Zwanzig Jahre nachher (German Edition)
ein Regiment an, dem er seinen Namen gibt, das Regiment Corinth. Er ernennt Leutnants und Kapitäne wie der Marschall von Frankreich und Oberste wie der König.« »Ja,« versetzte Aramis, »allein wenn er sich schlagen soll, so bleibt er gewiß in seinem Palaste.« »O, ganz und gar nicht, da irrt Ihr, lieber d'Herblay; wenn er kämpfen soll, so tut er es auch, so zwar, daß man ihn jetzt, wo ihm der Tod seines Oheims einen Sitz im Parlamente verschaffte, unaufhörlich zwischen den Beinen hat, im Parlamente, im Rate und auf dem Kampfplatze. Der Prinz von Conti ist General dem Namen nach, und so geht alles schlecht, meine Herren, alles sehr schlecht.« »So zwar, gnädigster Herr, daß Eure Hoheit unzufrieden ist,« sprach Athos und wechselte einen Blick mit Aramis. »Unzufrieden, Graf? sagt, daß meine Hoheit entrüstet ist.« Es war nicht mehr bloß ein Blick, es war ein Blick und ein Lächeln, welches Athos und Aramis austauschten, und wären ihnen auch Châtillon und Flamarens nicht begegnet, so hätten sie es doch erraten, daß sie hier gewesen seien. Sonach sprachen sie auch kein Wort von der Anwesenheit des Herrn von Mazarin in Paris. »Gnädigster Herr,« sprach Athos, »wir sind jetzt zufrieden. Als wir um diese Stunde zu Euer Hoheit kamen, hatten wir keine andere Absicht, als einen Beweis unserer Ergebenheit abzulegen, und Ihnen zu sagen, daß wir uns zu ihrer Verfügung als die getreuesten Diener stellen.« »Als meine getreuesten Freunde, meine Herren, als meine getreuesten Freunde! Ihr habt es mir bewährt, und sollte ich mich je wieder mit dem Hofe aussöhnen, so werde ich Euch, wie ich hoffe, beweisen, daß auch ich Euer Freund geblieben bin, so wie der dieser Herren... wie Teufel heißen sie denn – d'Artagnan und Porthos?« »D'Artagnan und Porthos.« »Ah ja, so ist's. Ihr versteht mich also, also Graf de la Fère? – Ihr versteht mich, Chevalier d'Herblay? Ganz und stets der Eure!« Athos und Aramis verneigten und entfernten sich. »Lieber Athos,« sprach Aramis, »Gott vergebe mir; ich glaube, daß Ihr mich nur begleitet habt, um mir eine Lehre zu geben.« »Wartet doch, mein Lieber,« versetzte Athos, »zu dieser Bemerkung wird es Zeit sein, wenn wir den Herrn Koadjutor verlassen.« »Laßt uns nach dem erzbischöflichen Palaste gehen.« Beide begaben sich auf den Weg nach der City.
Als sich Athos und Aramis der Wiege von Paris näherten, fanden sie die Straßen überschwemmt und waren abermals genötigt, einen Kahn zu nehmen. Der erzbischöfliche Palast ragte mitten aus dem Wasser empor, und vermöge der vielen Kähne, die rings um denselben angebunden waren, hätte man glauben mögen, man befinde sich nicht in Paris, sondern in Venedig. Diese Kähne fuhren hin und her, kreuzten sich in allen Richtungen und verloren sich im Straßenlabyrinth der City, oder in der Richtung des Zeughauses, oder des Kais von Saint-Victor und steuerten wie in einem See. Von diesen Schiffen waren die einen still und geheimnisvoll, die anderen lärmend und illuminiert. Die zwei Freunde glitten unter diese Welt von Fahrzeugen und landeten gleichfalls. Das ganze Erdgeschoß des erzbischöflichen Palastes stand unter Wasser, doch wurde eine Art Treppe an die Mauern gelegt, und die ganze Veränderung, die aus der Überschwemmung hervorgegangen war, bestand darin, daß man durch die Fenster eintrat, statt durch die Tore. Auf diese Art gelangten Athos und Aramis in das Vorgemach des Koadjutors, welches voll von Bedienten war, da sich ein Dutzend Kavaliere im Wartezimmer befanden. »Mein Gott!« rief Aramis, »seht nur, Athos, will sich etwa dieser Koadjutor das Vergnügen machen, uns im Vorzimmer warten zu lassen?« Athos lächelte und sagte: »Lieber Freund, man muß die Menschen hinnehmen mit all den Unannehmlichkeiten ihrer Stellung. Der Koadjutor ist in diesem Augenblicke einer der sieben oder acht Könige, welche in Paris regieren. Er macht einen Hof.« »Ja,« versetzte Aramis, »allein wir sind leine Höflinge.« »Somit wollen wir ihm unsere Namen melden lassen, und wenn er darauf keine geziemende Antwort gibt, so werden wir ihn bei den Angelegenheiten Frankreichs oder den seinigen lassen. Es handelt sich bloß darum, daß wir einen Diener rufen und ihm eine halbe Pistole in die Hand drücken.« »Nun eben,« sagte Aramis – »ich irre mich nicht – ja – nein – dennoch – es ist Bazin, der Schlingel, er kommt.« Bazin, der in diesem Augenblicke in seinem Küsteranzug majestätisch durch das Vorgemach
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