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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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»Mylord,« entgegnete die Königin voll Verzweiflung, »meldet ihm, daß ich nichts vermag, daß ich eben so viel ausgestanden habe wie er, noch mehr wie er, da ich genötigt bin das Brot der Verbannung zu essen, und Gastfreundschaft von falschen Freunden zu verlangen, die über meine Tränen lachen, und daß er, was seine königliche Person betrifft, sich großmütig opfern und als König sterben müsse; ich will an seiner Seite sterben!« »Madame!« rief de Winter aus, »Ihre Majestät gibt sich der Mutlosigkeit hin; vielleicht haben wir doch noch eine Hoffnung übrig.« »Keine Freunde mehr, Mylord! keine Freunde mehr auf der ganzen Welt, außer Euch! O mein Gott! mein Gott!« »Ich hoffe noch, Madame,« versetzte de Winter tiefsinnig; »ich habe Ihnen von vier Männern erzählt.« »Was wollt Ihr denn mit vier Männern?« »Vier getreue Männer, vier Männer, die zu sterben bereit sind, vermögen viel, glauben Sie mir, Madame, und diejenigen, von denen ich spreche, haben einmal viel ausgerichtet.« »Und wo sind diese vier Männer?« »Ah, das weiß ich nicht. Ich habe sie seit etwa zwanzig Jahren aus den Augen verloren, und doch dachte ich bei jeder Gelegenheit an sie. wo ich den König in Gefahr schweben sah. »Und waren diese vier Männer Eure Freunde?« »Der eine von ihnen hatte mein Leben in seiner Gewalt, und hat es mir bewahrt; ich weiß nicht, ob er mein Freund geblieben ist, allein ich blieb wenigstens immer der seinige.« «Und befinden sich diese Männer in Frankreich, Mylord?« »Ich glaube.« »Nennt ihre Namen, vielleicht hörte ich sie einmal nennen und könnte Euch bei Euren Nachforschungen behilflich sein.« »Der eine von ihnen nannte sich Chevalier d'Artagnan.« »O, Mylord, wenn ich nicht irre, so ist dieser Chevalier d'Artagnan Leutnant bei den Garden; doch gebt acht, denn ich fürchte, dieser Mann ist ganz dem Kardinal ergeben.« »In diesem Falle wäre das ein letztes Unglück, und ich fange an zu glauben, daß wir wahrhaft verflucht seien.« »Allein die andern,« sprach die Königin welche sich an diese letzte Hoffnung klammerte wie ein Schiffbrüchiger an die Trümmer seines Schiffes, »die andern, Mylord?« »Der zweite – ich hörte diesen Namen nur zufällig aussprechen, denn ehe sich diese Edelleute mit uns schlugen, nannten sie uns ihre Namen – der zweite nannte sich Graf de la Fère. Was die zwei anderen betrifft, so habe ich ihre wahren Namen vergessen, weil ich gewohnt war, sie nur bei ihren angenommenen Namen zu nennen.«
    »Ach, mein Gott! es wäre doch ungemein vonnöten, sie wieder aufzufinden,« sprach die Königin, »da Ihr glaubt, diese würdigen Edelleute könnten dem Könige so nützlich sein.« »O ja,« entgegnete de Winter, »denn es sind dieselben, Madame, beachten Sie wohl und sammeln Sie alle Ihre Erinnerungen; hörten Sie nicht erzählen, daß die Königin Anna einmal aus der größten Gefahr gerettet wurde, in die je eine Königin geraten kann?« »Ja, zur Zeit ihres Abenteuers mit Buckingham und ich weiß nicht betreffs welcher diamantenen Nestelstifte.« »Wohl, ganz richtig, Madame; diese Männer sind dieselben, welche sie retteten, und ich lächle vor Mitleid bei dem Gedanken, daß, wenn Ihnen diese Namen nicht bekannt sind, dieses seinen Grund darin hat, weil sie die Königin vergaß, indes sie dieselben zu den ersten Würdenträgern des Reiches hätte erheben sollen.« »Gut, Mylord, man muß sie aufsuchen. Allein was vermögen vier – oder vielmehr nur drei Männer auszurichten, denn ich sage Euch, auf Herrn d'Artagnan dürfen wir nicht zählen.« »Da wäre dann ein wackerer Degen weniger, Madame, indes bleiben noch andere drei übrig, ohne den meinigen zu rechnen; nun würden aber vier treue Männer rings um den König genügen, um ihn vor seinen Feinden zu behüten, in der Schlacht zu beschützen, im Rate zu unterstützen, bei seiner Flucht zu schirmen, nicht damit sie den König zum Sieger machten, wohl aber, daß sie ihn retten, wenn er besiegt würde, und ihm beistehen bei seiner Fahrt über das Meer. Und was auch Mazarin darüber sagen mag, wäre einmal Ihr königlicher Gemahl an Frankreichs Küsten, so fände er daselbst so viele Verstecke und Zufluchtsorte, als die Vögel des Meeres zur Zeit der Stürme finden.« »Sucht, Mylord, sucht diese Edelleute auf, und wenn Ihr sie wiederfindet und wenn sie mit Euch nach England zu gehen einwilligen, so will ich jedem von ihnen ein Herzogtum an dem Tage verleihen, da wir wieder unsern Thron

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