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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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meines war: Kann man in einer festen, reifen, liebevollen, erwachsenen Beziehung sein und trotzdem zu flotten Dreiern eingeladen werden?«
    »Und wie lautet die Antwort darauf, Dex?«, fragte sie feierlich.
    »Die Antwort ist, nein, kann man nicht. Wenn man das einmal kapiert hat, wird es leichter.«
    »Es stimmt; Orgien halten einen nachts nicht warm.«
    »Orgien pflegen einen nicht, wenn man alt wird.« Wieder nippte er an dem Glas. »Wie auch immer, ich bin sowieso noch nie zu einer eingeladen worden, hab mich nur zum Deppen gemacht, alles ruiniert. Meine Karriere, die Sache mit Mum –«
    »… also, das stimmt so nicht …«
    »… all meine Freundschaften.« Vielsagend lehnte sich Dexter an sie, und sie tat es ihm gleich. »Ich dachte mir, es ist an der Zeit, einmal etwas richtig zu machen. Und jetzt habe ich Sylvie kennengelernt, und sie ist großartig, wirklich großartig, und sie sorgt dafür, dass ich auf dem rechten Weg bleibe.«
    »Sie ist ein reizendes Mädchen.«
    »Ist sie. Ist sie.«
    »Wunderschön. Gelassen.«
    »Manchmal ein bisschen beängstigend.«
    »Sie hat dieselbe reizende, warmherzige Ausstrahlung wie Leni Riefenstahl.«
    »Lenny wer?«
    »Vergiss es.«
    »Natürlich hat sie kein bisschen Sinn für Humor.«
    »Nein, was für eine Erleichterung. Sinn für Humor wird sowieso überschätzt«, sagte Emma, »ständig alles zu vermasseln, das ist doch öde. Wie Ian. Bloß, dass Ian nicht witzig war. Nein, besser man hat jemanden, auf den man wirklich steht, der einem die Füße massiert.«
    Vergeblich versuchte er sich vorzustellen, dass Sylvie seine Füße anfasst. »Sie hat mal gesagt, sie lacht nie, weil sie nicht mag, wie ihr Gesicht dann aussieht.«
    Emma gluckste leise. »Wow«, war alles, was ihr dazu einfiel. »Wow. Aber du liebst sie, richtig?«
    »Ich vergöttere sie.«
    »Vergöttern. Na, ›vergöttern‹ ist natürlich noch besser.«
    »Sie ist sensationell.«
    »Ist sie.«
    »Und sie hat mein Leben wirklich umgekrempelt. Rauchen, Trinken und Drogen sind jetzt völlig passé.« Sie warf einen Blick auf die Flasche in seiner Hand und die Zigarette in seinem Mund. Er lächelte. »Besonderer Anlass.«
    »Also hast du die Liebe deines Lebens am Ende gefunden.«
    »Scheint ganz so.« Er füllte ihr Glas auf. »Und was ist mit dir?«
    »Ach, mir gehts gut. Bestens.« Zur Ablenkung stand sie auf. »Lass uns weitergehen, ja? Links oder rechts?«
    »Rechts.« Mühsam rappelte er sich auf und seufzte. »Triffst du Ian noch manchmal?«
    »Schon seit Jahren nicht mehr.«
    »Und sonst ist niemand in Sicht?«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an, Dexter.«
    »Womit?«
    »Mitleid mit der alten Jungfer. Ich bin völlig zufrieden, heißen Dank. Und ich lasse mich nicht über einen Freund definieren. Oder darüber, dass ich keinen habe.« Langsam kam sie in Fahrt. »Wenn man einmal beschlossen hat, sich um diesen Kram keine Gedanken mehr zu machen, Verabredungen, Beziehungen, Liebe und so weiter, ist man frei, mit dem richtigen Leben weiterzumachen. Und ich habe eine Arbeit, in der ich aufgehe. Ich habe noch ungefähr ein Jahr, um etwas draus zu machen. Viel Geld hab ich zwar nicht, aber wenigstens habe ich nachmittags frei, um ins Kino zu gehen.« Sie schwieg kurz. »Schwimmen! Ich gehe viel schwimmen. Ich schwimme und schwimme und schwimme, Kilometer um Kilometer. Gott, die Scheiß-Schwimmerei hängt mir zum Hals raus. Links rum, glaube ich.«
    »Weißt du, mir gehts genauso. Nicht mit dem Schwimmen, sondern dass ich nicht mehr zu Dates gehen muss. Seit ich mit Sylvie zusammen bin, habe ich Unmengen von Zeit, Energie und geistigen Freiraum.«
    »Und was machst du mit diesem geistigen Freiraum?«
    »Meistens spiele ich Tomb Raider. «
    Emma lachte, ging einen Augenblick schweigend weiter und sorgte sich, sie könnte weniger unabhängig und frei wirken als beabsichtigt. »Und außerdem bin ich ja nicht völlig, du weißt schon, langweilig und ohne Liebe. Manchmal habe ich auch was am Start. Ich hatte mal was mit ’nem Typen namens Chris. Hat sich immer als Zahnarzt ausgegeben, war aber eigentlich nur Zahnhygieniker.«
    »Und was ist daraus geworden?«
    »Hat sich im Sande verlaufen. Macht aber nichts. Ich hatte andauernd das Gefühl, er starrt meine Zähne an. Hat mich immer belabert, benutz Zahnseide, Emma, Zahnseide. Verabredungen mit ihm waren wie eine Vorsorgeuntersuchung. Zu viel Stress. Und davor gabs noch Mr Godalming.« Sie schauderte. »Mr Godalming. Was für ein Desaster.«
    »Wer ist Mr

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