viel deutlicher; diese Schar, was sie auch sein mochte, hatte dort eingesprochen. »Bei Gott,« rief d'Artagnan, »die Sache ist klar, hier ist der König mit seiner Bedeckung durchgekommen.«
    »Zum Teufel,« fluchte Porthos, »wenn das ist, so haben sie alles aufgezehrt.«
    »Bah,« versetzte d'Artagnan, »sie haben gewiß noch ein Huhn übriggelassen.« Er sprang vom Pferde und pochte an die Türe, doch antwortete niemand. Er stieß die Türe auf, die nicht versperrt war. und sah das erste Zimmer öde und leer.
    »Nun?« fragte Porthos.
    »Ich sehe niemand,« entgegnete d'Artagnan.
    »Ach, ach!«
    »Was ist?«
    »Blut.« Bei diesem Ausrufe sprangen die drei Freunde vom Pferde und traten in das erste Zimmer, allein d'Artagnan hatte bereits die Türe des zweiten aufgestoßen, und an dem Ausdrucke seiner Miene gab es sich kund, daß er etwas Ungewöhnliches erblicke. Die drei Freunde traten näher, und sahen auf dem Boden einen Mann hingestreckt und in Blut gebadet. Man sah, er wollte noch sein Bett erreichen, doch hatte er nicht mehr die Kraft, und sank zu Boden. Athos war der erste, der zu diesem Unglücklichen trat und glaubte, er bemerke an ihm noch eine Bewegung. »Nun?« fragte d'Artagnan.
    »Wenn er tot ist,« versetzte Athos. »so ist das noch nicht lange her, da er noch warm ist. Doch nein, sein Herz schlägt. He, Freund! –« Der Verwundete stieß einen Seufzer aus; d'Artagnan nahm Wasser in die hohle Hand und sprengte es ihm in das Antlitz. Der Mann schlug die Augen wieder auf, machte eine Bewegung, den Kopf empor zu richten, und sank wieder zurück. Jetzt versuchte es Athos, ihn vom Boden auf seinen Schoß zu erheben, allein er bemerkte, daß die Wunde ein wenig oberhalb der Stirne war und ihm den Schädel gespaltet hatte; das Blut floß in Menge. Aramis tauchte eine Serviette in Wasser und legte sie auf die Wunde; die Frische brachte den Verwundeten wieder zu sich: er öffnete zum zweiten Male die Augen. Er starrte diese Männer erstaunt an, die ihn zu beklagen schienen und die, ihm beizustehen, bemüht waren. »Ihr seid unter Freunden,« redete ihn Athos auf Englisch an, »seid also unbekümmert, und wenn Ihr Kraft genug habt, so erzählet uns, was da geschehen ist.«
    »Der König,« stammelte der Verwundete, »der König ist gefangen.«
    »Habt Ihr ihn gesehen?« fragte Aramis in derselben Sprache. Der Mann antwortete nicht. »Seid ruhig,« begann Athos wieder, »wir sind getreue Diener Seiner Majestät.«
    »Ist das wahr, was Ihr da sagt?« fragte der Verwundete. »Bei unserer Edelmannsehre.«
    »Somit kann ich Euch alles sagen?«
    »Redet.«
    »Ich bin der Bruder Parrys, des Kammerdieners Seiner Majestät.« Athos und Aramis erinnerten sich, daß Lord Winter dem Bedienten diesen Namen gegeben, den sie im Korridor des königlichen Gezeltes angetroffen hatten. »Wir kennen ihn,« versetzte Athos, »er verläßt den König nie.«
    »Ja, ganz richtig,« entgegnete der Verwundete. »Nun, als er den König gefangen sah, so

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