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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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der Graf uns schreibt,« sprach die Königin. »Ich hatte bereits die Ehre, Ihrer Majestät zu sagen, daß er in seines Vaters Namen geschrieben hat.« »Ja, mein Herr.« Die Königin erbrach und las den Brief.
    »Madame und Königin! Da ich einer Wunde wegen, die ich an der rechten Hand erhalten, nicht die Ehre haben kann, selber zu schreiben, so lasse ich Ihnen durch meinen Sohn, den Herrn Grafen von Guiche, schreiben, welchen Sie, wie seinen Vater, als Ihren Diener kennen, um Ihnen zu melden, daß wir die Schlacht bei Lens gewonnen, und daß dieser Sieg notwendig dem Kardinal Mazarin und der Königin eine große Macht über die Angelegenheiten Europas verschaffen muß. Möge somit Ihre Majestät, wenn Sie meinem Rate folgen will, diesen Moment nützen, um bei der Regierung des Königs zugunsten Ihres erlauchten Gemahls Schritte zu tun. Der Herr Vicomte von Bragelonne, der die Ehre haben wird, Ihnen diesen Brief zu überbringen, ist der Freund meines Sohnes, dem er nach aller Wahrscheinlichkeit das Leben gerettet hat; er ist ein Kavalier, dem Ihre Majestät gänzlich vertrauen kann, falls Sie mir irgendeinen mündlichen oder schriftlichen Auftrag wollen zukommen lassen. Ich habe die Ehre mit Ergebenheit zu sein
    Marschall von Grammont.«
    In dem Momente, wo die Rede von dem Dienste war, welchen Rudolf dem Grafen leistete, konnte er nicht umhin, den Kopf nach der jungen Prinzessin zu wenden, und da sah er denn, daß sich ihre Augen mit einem Ausdrucke der innigsten Dankbarkeit gegen ihn erfüllten. Es war außer allem Zweifel, daß die Tochter des Königs Karl I. seinen Freund liebte.
    »Die Schlacht von Lens gewonnen!« rief die Königin. »O, hier sind sie glücklich, da sie Schlachten gewinnen. Ja, der Marschall von Grammont hat recht, das wird die Gestalt ihrer Angelegenheiten verändern; allein mir bangt sehr, daß es nichts für uns beiträgt, wenn es uns etwa nicht gar noch Nachteil bringt. Diese Nachricht ist neu, mein Herr,« fuhr die Königin fort: »ich danke Euch, daß Ihr Euch so beeilt habt, sie mir zu überbringen; ohne Euch hätte ich sie erst morgen, vielleicht übermorgen als die letzte von ganz Paris erfahren.«
    »Madame,« versetzte Rudolf, »der Louvre ist der zweite Palast, wohin diese Nachricht gelangt; es weiß sie noch niemand, und ich habe es dem Herrn Grafen von Guiche geschworen, Ihrer Majestät dieses Schreiben zu übergeben, selbst ehe ich noch meinen Vormund umarmt hätte.«
    »Ist Ihr Vormund, so wie Sie, ein Bragelonne?« fragte Lord Winter. »Ich kannte vor Zeiten einen Bragelonne – ist er noch am Leben?«
    »Nein, mein Herr, er ist gestorben, und von ihm hat mein Vormund, mit dem er ziemlich nahe verwandt war, wie ich glaube, jenes Gut geerbt, von dem ich den Namen trage.«
    »Mein Herr, wie nennt sich Euer Vormund?« fragte die Königin, welche sich einer Teilnahme an diesem schönen jungen Manne nicht enthalten konnte. »Graf de la Fère, Madame,« entgegnete der junge Mann mit einer Verbeugung. Lord Winter machte eine Bewegung der Überraschung; die Königin blickte ihn freudestrahlend an, rief dann aus: »Der Graf de la Fère! Habt Ihr mir nicht diesen Namen angeführt?« Lord Winter konnte gar nicht glauben, was er da gehört hatte, und rief nun gleichfalls aus: »Graf de la Fère! O, mein Herr, sagen Sie mir, ich bitte, ist der Graf de la Fère nicht ein Edelmann, den ich als stolz und tapfer kannte, der Musketier Ludwigs XIII gewesen, und jetzt sieben- bis achtundvierzig Jahre zählen mag?«
    »Ja, mein Herr, es ist durchaus so.«
    »Und der unter einem angenommenen Namen gedient hat?«
    »Unter dem Namen Athos. Ich hörte noch, unlängst, wie ihm sein Freund, Herr d'Artagnan, diesen Namen gab.«
    »Ganz richtig, Madame, ganz richtig, Gott sei gelobt!«
    »Und befindet er sich in Paris?« fragte der Lord, gegen Rudolf gewendet. Dann, kehrte er sich wieder zur Königin und sprach zu ihr: »Hoffen Sie noch, Madame, hoffen Sie noch, die Vorsehung erklärt sich für uns, denn sie fügte es, daß ich diesen tapferen Edelmann auf so wundersame Art wiederfinde. Und wo wohnt er, mein Herr, ich bitte Sie.«
    »Der Graf de la Fère wohnt in Paris und zwar in der Gasse Guénégaud, im Gasthofe ›Karl der Große‹.«
    »Ich danke, mein Herr. Melden Sie doch diesem würdigen Freunde, er wolle zu Hause bleiben, denn ich werde kommen, um ihn zu umarmen.«
    »Ich gehorche mit großem Vergnügen, mein Herr, wenn mich Ihre Majestät zu entlassen geruht.«
    »Geht, Herr Vicomte von

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