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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Erste nur ein Schweizer weniger; allein ich hoffe, Ihr werdet ihn nicht erwürgen, sondern ganz sanft hier niederstellen, wo wir ihn knebeln und irgendwo anbinden wollen. Dann werden wir zu seiner Uniform und zu seinem Schwerte kommen.«
    »Vortrefflich!« rief Porthos, indem er d'Artagnan mit der größten Bewunderung anstarrte
    »Hm,« sagte der Gascogner.
    »Ja,« fuhr Porthos fort, da er sich eines bessern besann, »doch Eine Uniform und Ein Schwert sind für Zwei nicht genug.«
    »Nun, hat er denn nicht seinen Kameraden?«
    »Richtig,« erwiderte Porthos. »Wenn ich also husten werde, so ist es Zeit, daß Ihr den Arm ausstreckt.«
    »Gut.«
    Die zwei Freunde stellten sich jeder auf den bezeichneten Posten, und wie sie standen, war Porthos ganz in der Ecke des Fensters verborgen.
    »Guten Abend, Kamerad!« rief d'Artagnan mit seiner sanftesten Stimme und im freundlichsten Tone.
    »Guten Abend, mein Herr,« erwiderte der Soldat.
    »Es ist eben nicht warm zum Spazierengehen,« bemerkte d'Artagnan.
    »Brrrrroun,« machte der Soldat. »Ich denke, ein Glas Wein wäre Euch eben nicht unangenehm?«
    »Ein Glas Wein, o, das wäre mir willkommen.«
    »Der Fisch beißt an, der Fisch beißt an,« flüsterte d'Artagnan Porthos zu.
    »Ich begreife,« entgegnete Porthos.
    »Ich habe hier eine Flasche,« sagte d'Artagnan.
    »Eine Flasche?«
    »Ja.«
    »Eine volle Flasche?«
    »Ganz voll, und sie ist Euer, wenn Ihr sie auf meine Gesundheit leeren wollt.«
    »O, mit Vergnügen!« entgegnete der Soldat und trat näher.
    »Kommt und holt sie also, mein Freund,« sprach der Gascogner.
    »Recht gern; ich glaube, es ist eine Bank hier.«
    »Mein Gott, ja man sollte meinen, sie sei eigens dazu angebracht worden. Steigt hinauf... da, gut, so ists recht, mein Freund.« D'Artagnan hustete. In diesem Momente sank Porthos Arm nieder, seine stählerne Faust packte rasch wie der Blitz und fest wie eine Zange den Soldaten am Kragen, hob ihn mit der Gefahr, ihn zu schinden, durch die Öffnung an sich und legte ihn auf den Boden, wo ihm d'Artagnan nur so viel Zeit ließ, um wieder Atem zu holen, ihn sodann mit der Schärpe knebelte und hierauf mit der Schnelligkeit und Gewandtheit eines Mannes auszukleiden anfing, der sein Handwerk auf dem Schlachtfelde erlernt hat. Sonach trug man den geknebelten und gefesselten Soldaten an den Kamin, worin unsere Freunde das Feuer im voraus ausgelöscht hatten.
    »Da haben wir nun ein Schwert und einen Rock,« sprach Porthos.
    »Diese nehme ich,« versetzte d'Artagnan; wollt Ihr einen andern Rock und ein anderes Schwert, so müsset Ihr Euer Kunststück wiederholen. Habt acht, ich sehe eben den zweiten Soldaten aus der Wachstube treten und sich nach unserer Seite wenden.«
    »Ich halte es für unklug,« äußerte Porthos, »dasselbe Manöver wieder anzufangen, denn dasselbe Mittel, sagt man, gelingt nicht zweimal. Wenn ich ihn verfehle, wäre alles verloren. Ich will hinaufsteigen, und ihn in dem Momente packen, wo er es gar nicht ahnt, und ihn Euch ganz geknebelt heraufschieben.«
    »Das ist besser,« entgegnete der Gascogner.
    »Macht Euch also bereit,« sprach Porthos und ließ sich durch die Öffnung gleiten. Die Sache wurde so bewerkstelligt, wie es Porthos angegeben hatte. Der Riese verbarg sich auf seinem Wege, und als der Soldat an ihm vorüberkam, packte er ihn am Kragen, knebelte und schob ihn wie eine Mumie durch die ausgebrochenen Fensterstangen, durch die er hinter ihm einstieg. Man entkleidete den zweiten Soldaten, wie man es mit dem ersten getan, legte ihn auf ein Bett, befestigte ihn mit den Gurten, und da das Bettgestell von dickem Eichenholz und die Gurte doppelt waren, so war man über diesen ebenso wie über den andern beruhigt.
    »Nun,« sprach d'Artagnan, »das geht ja vortrefflich. Versucht jetzt den Rock dieses Schlingels da, Porthos. Ich zweifle, daß er Euch passen wird; ist er Euch aber zu eng, so beängstigt Euch nicht. Das Wehrgehäng wird Euch genügen und vornehmlich der Hut mit den roten Federn.« Der zweite Soldat war zufällig ein riesenhafter Schweizer, so daß mit Ausnahme einiger Stiche, welche in den Nähten krachten, alles aufs beste an den Leib paßte. Ein Weilchen hindurch hörte man nichts als das Rauschen von Tuch, da Porthos und d'Artagnan sich eilfertig anzogen. »Das ist nun geschehen,« sprachen beide zugleich.
    »Was Euch betrifft, Kameraden,« fuhren sie fort, indem sie sich zu den zwei Soldaten wandten, »so wird Euch kein Leid geschehen, wenn Ihr hübsch ruhig

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