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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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einnehmen, und überdies so viel Geld, als man brauchte, um damit den Palast von Whitehall zu pflastern. Sucht also, Mylord, sucht, ich beschwöre Euch!« »Ich würde sie wohl aufsuchen, Madame,« entgegnete de Winter, »und sie zweifelsohne auch finden, allein es gebricht mir hierzu an Zeit. Vergißt Ihre Majestät, daß der König Ihre Antwort erwartet, und zwar mit banger Sehnsucht?« »So sind wir denn verloren!« rief die Königin mit dem Tone eines gebrochenen Herzens.
    In diesem Momente öffnete man die Türe, die junge Henriette trat ein, und die Königin drückte mit der erhabenen Kraft, welche den Heldenmut der Mutter ausdrückte, ihre Tränen auf den Grund ihres Herzens zurück, und gab de Winter einen Wink, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. Allein wie mächtig auch diese Gegenwirkung war, so entging sie doch den Augen der jungen Prinzessin nicht; sie blieb an der Schwelle stehen, stieß einen Seufzer aus, wandte sich an die Königin und fragte: »Weshalb weinst du denn immer ohne mich, meine Mutter?« Die Königin lächelte, und statt ihr eine Antwort zu geben, sprach sie: »Nun, de Winter, ich habe dabei wenigstens das gewonnen, daß ich nur noch zur Hälfte Königin bin, daß nämlich meine Kinder noch Mutter zu mir sagen, statt mich Madame zu nennen.« Und zu ihrer Tochter umgewendet fuhr sie fort: »Was willst du mir, Henriette?« »Es kam eben ein Kavalier in den Louvre, meine Mutter,« erwiderte die junge Prinzessin, »der Ihrer Majestät seine Ehrerbietung zu bezeugen wünscht; er kommt von dem Heere, und wie er sagte, so hat er dir einen Brief, ich glaube von dem Marschall von Grammont, einzuhändigen.« »Ach!« rief die Königin zu de Winter, »das ist einer meiner Getreuen; allein bemerkt Ihr nicht, Mylord, wie armselig wir bedient sind, indem meine Tochter sogar das Anmeldeamt versehen muß?« »Erbarmen Sie sich meiner, Madame,« sagte de Winter, »Sie brechen mir das Herz.« »Und wer ist dieser Edelmann, Henriette?« fragte die Königin. »Ich habe ihn durch das Fenster gesehen, es ist ein junger Mann, der kaum sechzehn Jahre zu zählen scheint, und den man Vicomte von Bragelonne nennt.«
    Die Königin winkte lächelnd mit dem Kopfe, die junge Prinzessin öffnete wieder die Türe und Rudolf erschien auf der Schwelle. Er machte drei Schritte gegen die Königin und kniete nieder. »Madame,« sprach er, »ich überbringe Ihrer Majestät einen Brief meines Freundes, des Herrn Grafen von Guiche, der, wie er mir sagte, die Ehre hat, Ihr Diener zu sein; dieser Brief enthält eine wichtige Nachricht und den Ausdruck seiner Ergebenheit.« Bei dem Namen des Grafen von Guiche flog eine Röte an die Wangen der jungen Prinzessin; die Königin blickte mit einem gewissen Ernste auf sie und sagte: »Du hast mir aber gemeldet, Henriette, daß der Brief von dem Marschall von Grammont käme.« »Ich glaubte das, Madame.« stammelte das junge Mädchen. »Daran bin ich schuld, Madame,« versetzte Rudolf; »ich meldete mich in der Tat, als käme ich von dem Marschall von Grammont; da er aber am rechten Arm verwundet wurde, so konnte er nicht schreiben, und der Graf von Guiche diente ihm als Sekretär.« »Hat man sich also geschlagen?« fragte die Königin, und gab Rudolf ein Zeichen, sich zu erheben. »Ja, Madame,« antwortete der junge Mann, indem er den Brief de Winter überreichte, welcher sich genähert hatte, um ihn zu empfangen, und der ihn sodann der Königin übergab.
    Bei der Nachricht, daß eine Schlacht stattgefunden, öffnete die Prinzessin den Mund, um eine Frage zu stellen, die sie ohne Zweifel interessierte; allein ihr Mund schloß sich wieder, ohne ein Wort ausgesprochen zu haben, während die Röte ihrer Wangen nach und nach wieder verblich. Die Königin bemerkte alle diese Erscheinungen, und sicher erklärte sie sich ihr mütterliches Herz, denn sie wandte sich abermals an Rudolf und sprach: »Und ist dem jungen Grafen von Guiche kein Unfall begegnet? er ist ja nicht bloß unser Diener, sondern er gehört auch noch zu unsern Freunden.« »Nein, Madame,« erwiderte Rudolf; »im Gegenteil hatte er an diesem Tage einen glänzenden Ruhm erworben und die Ehre gehabt, daß ihn der Prinz auf dem Schlachtfeld umarmte.« Die junge Prinzessin klatschte mit den Händen; jedoch ganz beschämt, daß sie sich zu einer solchen Äußerung ihres Entzückens hinreißen ließ, wandte sie sich halb ab und neigte sich zu einer Vase voll Rosen, als ob sie ihren Duft einatmen wollte. »Sehen wir nun, was

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