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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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die verschiedenen Klassen des Reiches geht, muß Sie mit Kümmernis den möglichen Fall eines ausländischen Krieges ins Auge fassen lassen; denn sodann würde sich England in seiner Begeisterung über die neuen Ansichten mit Spanien vereinigen, das sich bereits um dieses Bündnis bewirbt. Da ich Ihre Vorsicht und persönliche Lage kenne, welche die gegenwärtigen Ereignisse um Sie gestalten, so dachte ich, Monseigneur, Sie würden es wohl vorziehen, Ihre Kräfte im Innern des Königreichs Frankreich zusammenzuziehen, und die neue Regierung Englands den ihrigen überlassen. Diese Neutralität besteht nur darin, den König Karl von französischem Gebiete fernzuhalten und diesen Ihrem Lande gänzlich fremden König weder mit Waffen, noch mit Gold, noch mit Truppen zu unterstützen.
    Sonach ist mein Brief ein durchaus vertraulicher, darum schicke ich ihn auch durch einen Mann, der mein größtes Zutrauen hat; er geht durch ein Gefühl, welches Ew. Eminenz würdigen wird, den Maßregeln voraus, welche ich nach Maßgabe der Ereignisse nehmen werde. Oliver Cromwell dachte, er würde einem so lichten Geiste, wie der Mazarins ist, leichter Aufschlüsse beibringen, als einer Königin, welche zweifelsohne bewunderungswürdig an Festigkeit, allein zu sehr den Vorurteilen der Geburt und der höheren Gewalt ergeben ist.
    Gott befohlen, Monseigneur; bekomme ich binnen vierzehn Tagen keine Antwort, so will ich meinen Brief als ungeschrieben ansehen.
    Oliver Cromwell.«
     
    »Herr Mordaunt!« rief der Kardinal mit erhobener Stimme, um gleichsam den Träumer aufzuwecken, »meine Antwort auf diesen Brief wird den General Cromwell um so mehr zufriedenstellen, als ich versichert bin, man werde nicht erfahren, daß ich sie ihm gegeben habe. Wartet somit darauf in Boulogne-sur-Mer, und versprecht mir, daß Ihr morgen abreisen werdet.« »Monseigneur, ich verspreche es,« erwiderte Mordaunt; »allein, wie viele Tage wird mich Ew. Eminenz auf diese Antwort warten lassen?« »Wenn Ihr sie in zehn Tagen noch nicht habt, so möget Ihr abreisen.« Mordaunt verneigte sich. »Das ist noch nicht alles, mein Herr,« fuhr Mazarin fort. »Eure persönlichen Schicksale rührten mich tief; überdies gibt Euch der Brief des Herrn Cromwell in meinen Augen Wichtigkeit. Sagt an, ich wiederhole es Euch, sagt mir, was ich für Euch tun kann.« Mordaunt dachte ein Weilchen nach, und nach einem augenfälligen Zögern wollte er den Mund öffnen, um zu sprechen, da trat aber Bernouin eilfertig ein, neigte sich an das Ohr des Kardinals und flüsterte ihm etwas ganz leise zu. Mazarin machte auf seinem Stuhle eine rasche Bewegung, welche dem jungen Manne nicht entging und die Mitteilung vereitelte, die er zweifelsohne zu machen gewillt war. »Nicht wahr, mein Herr, Ihr habt mich verstanden?« fragte der Kardinal. »Ich bestimme Euch Boulogne, in der Meinung, es sei Euch jede Stadt in Frankreich gleichgültig; zieht Ihr jedoch eine andere vor, so nennt sie mir; allein Ihr werdet wohl einsehen, daß, umgeben von Einflüssen, wie ich bin, denen ich nur durch Verschwiegenheit entgehe, mein Wunsch dieser sein muß, daß man Eure Anwesenheit in Paris nicht erfahre.« »Ich werde abreisen, Monseigneur,« versetzte Mordaunt und näherte sich einige Schritte der Türe, durch die er eingetreten war. »Nein, nicht durch diese Türe – mein Herr!« rief der Kardinal lebhaft, »ich bitte Euch. Geht gefälligst durch diese Galerie, wo Ihr in den Vorhof gelanget. Ich will nicht, daß man Euch fortgehen sehe, unsere Unterredung muß geheim bleiben.«
    Mordaunt folgte Bernouin, welcher ihn in einen anstoßenden Saal führte, und ihn einem Türhüter empfahl, während er ihm ein Ausgangstor zeigte. Hierauf empfing Mazarin einen seiner Vertrauten, der ihm über den Zweck des Aufenthaltes der Königin Henriette in Paris Mitteilungen machte, die den Kardinal sichtlich verstimmten.
    Nachdem er den Überbringer dieser Nachrichten wieder entlassen hatte, rief er nach Bernouin. Bernouin trat ein. »Man sehe nach, ob sich der junge Mann im schwarzen Anzuge und mit den kurzen Haaren, den du zuvor bei mir eingeführt hast, noch im Palaste befinde.« Bernouin trat mit Comminges wieder ein, der die Wache versah. »Monseigneur,« sprach Comminges, »als ich den jungen Mann zurückführte, nach dem Ew. Eminenz gefragt hatte, näherte er sich der Glastüre und sah da etwas voll Verwunderung an, zweifelsohne das schöne Bild Rafaels, das jener Türe gegenüberhängt; dann blieb er einen

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