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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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»verspart Eure Kraftanstrengung, oder sie hat nötigenfalls nicht mehr so ganz den Wert, den sie verdient;, hörtet Ihr denn nicht, es werde jemand hierherkommen?« »Allerdings.« »Nun, dieser Jemand wird uns die Türen aufschließen.« »Doch, mein Lieber,« entgegnete Porthos, »wenn uns dieser Jemand erkennt, und wenn er beim Erkennen zu schreien anfängt, so sind wir verloren; denn ich glaube doch nicht, daß Ihr die Absicht habt, mich diesen Mann totschlagen oder erwürgen zu lassen. Ein solches Verfahren wäre gut gegen die Engländer und Deutschen.« »O, Gott soll mich und Euch davor bewahren!« sprach d'Artagnan. »Der junge König würde uns vielleicht Dank wissen, allein die Königin könnte es uns nicht vergeben, und sie ist es, die wir schonen müssen; dann wäre es überdies unnötiges Blut – o, niemals, nein! ich habe meinen Plan. Laßt mich also gewähren, und wir werden lachen.« »Um so besser,« versetzte Porthos, »ich fühle hiezu das Bedürfnis.« »Stille«, flüsterte d'Artagnan, »da ist der angemeldete Jemand.« Man vernahm in der Vorhalle, das heißt im Vorgemache, ein leises Geräusch von Tritten. Die Türangeln knarrten und ein Mann in Kavalierkleidung, in einen braunen Mantel gehüllt, erschien mit einem breiten, über die Augen niedergeschlagenen Filzhute und einer Laterne in der Hand. Porthos drängte sich an die Wand, doch konnte er sich nicht dergestalt unsichtbar machen, daß ihn der Mann im Mantel nicht bemerkte; er reichte ihm seine Laterne und sprach: »Zünde die Lampe der Decke an.« Dann wandte er sich zu d'Artagnan und sagte: «Weißt Du die Ordre?« »Ja,« entgegnete der Gascogner. entschlossen, sich an die deutsche Sprache zu halten. »Tedesco,« murmelte der Kavalier, »va bene.« Er ging der Türe zu, welche jener gegenüberlag, durch die er eingetreten war, öffnete dieselbe und verschwand hinter ihr, nachdem er sie wieder abgesperrt hatte. »Nun,« fragte Porthos; »was tun wir jetzt?« »Jetzt wollen wir unsere Schultern gebrauchen, wenn die Türe versperrt ist, Freund Porthos. Alles zu seiner Zeit, und alles kommt demjenigen zu rechter Zeit, der zu warten weiß. Zuvor aber laßt uns diese Türe auf eine anständige Art verrammeln und dann diesem Kavalier folgen:« Die zwei Freunde schritten allsogleich ans Werk und verrammelten die Türe mit all' den Geräten, die sich im Saale vorfanden, ein Hindernis, welches den Eingang um so mehr verschloß, als die Türe nach innen aufging. »So,« sprach d'Artagnan, »nun sind wir versichert, im Rücken nicht überrumpelt zu werden. Jetzt gehen wir vorwärts.« Man kam zu der Tür, durch welche Mazarin verschwunden war. Sie war versperrt; d'Artagnan versuchte es umsonst, sie zu öffnen. »Nun handelt es sich hier darum, Euren Achseldruck geltend zu machen,« sagte d'Artagnan. »Drückt, Freund Porthos doch sachte, ohne Lärm zu machen; drückt nichts ein, trennt bloß die Flügel, nichts weiter.« Porthos stemmte seine kräftige Schulter gegen eines der Fächer, das auch nachgab, und steckte seine Degenspitze zwischen den Riegel und den Schließhaken des Schlosses. Der gekrümmte Riegel wich zurück und die Türe ging auf. »Laßt uns eintreten,« sprach d'Artagnan. Sie traten ein; hinter einer Glaswand, beim Schein der mitten in der Galerie auf den Boden gestellten Laterne des Kardinals, erblickte man die Orangen- und Granatbäume des Schlosses Rueil in langen Reihen aufgestellt, die eine große Allee und zwei kleine Seitenalleen bildeten. »Kein Kardinal – bloß eine Lampe?« rief d'Artagnan; »zum Teufel, wo ist er denn?« Als er nun einen der Seitenflügel untersuchte, nachdem er Porthos einen Wink gegeben, den andern zu durchspüren, bemerkte er auf einmal einen aus seiner Lage gerückten Kasten und an der Stelle desselben eine Öffnung. Zehn Männer hätten Mühe gehabt, diesen Kasten in Bewegung zu setzen, doch mittels eines Mechanismus drehte er sich auf dem Boden, auf dem er stand. Wie schon erwähnt, bemerkte d'Artagnan eine Öffnung an dieser Stelle, und darin die Stufen einer Wendeltreppe. Er winkte Porthos mit der Hand und zeigte ihm die Öffnung und die Wendeltreppe. Die zwei Männer blickten einander bestürzt an. »Wenn wir bloß Gold suchten,« sprach d'Artagnan. »so hätten wir es schon gefunden, und wären reich für immer.« »Wie so?« »Seht Ihr denn nicht ein, Porthos, daß ganz wahrscheinlich unten an dieser Treppe jener berühmte Schatz des Kardinals liegt, von dem so viel geredet wird, und daß

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