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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Beaufort, die Freiheit und vielleicht auch das Leben verdankt, Ihr seid ein Beispiel davon – man muß sich wohl aufopfern für das allgemeine Beste. Ich opfere mich auch auf, wie Ihr seht, allein ich bekenne, daß meine Kräfte zu Ende gehen. Das Herz ist gesund, der Kopf ist gesund, allein die Teufelsgicht tötet mich, und ich bekenne, daß, wenn der Hof meinen Anforderungen Gerechtigkeit widerfahren läßt, ganz billigen Anforderungen, da ich bloß eine vom vorigen Kardinal mir zugesicherte Schadloshaltung will, die er mir zugesagt, als man mir mein Fürstentum Sedan wegnahm; ja, ich bekenne, wenn man mir Krongüter von gleichem Werte gibt, wenn man mich für den Nichtgenuß dieses Besitztums, seit es mir weggenommen, nämlich seit acht Jahren, entschädigt, wenn der Titel Prinz denen zugestanden wird, welche meinem Hause angehören, und wenn mein Bruder Turenne wieder sein Kommando erhält, so will ich mich sogleich auf meine Güter zurückziehen und den Hof und das Parlament sich nach Belieben ins Einvernehmen setzen lassen.« »Sie hätten auch ganz recht, gnädigster Herr,« sprach Athos. »Das ist Eure Ansicht, nicht wahr, Herr Graf de la Fère?« »Ganz und gar.« »Und auch die Eurige, Herr Chevalier d'Herblay?« »Vollkommen.« »Nun, meine Herren,« fing der Herzog wieder an, »ich bekenne Euch, daß ich diese Ansicht ganz wahrscheinlich adoptieren werde. Der Hof macht mir in diesem Augenblicke Eröffnungen, und es steht nur bei mir, drauf einzugehen. Bis jetzt habe ich sie zurückgewiesen; da mir aber Männer, wie Ihr seid, sagen, ich habe unrecht, und da mich besonders diese Teufelsgicht unfähig macht, der Pariser Sache irgendeinen Dienst zu leisten, so habe ich, meiner Treue, große Lust, Euren Rat zu befolgen und den Vorschlag einzugehen, welchen mir soeben der Herr von Châtillon getan hat.« »Gehen Sie ihn ein, Prinz, gehen Sie ihn ein,« sagte Aramis. »Meiner Treue, ja, ich bin sogar verdrießlich, daß ich ihn diesen Abend zurückgewiesen habe – doch morgen haben wir eine Zusammenkunft, und da wollen wir sehen.«
    Die zwei Freunde verneigten sich vor dem Herzoge; dieser sprach zu ihnen: »Geht, meine Herren, geht, Ihr müßt von der Reise sehr erschöpft sein. Der arme König Karl! Bei allem dem aber ist er ein bißchen selber schuld, und es muß uns trösten, daß sich hierbei Frankreich keinen Vorwurf zu machen hat, und daß es zu seiner Rettung alles getan hat, was es vermochte.« »O, was das betrifft,« versetzte Aramis, »so sind wir Zeugen davon. Zumal Herr von Mazarin –« »Nun seht, es freut mich sehr, daß Ihr ihm dieses Zeugnis erteilt; es liegt etwas Gutes in dem Kardinal, und wäre er nicht Ausländer – – so würde man ihm zuletzt Gerechtigkeit widerfahren lassen. – Ach, die Teufelsgicht!« Athos und Aramis gingen fort, allein das Ächzen des Herrn von Bouillon folgte ihnen bis in das Vorgemach; dieser arme Prinz litt augenscheinlich Höllenschmerz. Als sie zu dem Straßentore kamen, sagte Aramis zu Athos: »Nun, was denkt Ihr von ihm?« »Von wem?« »Bei Gott, von Herrn von Bouillon.« »Freund, ich denke von ihm das,« erwiderte Athos, »was das Triolett unseres Führers von ihm sagt:
›Dieser brave Herr von Bouillon
Ist gequält vom Zipperlein.‹«
     
    »Ich erwähnte somit auch nichts von dem Gegenstande, der uns herführte,« sprach Aramis. «Da habt Ihr vorsichtig gehandelt; sonst hättet Ihr ihm wieder einen Anfall verursacht. Laßt uns jetzt zu Herrn von Beaufort gehen.« Die zwei Freunde begaben sich auf den Weg nach dem Hotel Vendôme. Es schlug zehn Uhr, als sie dort ankamen. Das Hotel Vendôme war ebenso gut bewacht, und bot einen ebenso kriegerischen Anblick wie das des Herrn von Bouillon. Es befanden sich hier Schildwachen, ein Posten im Hofraum, zusammengestellte Gewehre, gesattelte, am Ringe befestigte Pferde. Zwei Reiter, welche das Hotel in dem Momente verließen, wo Athos und Aramis hineinritten, mußten, um diese durchzulassen, einen Schritt weit zurückreiten. »Ah, meine Herren!« rief Aramis, »das ist wahrhaft die Nacht der Begegnungen, und ich gestehe, daß wir uns, nachdem wir heute schon so oft zusammengetroffen sind, unglücklich fühlten, wenn wir uns morgen nicht begegnen würden.« »O, in dieser Beziehung, mein Herr,« erwiderte Châtillon – denn er war es, der eben mit Flamarens vom Herzoge von Beaufort wegritt – »könnet Ihr unbekümmert sein; wenn wir uns des Nachts antreffen, ohne uns aufzusuchen, so werden wir uns um so eher

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