Zwei an Einem Tag
Hand auf ihrem Arm, eine Stimme hinter ihr. Dexter hockte neben ihr und grinste beschwipst, in der Hand eine Flasche Champagner.
Emma hielt ihm das Glas hin.
»Gut möglich.«
Mit einer ohrenbetäubenden Rückkoppelung fing die Band an zu spielen, und die allgemeine Aufmerksamkeit wandte sich der Tanzfläche zu, wo Malcolm und Tilly rheumatisch die Hüften schwangen und zu ihrem ganz besonderen Song, Brown Eyed Girl, mit vier hochgereckten Daumen den Twist tanzten.
»Großer Gott. Seit wann tanzen wir wie alte Leute?«
»Sprich nur für dich«, sagte Dexter und hockte sich halb auf einen Stuhl.
»Kannst du überhaupt tanzen?«
»Hallo?«
Emma schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht, mit nacktem Oberkörper und Trillerpfeife auf einem Podest , ich meine richtiges Tanzen.«
»Klar kann ich das.« Er nahm ihre Hand. »Soll ichs dir beweisen?«
»Später vielleicht.« Mittlerweile mussten sie sich anschreien. Dexter stand auf und zog sie an der Hand. »Lass uns woandershin gehen. Nur du und ich.«
»Wohin denn?«
»Keine Ahnung. Anscheinend gibts ein Labyrinth.«
»Ein Labyrinth ?« Sie zögerte und stand dann auf. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
Sie holten sich noch eine Flasche und zwei Gläser und traten unauffällig aus dem Festzelt hinaus in die Nacht. Es war immer noch warm, und Fledermäuse sausten durch die tiefschwarze Sommerluft, als sie Arm in Arm durch den Rosengarten zum Labyrinth gingen.
»Und, wie fühlt es sich an?«, wollte sie wissen. »Eine ehemalige Flamme an einen Nebenbuhler zu verlieren?«
»Tilly Killick ist keine ehemalige Flamme.«
»Ach, Dexter …« Langsam schüttelte Emma den Kopf. »Wann wirst du es endlich lernen?«
»Keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Das muss ungefähr, warte mal … im Dezember 1992 gewesen sein, in der Wohnung in Clapton. Wo es immer nach gebratenen Zwiebeln gerochen hat.«
Dexter verzog das Gesicht. »Woher weißt du davon?«
»Na ja, als ich damals zu Woolworths gegangen bin, habt ihr euch gerade mit meinem guten Olivenöl die Füße massiert, und als ich zurückkam , hat sie geweint, und überall, auf meinem guten Teppich, dem Sofa, dem Küchentisch, sogar an der Wand, wenn ich mich recht entsinne, waren Olivenölfußspuren. Also habe ich die Beweise der Spurensicherung sorgfältig ausgewertet und meine Schlüsse gezogen. Ach, und du hattest deinen Verhütungsschutz auf dem Küchenmülleimer liegenlassen, was auch hilfreich war.«
»Oh je …«
»Und erzählt hat sie es mir auch.«
»Wirklich?« Empört schüttelte er den Kopf. »Das sollte eigentlich unter uns bleiben.«
»Frauen reden über solche Sachen, weißt du. Egal, ob du sie zum Stillschweigen verpflichtest, irgendwann kommt es ans Licht.«
»Werds mir merken.«
Sie waren bei einer schweren Holztür, dem Eingang des Labyrinths, angekommen, das aus säuberlich gestutzten, gut drei Meter hohen Ligusterhecken bestand. Emma zögerte, die Hand auf der Eisenklinke. »Ist das wirklich eine gute Idee?«
»Wie schwer kann es schon sein.«
»Und wenn wir uns verlaufen?«
»Dann orientieren wir uns an den Sternen oder so.« Knarrend öffnete sich die Tür. »Rechts oder links?«
»Rechts«, sagte Emma, und sie gingen hinein. Die hohen Hecken wurden von unten mit verschiedenfarbigen Lichtern angestrahlt, und ein schwerer, berauschender, fast traniger Sommergeruch nach warmen Blättern lag in der Luft. »Wo ist eigentlich Sylvie?«
»Sylvie gehts gut, sie kriegt die volle Callum-Dröhnung. Er gibt schon die ganze Zeit den charmanten, irischen Millionär, den strahlende Partymittelpunkt. Ich dachte mir, ich lass die zwei allein. Ich kann mich mit ihm nicht mehr messen. Zu ermüdend.«
»Er ist sehr erfolgreich, weißt du.«
»Das sagen alle.«
»Anscheinend gehts um Flusskrebse.«
»Ich weiß. Er hat mir vorhin ’nen Job angeboten.«
»Als Flusskrebs-Fischer?«
»Weiß noch nicht. Er will mit mir über ›Chancen‹ sprechen. Das Geschäftsleben besteht aus Leuten, hat er gesagt, was auch immer das bedeuten mag.«
»Und was ist mit Sport Xtrem ?«
»Ah.« Dexter lachte und strich sich mit einer Hand übers Haar. »Hast du das etwa gesehen?«
»Hab mir keine Folge entgehen lassen. Du kennst mich, für mich gibt es in den frühen Morgenstunden nichts Schöneres als Infos über BMX. Am tollsten finde ich es, wenn du Sachen sagst wie ›voll krass‹ …«
»Sie zwingen mich, das zu sagen.«
»›Voll krass‹ und ›echt abgefahren‹. ›Zieht euch diese echt
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