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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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erst an.« Mazarin holte wieder Atem, er war nicht mehr für seinen Mammon, er war nur noch für sich selbst besorgt. Eine Art Lächeln schwebte über seine Lippen hin. »Wohlan,« sprach er, »Ihr habt mich in der Schlinge gefangen, meine Herren, und ich erkenne mich für besiegt. Nicht wahr, Ihr verlangt von mir Eure Freiheit? Ich will sie Euch geben.« »O gnädigster Herr,« entgegnete d'Artagnan, »Sie sind überaus gütevoll, doch unsere Freiheit haben wir bereits, und wir bäten recht gerne um etwas anderes.« »Ihr habt Eure Freiheit!« rief Mazarin ganz erschreckt. »Sicher, und Sie, gnädiger Herr, haben dagegen die Ihrige verloren, und nun – gnädiger Herr, was wollen Sie, das ist so Kriegsbrauch – es handelt sich um die Auslösung.« Mazarin fühlte sich bis auf den Grund seines Herzens von Schauder durchweht. Sein durchdringender Blick heftete sich vergeblich auf des Gascogners höhnisches und auf Porthos gleichgültiges Antlitz. Beide standen in Schatten gehüllt, und die Sibylle von Cumä selber hätte in ihren Mienen nichts zu lesen vermocht. »Ich sollte meine Freiheit einlösen?« sprach Mazarin. »Ja, gnädigster Herr.« »Was soll sie denn kosten, Herr d'Artagnan?« »Bei Gott! gnädigster Herr, ich weiß das noch nicht. Wenn es Eure Eminenz gütigst erlaubt, so wollen wir deshalb den Grafen de la Fère befragen. Wolle demnach Eure Eminenz die Türe zu öffnen geruhen, die zu ihm führt, und in zehn Minuten werden wir im reinen sein.« Mazarin erbebte. »Gnädigster Herr«, fuhr d'Artagnan fort, »Eure Eminenz sieht, wie sehr wir dabei den Anstand beobachten, indes müssen wir notgedrungen bemerken, daß wir keine Zeit zu verlieren haben; schließen Sie also gefälligst auf, gnädiger Herr, und erinnern Sie sich einfür allemal, daß bei der leisesten Bewegung, die Sie, zu entfliehen, machen würden, bei dem geringsten Schrei, den Sie ausstießen, Sie uns nicht gram werden dürften, wenn wir zu irgend einer Gewalttätigkeit schritten, da wir uns in einer ganz eigenen Lage befinden.« »Seid unbesorgt, meine Herren,« erwiderte Mazarin, »ich werde nichts der Art versuchen, darauf gebe ich mein Ehrenwort.«
    D'Artagnan winkte Porthos, daß er seine Wachsamkeit verdopple, dann wandte er sich wieder zu Mazarin und sprach: »Nun, gnädigster Herr, treten wir ein, wenn es gefällig ist.«

Konferenzen.
    Mazarin ließ den Riegel einer Doppeltür springen, an deren Schwelle Athos schon ganz gewärtig stand, seinen hohen Besuch zu empfangen, den ihm Comminges angekündigt hatte. Als er Mazarin sah, verneigte er sich und sagte: »Eure Eminenz hätte nicht nötig gehabt, sich begleiten zu lassen; die Ehre, die mir zu Teil wird, ist zu groß, als daß ich sie vergesse.« »Lieber Graf,« entgegnete d'Artagnan, »Seine Eminenz hat uns auch ganz und gar nicht gewollt; ich und du Vallon bestanden vielleicht auf ungebührliche Weise darauf, da unser Verlangen, Euch zu sehen, so groß war.« Bei dieser Stimme, bei diesem höhnischen Tone, bei der so bekannten Miene, welche diese Stimme und diesen Ton begleitete, sprang Athos vor Ueberraschung in die Höhe und rief: »D'Artagnan! Porthos!« »In Person, lieber Freund.« »Was bedeutet das?« fragte der Graf. »Das hat zu bedeuten,« erwiderte Mazarin, während er wie schon früher zu lächeln versuchte, sich aber im Lächeln in die Lippen biß, »das hat zu bedeuten, daß die Rollen gewechselt sind, denn statt, daß diese Herren meine Gefangenen sind, bin ich der Gefangene dieser Herren, so daß Ihr mich gezwungen seht, hier Gesetze anzunehmen, anstatt sie zu geben. Ich warne Euch aber, meine Herren, falls Ihr mich nicht etwa umbringt, wird Euer Sieg nur kurz sein; die Reihe wird Euch treffen, man wird kommen – –« »O gnädiger Herr,« fiel d'Artagnan ein, »keine Drohung, das ist ein schlimmes Beispiel. Wir sind doch mit Ew. Eminenz so sanft und liebreich. Ja, lasset uns alle üble Laune, allen Groll bei Seite setzen, und artig mitsammen reden.« »Mir ist nichts lieber als das, meine Herren,« versetzte Mazarin; »jedoch in dem Augenblicke, wo wir über mein Lösegeld unterhandeln, will ich nicht, daß Ihr Eure Lage für besser haltet, als sie ist; während Ihr mich in der Schlinge findet, seid Ihr mit mir in ihr gefangen. Wie wollet Ihr denn von da hinaus? Seht dort die Gitter und die Türen, seht, oder erratet vielmehr die Schildwachen, welche hinter diesen Gittern und Türen stehen, die Soldaten, welche die Höfe anfüllen, und laßt uns Vergleiche

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