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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Stunde lang unter meinem Fenster auf- und niederschreiten sehe?«
    »Ganz richtig, sie warten auf den Kardinal, oder Bernouin vielmehr, der sie ruft, wenn der Kardinal ausgeht.« »Hübsche Männer, meiner Treue,« sprach d'Artagnan. »Es ist das Regiment, welches bei Lens war, und das der Prinz dem Kardinal gab, um ihm Ehre zu erweisen.«
    »O, mein Herr,« sagte d'Artagnan, um daß lange Gespräch gleichsam in ein Wort zu fassen, »wenn sich nur Seine Eminenz erweichen läßt, und Herrn de la Fère unsere Befreiung zusteht.«
    »Das wünschte ich von ganzem Herzen,« entgegnete Comminges. »Würdet Ihr es dann nicht ungebührlich finden, ihn zu erinnern, wenn er auf diesen Besuch vergessen sollte?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »O, das beruhigt mich wieder ein bißchen.« Diese schlaue Wendung des Gespräches hätte jedem ein erhabenes Manöver geschienen, der in des Gascogners Herzen zu lesen verstand.
    »Nun noch eine letzte Vergunst,« fuhr er fort, »ich bitte Euch, lieber Herr Comminges.«
    »Ich bin ganz zu Euren Diensten, mein Herr.«
    »Ihr werdet den Grafen de la Fère wiedersehen?«
    »Morgen - früh.«
    »Wollet Ihr ihm für mich einen guten Tag wünschen und ihm sagen, er möchte für mich um dieselbe Gunst nachsuchen, die er wird erlangt haben.«
    »Ihr wünscht also, der Herr Kardinal möge hierher kommen?«
    »Nein, ich kenne mich, ich verlange nicht so viel. Möge mir nur Seine Eminenz die Ehre erzeigen, mich anzuhören, mehr wünsche ich nicht.«
    »O,« murrte Porthos kopfschüttelnd, »das hätte ich nie von ihm gedacht. Wie doch das Unglück einen Menschen erniedrigt.«
    »Das soll geschehen,« versetzte Comminges. »Versichert auch den Grafen, daß es mir wohl gehe, und wie Ihr mich zwar traurig gesehen habt, doch ergeben in mein Schicksal.«
    »Mein Herr, Ihr gefallt mir, wenn Ihr das sagt.«
    »Sagt dasselbe auch für Herrn du Vallon.«
    »Für mich? o nein,« rief Porthos; »ich bin ganz und gar nicht ergeben in mein Schicksal.«
    »Doch werdet Ihr Euch darein ergeben, Freund.«
    »Niemals!«
    »Er wird sich darein ergeben, Herr von Comminges, ich kenne ihn besser, als er sich selbst kennt, und weiß von ihm tausend ausgezeichnete Eigenschaften, die ihm selbst unbewußt sind. Schweigt, lieber du Vallon, und ergebt Euch in Euer Los.«
    »Gott befohlen, meine Herren,« sprach Comminges. »Gute Nacht!«
    »Wir wollen dahin trachten.«
    Comminges verneigte und entfernte sich. D'Artagnan folgte ihm mit den Augen in derselben demutsvollen Haltung und derselben ergebenen Miene. Doch kaum war die Türe hinter dem Gardekapitän wieder geschlossen, als er auf Porthos zurannte, und ihn mit einem Ausdruck von Freude umarmte, an dem man nicht irre werden konnte.
    »O, rief Porthos, o, was ists denn? armer Freund, werdet Ihr etwa verrückt?«
    »Was es ist?« versetzte d'Artagnan; »daß wir gerettet sind.«
    »Ich finde das ganz und gar nicht heraus,« entgegnete Porthos; im Gegenteil sehe ich, daß wir alle gefangen sitzen, Aramis ausgenommen, und daß sich unsere Aussicht auf Befreiung verringert hat, seit einer mehr in Mazarins Schlinge geraten ist.«
    »Ganz und gar nicht, Porthos, mein Freund, diese Schlinge war zureichend für Zwei, wird aber für Drei zu schwach.«
    »Ich verstehe Euch durchaus nicht.« erwiderte Porthos.
    »Es ist auch nicht nötig,« sprach d'Artagnan; »setzen wir uns zu Tische, und sammeln wir Kräfte, die wir wohl in der Nacht brauchen werden.«
    »Was wollen wir denn diese Nacht tun?« fragte Porthos mehr und mehr gespannt.
    »Wir werden wahrscheinlich reisen.«
    »Doch ...«
    »Setzen wir uns zu Tische, lieber Freund, die Gedanken kommen mir während des Essens. Habe ich nach dem Mahle meine Gedanken beisammen, will ich sie Euch mitteilen.

Arm und Kopf
    Das Mahl ging schweigsam, doch nicht traurig vorüber. »Nun?« sprach d'Artagnan nach einem kurzen Weilchen.
    »Nun?« wiederholte Porthos. »Ihr habt also gesagt, lieber Freund ...«
    »Ich? ich habe nichts gesagt.«
    »Doch, Ihr sagtet ja, daß Ihr Lust hättet, von hier wegzugehen.«
    »O ja! in dieser Hinsicht fehlt es mir nicht an Lust.«
    »Ihr habt auch noch beigefügt, daß es sich, um hier wegzukommen, nur darum handelt, eine Eisenstange wegzureißen, oder eine Tür einzubrechen.«
    »Das ist wahr, ich sagte das, und wiederhole es sogar.«
    »Und ich, Porthos, ich gab Euch zur Antwort: »Das wäre ein schlechtes Mittel, und wir würden nicht hundert Schritte weit kommen, ohne wieder gefangen und niedergehauen zu

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