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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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nicht. Zusammenwohnen. «
    »In Paris haben wir auch zusammengewohnt.«
    »Ich weiß, aber das war Paris.«
    »Jetzt wohnen wir auch zusammen, mehr oder weniger.«
    »Ich weiß, es ist nur …«
    »Und es ist schwachsinnig, wenn du Miete zahlst, bei den heutigen Preisen ist das rausgeschmissenes Geld.«
    »Du klingst wie mein unabhängiger Finanzberater. Wie romantisch.« Sie zieht einen Schmollmund und küsst ihn, ein vorsichtiger Morgenkuss. »Hier gehts um mehr als Finanzplanung, oder?«
    »Hauptsächlich schon, aber ich fände es auch … nett.«
    »Nett.«
    »Wenn du hier wohnst.«
    »Was ist mit Jasmine?«
    »Sie wird sich daran gewöhnen. Außerdem ist sie erst zwei, es ist nicht ihre Entscheidung. Oder die ihrer Mutter.«
    »Und könnte es nicht etwas …?«
    »Was?«
    »Eng werden. Zu dritt am Wochenende.«
    »Das klappt schon.«
    »Und wo soll ich arbeiten?«
    »Du kannst hier arbeiten, während ich weg bin.«
    »Und wo gehst du mit deinen Geliebten hin?«
    Er seufzt, nach einem Jahr fast manischer Treue leicht angenervt von dem Witz. »Wir gehen nachmittags ins Hotel.«
    Sie schweigen, das Radio plärrt vor sich hin, Emma macht die Augen zu und versucht sich vorzustellen, wie sie Umzugskartons auspackt und ihre Kleider und Bücher einräumt. Eigentlich mag sie die Atmosphäre in ihrer jetzigen Wohnung lieber, eine hübsche, künstlerisch angehauchte Mansarde nahe der Hornsey Road. Belsize Park ist ihr zu nobel und schickimicki, und trotz ihrer Bemühungen und der wachsenden Anzahl ihrer Bücher und Kleider haftet Dexters Wohnung immer noch ein Hauch von Junggesellenbude an: die Spielkonsole, der riesige Fernseher, das protzige Bett. »Irgendwie erwarte ich ständig, einen Schrank aufzumachen und unter einem Berg, keine Ahnung … Tangas begraben zu werden.« Aber er hatte ein Angebot gemacht, und sie hatte das Gefühl, ihm ein Gegenangebot machen zu müssen.
    »Vielleicht sollten wir uns irgendwo zusammen was kaufen«, sagt sie. »Was Größeres.« Wieder haben sie das große, unausgesprochene Thema gestreift. Ein langes Schweigen folgt, und sie fragt sich schon, ob er wieder eingeschlafen ist, bis er sagt:
    »Okay, lass uns heute Abend darüber reden.«
    Und so beginnt ein weiterer Wochentag, wie der davor und die, die noch folgen werden. Sie stehen auf und ziehen sich an, wobei Emma auf den begrenzen Kleidervorrat aus dem ihr zugeteilten Schrank zurückgreift. Er duscht zuerst, sie danach, während er eine Zeitung und, falls nötig, Milch kauft. Er liest den Sportteil, sie die Nachrichten, und nach dem Frühstück, das sie meist in angenehmem Schweigen zubringen, holt sie ihr Fahrrad aus dem Flur und rollt es neben ihm her zur U-Bahn. Gegen fünf vor halb neun küssen sie sich wie jeden Tag zum Abschied.
    »Sylvie bringt Jasmine gegen vier Uhr vorbei«, sagt er. »Ich bin so gegen sechs zurück. Es stört dich wirklich nicht, dazubleiben?«
    »Natürlich nicht.«
    »Und du kommst mit Jasmine klar?«
    »Bestens. Wir gehen in den Zoo oder so.«
    Dann küssen sie sich noch einmal, sie geht arbeiten, er geht arbeiten, und so verfliegen die Tage, schneller denn je.
    Arbeit. Er arbeitet wieder, in seinem eigenen Geschäft, obwohl »Geschäft« vielleicht momentan noch zu hoch gegriffen ist für sein Feinkost-Café in einem Wohngebiet zwischen Highgate und Archway.
    Die Idee war in Paris geboren worden, in dem langen, seltsamen Sommer, als sie sein Leben auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt hatten. Emma war darauf gekommen, als sie vor einem kleinen Café in der Nähe des Parc des Buttes-Chaumont im Nordosten gesessen hatte. »Du isst doch gerne«, hatte sie gesagt, »und du kennst dich mit Wein aus. Du könntest pfundweise hochwertigen Kaffee, importierten Käse und dieses andere edle Zeug verkaufen, auf das die Leute neuerdings so scharf sind. Nichts Protziges oder Extravagantes, nur ein netter kleiner Laden, im Sommer mit Tischen auf dem Gehsteig.« Anfangs hatte ihn das Wort »Laden« gestört, weil er sich nicht vorstellen konnte, ein »Ladenbesitzer« oder, schlimmer noch, Lebensmittelhändler zu sein. Aber »Experte für importierte Feinkost« klang nicht übel. Er sah es lieber als Café-Restaurant, in dem man auch Lebensmittel kaufen kann. Er wäre ein Unternehmer.
    So waren sie Ende September, als Paris endlich, endlich etwas von seinem Glanz verloren hatte, im Zug zurück nach London gefahren. Leicht gebräunt und in neuen Kleidern gingen sie Arm in Arm den Bahnsteig entlang, voller Pläne,

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