Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
Vom Netzwerk:
zu tun. Er sagte: »Athos, Ihr habt unmöglich im Ernste gesprochen; der König befindet sich in der Mitte eines Heeres, welches ihn nach London bringt. Dieses Heer befehligt ein Fleischhauer oder der Sohn eines Fleischhauers, gleichviel, der Oberst Harrison. Wenn Se. Majestät in London ankommt, wird ihr sogleich der Prozeß gemacht werden, dafür stehe ich, denn ich hörte darüber genug aus dem Munde des Generals Oliver Cromwell, um zu wissen, woran ich bin.« Athos und Aramis tauschten einen zweiten Blick aus. »Und ist sein Prozeß gemacht,« sagte d'Artagnan, »so wird man mit der Vollziehung des Urteils nicht zögern. O, die Puritaner Pflegen rasch zu Werke zu gehen.«
    »Zu welcher Strafe denkt Ihr wohl, wird man den König verurteilen?« fragte Athos. »Ich fürchte sehr, es werde die Todesstrafe sein; sie haben ihm zu viel angetan, als daß er ihnen vergeben könnte, sie haben nur ein Mittel noch, ihm nämlich das Leben zu rauben.«
    »Das ist aber ein Grund mehr, um das bedrohte, erlauchte Haupt nicht zu verlassen.«
    »Athos, werdet Ihr blöde?«
    »Nein, mein Freund,« entgegnete der Edelmann mit Sanftmut, »allein Lord Winter hat uns in Frankreich aufgesucht und uns zur Königin Henriette geführt. Ihre Majestät erwies uns, mir und Herrn d'Herblay, die Ehre, uns um unsern Beistand für ihren Gemahl anzusprechen; wir gaben unser Wort, und unser Wort enthielt alles. Es war unsere Kraft, es war unser Verstand, es war endlich unser Leben, das wir verpfändeten, es bleibt uns noch übrig, unser Wort zu halten. Ist das auch Eure Ansicht, d'Herblay?« »Ja,« erwiderte Aramis, »wir haben es angelobt.«
    »Gelingt es uns, den König zu retten,« begann Athos wieder, »so ist das schön, und sterben wir für ihn, so ist dies erhaben.«
    »Ihr wisset also im voraus, daß Ihr dabei zugrunde gehen werdet?« fragte d'Artagnan.
    »Wir fürchten das, und unser einziges Leid ist's, fern von Euch zu sterben.«
    »Was wollt Ihr tun in einem fremden feindlichen Lande?«
    »Da ich noch jung war, bereiste ich England; ich spreche englisch wie ein Engländer und auch Aramis versteht ein wenig die Sprache. Ha! wenn wir Euch hätten. Ihr Freunde, mit Euch, d'Artagnan, und mit Euch, Porthos, würden wir vier, seit zwanzig Jahren zum ersten Male wieder vereinigt, nicht bloß England, sondern den drei Königreichen Trotz bieten.«
    »Und habt Ihr jener Königin versprochen,« entgegnete d'Artagnan mit Unmut, »den Tower in London zu erbrechen, hunderttausend Soldaten niederzumachen, siegreich gegen die Wünsche einer Nation und die Ehrsucht eines Mannes zu kämpfen, wenn dieser Mann Cromwell heißt? Ihr, Athos und Aramis, Ihr habt diesen Mann nicht gesehen! Nun, er ist ein Mann von Geist, der mich sehr an unsern Kardinal erinnert hat, an den andern, den großen – Ihr wisset wohl, an Richelieu. Also übertreibt Eure Verpflichtungen nicht; im Namen des Himmels, lieber Athos, opfert Euch nicht auf. Nun denn, Porthos, vereinigt Euch mit mir. Was haltet Ihr von der Sache, sagt an, redet offen!«
    »Nichts Gutes,« erwiderte Porthos.
    »Sprecht,« fuhr d'Artagnan fort, empfindlich darüber, daß Athos, statt auf ihn zu achten, auf eine Stimme in seinem Innern zu hören schien.
    »Ihr seid bei meinem Rate niemals schlecht gefahren. Nun, so glaubt mir, Athos, Eure Sendung ist vollbracht, auf edle Weise vollbracht; kehrt also mit uns zurück nach Frankreich.«
    »Freund,« versetzte Athos, «unser Entschluß ist unerschütterlich.«
    »Somit habt Ihr noch irgendeinen andern Beweggrund, welchen wir nicht kennen.« Athos lächelte. »Wohlan,« rief endlich d'Artagnan entrüstet aus, »da Ihr es nicht anders wollt, so lassen wir unsere Knochen in diesem armseligen Lande, wo es immer kalt, wo das schöne Wetter Nebel, der Nebel Regen, und der Regen eine Sündflut ist, wo die Sonne dem Monde gleich und der Mond einem Milchkäse. Wahrlich, da man doch einmal sterben muß, so liegt wenig daran, ob wir hier sterben, oder anderswo.«
    »Doch, lieber Freund,« sprach Athos, »bedenkt, da heißt es früher sterben.«
    »Bah, ein bißchen früher oder später, darüber zu streiten verlohnt sich nicht der Mühe.«
    »Wenn ich mich über etwas verwundere,« bemerkte Porthos pathetisch, »so ist es, daß es nicht schon geschehen ist.«
    »O, seid unbekümmert, Porthos, das wird geschehen,« sagte d'Artagnan. »Somit ist es abgemacht,« fuhr er fort, »und wenn Porthos nichts einzuwenden hat ...«
    »Ich,« versetzte Porthos, »ich tue, was Ihr

Weitere Kostenlose Bücher