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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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dachte er an mich; man zog bei dem Hause vorüber, er forderte in des Königs Namen, daß man daselbst anhalte. Sein Begehren wurde erfüllt. Der König, hieß es, habe Hunger; man ließ ihn in das Zimmer treten, worin ich mich befinde, damit er da seine Mahlzeit halte, während man Wachen vor die Türen und Fenster stellte. Parry kannte dieses Zimmer, denn während Seine Majestät in Newcastle war, besuchte er mich öfter. Auch wußte er, daß in diesem Zimmer eine Falltüre sei, daß sie in den Obstgarten führe und daß man von diesem Keller aus zum Obstgarten gelangen könne. Er machte mir ein Zeichen, das ich verstand; doch ohne Zweifel erlauschten die Wächter dieses Zeichen und es machte sie argwöhnisch. Da ich nicht wußte, daß man etwas argwöhne, so hatte ich nur diesen Wunsch noch, den König zu retten. Ich ging sonach, als wollte ich Holz holen, und dachte, daß keine Zeit zu verlieren sei. Ich trat in den unterirdischen Gang, der nach dem Keller führte und womit diese Falltüre in Verbindung stand. Ich hob den Fußboden mit dem Kopfe auf, und indes Parry den Riegel vorschob, winkte ich dem Könige, mir zu folgen. Ach, er wollte nicht; es schien, als hätte er Abscheu vor der Flucht. Doch Parry bat ihn mit gefalteten Händen; auch ich flehte inständigst, er wolle eine solche Gelegenheit nicht verlieren. Endlich entschloß er sich, mir zu folgen. Zum Glücke ging ich voraus, der König kam einige Schritte hinter mir, als ich auf einmal im unterirdischen Gange sah, daß sich etwas wie ein Schatten emporrichtete. Ich wollte schreien, um den König zu warnen, hatte aber nicht mehr die Zeit. Ich fühlte einen Streich, als stürzte das Haus über mir ein, und sank in Ohnmacht nieder.« »Guter, wackerer Engländer, treuer Diener!« rief Athos. »Als ich wieder zur Besinnung kam, lag ich auf derselben Stelle. Ich schleppte mich bis in den Hof; der König und seine Bedeckung waren verschwunden. Es verging vielleicht eine Stunde, bis ich vom Hofe hierher gelangte; doch hier schwanden meine Kräfte und ich sank abermals in Ohnmacht.«
    »Und wie fühlt Ihr Euch jetzt?«
    »Sehr schlecht,« entgegnete der Verwundete.
    »Können wir etwas für Euch tun?« fragte Athos.
    »Helft mir auf das Bett dorthin, ich denke, das wird mich erleichtern.«
    »Werdet Ihr jemand haben, der Euch pflegt?«
    »Meine Gemahlin ist in Durham und wird alsbald zurückkehren. Doch Ihr selbst, wünscht Ihr nichts, bedürft Ihr nichts?«
    »Wir kamen in der Absicht hierher, Euch um etwas Essen zu ersuchen.«
    »Ach, sie haben alles genommen und es ist kein Stück Brot mehr im Hause übrig.«
    »Hört Ihr, d'Artagnan?« versetzte Athos, »wir müssen unser Mittagmahl anderweitig suchen.«
    »Mir gilt das jetzt gleich,« erwiderte d'Artagnan, »denn ich habe keinen Hunger mehr.«
    »Meiner Treu', auch ich nicht,« sagte Porthos. Sie brachten den Mann auf ein Bett. Mittlerweile kehrten die Flüchtlinge in das erste Zimmer zurück und hielten hier Rat. »Nun wissen wir, woran wir uns zu halten haben,« sagte Aramis; »es war wirklich der König und seine Bedeckung, die hier durchkamen; und so müssen wir den entgegengesetzten Weg wählen. Ist das auch Eure Ansicht, Athos?« Athos gab keine Antwort, er dachte nach.
    »Ja,« versetzte Porthos, »begeben wir uns auf den entgegengesetzten Weg. Folgen wir der Eskorte, so finden wir alles schon aufgezehrt und sterben vor Hunger. Wie verwünscht ist doch dieses England! Das ist das erstemal, daß ich fast nicht zu Mittag essen würde. Das Mittagmahl ist mein liebster Schmaus.«
    »Was denkt Ihr, d'Artagnan?« fragte Athos: »teilt Ihr Aramis' Meinung?«
    »Ganz und gar nicht,« entgegnete d'Artagnan, »meine Meinung ist gerade die entgegengesetzte.«
    »Wie?« fragte Porthos erschreckt, »Ihr wollt der Eskorte folgen?«
    »Nein, sondern mit ihr ziehen!« Athos' Augen strahlten vor Freude. »Mit der Eskorte reisen!« rief Aramis. »Laßt d'Artagnan reden,« sagte Athos, »Ihr wißt ja, er ist ein Mann von gutem Rate.«
    »Allerdings,« versetzte d'Artagnan, »müssen wir dahin gehen, wo man uns nicht suchen wird. Nun wird man uns aber ganz und gar nicht unter den Puritanern suchen, und folglich müssen wir unter die Puritaner gehen.«
    »Gut, Freund, gut,« sprach Athos, »der Rat ist vortrefflich, ich wollte ihn schon bei unserer Ankunft geben.« »Somit ist das auch Eure Meinung?« fragte Aramis. »Ja, man wird meinen, wir wollen England verlassen, und uns in den Häfen aufsuchen, inzwischen

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