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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Die kann ich ihr doch geben, oder? Wenn ich das Salz abkratze …«
    Missbilligend schnalzt Sylvie mit der Zunge, schüttelt den Kopf und trägt Lippenstift auf. »Halt ihr den Kopf.«
    »… und gesalzene Nüsse? Dafür ist sie doch alt genug, oder? Ein Schüsselchen Erdnüsse?« Er dreht sich um, sieht sie an, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie lächelt, und ist wie so oft erstaunt, wie schön sie aussieht, schlicht, aber elegant im kleinen Schwarzen und in hochhackigen Schuhen, das Haar noch feucht vom Duschen. Er nimmt eine Hand aus der Badewanne und umfasst den braungebrannten Knöchel seiner Frau. »Du siehst übrigens fantastisch aus.«
    »Du hast nasse Hände.« Sie zieht das Bein weg. Sie hatten schon seit sechs Wochen keinen Sex mehr. Er war auf eine gewisse Gleichgültigkeit und Reizbarkeit nach der Geburt vorbereitet gewesen, aber die ist schon ein Weilchen her, und manchmal sieht sie ihn an, so voller – nein, nicht Verachtung, sondern – »Schade, dass du heute nicht zurückkommst«, sagt er.
    – Enttäuschung. Das ist es. Enttäuschung.
    »Pass auf Jasmine auf – halt ihren Kopf hoch!«
    »Ich weiß schon, was ich tue!«, blafft er sie an.
    Und da ist er wieder, der Blick. Kein Zweifel, hätte Sylvie eine Quittung, hätte sie ihn schon längst umgetauscht: Mit dem hier stimmt was nicht. Das ist nicht, was ich wollte.
    Es klingelt an der Tür.
    »Das ist mein Taxi. Ruf mich im Notfall auf dem Handy an, nicht im Hotel, okay?« Sie bückt sich, drückt Dexter den Mund auf den Kopf, beugt sich über die Badewanne und gibt ihrer Tochter einen zweiten, überzeugenderen Kuss. »Gute Nacht, mein Schatz. Pass gut auf Daddy auf …« Stirnrunzelnd schmollt Jasmine, und als ihre Mutter das Badezimmer verlässt, liegt Panik in ihrem Blick. Dexter bemerkt es und lacht. »Wo gehst du hin, Mum?«, flüstert er. »Lass mich nicht allein mit diesem Idioten !« Endlich schließt sich unten die Haustür. Sylvie ist weg, er hat sturmfrei und kann endlich so viele Dummheiten machen, wie er will.
    Mit dem Fernseher in der Küche fängt es an. Jasmine schreit, als Dexter sie in den Hochstuhl setzen will. Bei Sylvie lässt sie es sich gefallen, aber jetzt windet sie sich und brüllt, ein kompaktes Bündel aus Muskeln und Geschrei, das sich ohne ersichtlichen Grund nach Leibeskräften wehrt, und Dexter denkt: Warum lernst du nicht endlich sprechen? Lern irgendeine gottverdammte Sprache und sag mir, was ich falsch mache. Wie lange dauert es noch gleich, bis sie zu sprechen anfängt? Ein Jahr? Anderthalb Jahre? Es ist verrückt, ein absurder Planungsfehler, dieses Unvermögen, Sprache zu benutzen, wenn sie am dringendsten gebraucht würde. Sie sollten sprechend auf die Welt kommen. Es muss nicht für eine Unterhaltung oder einen Schlagabtausch reichen, nur für grundlegende, praktische Informationen. Vater, ich habe Blähungen. Ich hab die Nase voll von dem Spielbogen. Ich habe Kolik.
    Schließlich sitzt sie, schreit und wimmert abwechselnd, und er löffelt ihr Essen in den Mund, wenn er die Gelegenheit bekommt, und kratzt ihr dann und wann mit dem Löffel die Püreereste ab wie bei einer Nassrasur. In der Hoffnung, dass es sie beruhigt, schaltet er den kleinen tragbaren Fernseher auf dem Tresen ein, den Sylvie missbilligt. Weil es ein Samstag zur besten Sendezeit ist, kann er dem Anblick von Suki Meadows strahlendem Gesicht nicht entkommen, die der gespannten Fernsehnation live aus dem TV-Studio die Lottozahlen zugrölt. Er verspürt einen neidischen Stich in der Magengrube, schüttelt missbilligend den Kopf und will gerade umschalten, als er bemerkt, dass Jasmine mucksmäuschenstill ist und gebannt seiner Ex-Freundin zuhört, die »Hey, hey« brüllt.
    »Guck mal, Jasmine, das ist Daddys Ex-Freundin! Ist sie nicht laut? Ist sie nicht ein lautes, lautes Mädchen?«
    Suki ist jetzt reich, flippiger, berühmter und beliebter beim Publikum denn je, und obwohl sie sich nie besonders verstanden und nichts gemeinsam haben, empfindet er eine gewisse Wehmut bei dem Gedanken an seine ehemalige Freundin und die wilden Jahren mit Ende zwanzig, als Bilder von ihm die Zeitungen zierten. Was Suki wohl heute Abend macht?, fragt er sich. »Vielleicht hätte Daddy mit ihr zusammenbleiben sollen«, sagt er treulos und denkt an die Cocktail-Lounges, die Hotelbars, die Bahnhofsbögen und die Jahre zurück, als er samstags noch nicht mit Haarnetz auf dem Kopf Wraps nach mediterraner Art gefüllt hat.
    Wieder weint Jasmine, weil sie

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