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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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ging.
    »Im Flur. Ich fürchte, es ist ein Scherztelefon. Irrsinnig komisch. Tilly findet es zum Brüllen . Bedien dich. Und vergiss nicht, zehn Pence dazulassen«, und sie ging durch den Flur ins Bad.
    Das Wasser lief bereits für eines der epischen, ganztägigen Sommer-Schaumbäder ihrer Mitbewohnerin. Tilly Killick erwartete sie schon im Bademantel und stierte sie durch den Dampf und das dicke rote Brillengestell an, ihr offener Mund bildet ein empörtes »O«.
    »Emma Morley, stille Wasser sind tief!«
    »Was?«
    »Hast du etwa jemand in deinem Zimmer?«
    »Vielleicht!«
    »Ist das etwa …«
    »Nur Dexter Mayhew!«, sagte Emma lässig, und die Mädchen lachten und lachten und lachten.
    Im Flur fand Dexter das Telefon, eine täuschend echte Hamburger-Nachbildung. Er klappte das Sesambrötchen auf, lauschte dem Geflüster aus dem Badezimmer und fühlte sich gebauchpinselt, wie immer, wenn über ihn gesprochen wurde. Er schnappte Fetzen der Unterhaltung durch die Gipswand auf: Und, habt ihr? Nein! Was habt ihr gemacht? Nur geredet und so. Und so? Was heißt das, und so? Nichts! Bleibt er zum Frühstück? Keine Ahnung. Na, sorg dafür, dass er zum Frühstück bleibt.
    Dexter behielt die Tür im Auge und wartete, bis Emma wieder auftauchte. Er wählte 123, die Nummer der Zeitansage, hielt sich das Brötchen ans Ohr und sprach in den Fleischbratling.
    » … beim nächsten Ton ist es neun Uhr zweiunddreißig und zwanzig Sekunden .«
    Beim dritten Ton zog er seine Nummer ab. »Hi, Mum, ich bins … ja, etwas angeschlagen«, er zerzauste sich das Haar mit einer seiner Meinung nach gewinnenden Geste, »… nein, ich habe bei einem Freund übernachtet …«, sagte er mit einem Blick auf Emma, die in T-Shirt und Unterhosen in der Nähe herumlungerte und so tat, als gehe sie die Post durch.
    » … beim nächsten Ton ist es neun Uhr dreiunddreißig … «
    »Hör zu, mir ist was dazwischengekommen, und ich hab mich gefragt, ob wir vielleicht morgen nach Hause fahren können statt heute? … Dann wäre auch die Fahrt einfacher für Dad … Mich störts nicht, wenns euch nicht … Ist Dad in der Nähe? Frag ihn doch einfach.«
    Er richtete sich nach der Zeitansage, wartete 30 Sekunden und schenkte Emma sein gewinnendstes Lächeln. Sie lächelte zurück und dachte: netter Kerl, ändert extra für mich seine Pläne. Vielleicht hatte sie ihm ja Unrecht getan. Ja, er ist ein Idiot, aber nicht nur. Nicht immer.
    Mit den Lippen formte er das Wort »Sorry!«
    »Du brauchst deine Pläne nicht wegen mir zu ändern …«, wandte sie scheinbar ein.
    »Nein, ich möchte es aber …«
    »Wirklich, wenn du nach Hause fahren musst …«
    »Schon gut, es ist besser so …«
    » Beim nächsten Ton ist es neun Uhr vierunddreißig. «
    »Es stört mich nicht, ich bin nicht beleidigt oder so …«
    Er bedeutete ihr, leise zu sein. »Hi, Mum? …« Eine Pause; mach es spannend, aber übertreib nicht. »Wirklich? Okay, das ist großartig! Okay, dann bis nachher in der Wohnung! Okay, bis dann. Tschüss.« Er klappte das Brötchen zu wie ein Paar Kastagnetten, und sie standen da und grinsten sich an.
    »Tolles Telefon.«
    »Deprimierend, oder? Jedes Mal, wenn ich es benutze, möchte ich heulen.«
    »Willst du immer noch 10 Pence?«
    »Nö. Schon gut. Geht aufs Haus.«
    »So!«, sagt er.
    »So«, sagte Emma, »und was fangen wir jetzt mit dem Tag an?«

KAPITEL ZWANZIG
    Der erste Jahrestag
Eine Feier
    Freitag, 15. Juli 2005

London und Oxfordshire
    Spaß, Spaß, Spaß – Spaß ist die Antwort. Immer in Bewegung bleiben, bloß nicht innehalten, sich umsehen oder denken, der Trick ist, nicht trübsinnig zu werden, Spaß zu haben und diesen Tag, den ersten Jahrestag, als – was zu sehen? Eine Feier! Ihr Leben, die guten Zeiten und die Erinnerungen zu feiern. Das Lachen, so viel Lachen.
    Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hat er die Einwände seiner Geschäftsleiterin Maddy ignoriert, 200 Pfund aus der Kasse des Cafés genommen und drei seiner Mitarbeiter – Maddy, Jack und Pete, der nur samstags arbeitet – in die Stadt eingeladen, um diesen besonderen Tag im großen Stil zu begehen. Schließlich hätte sie es so gewollt.
    Und so findet er sich an diesem St.-Swithins-Tag in einer Kellerbar in Camden wieder, den fünften Martini in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand, warum auch nicht? Warum nicht ein bisschen Spaß haben und ihr Leben feiern? Das sagt er lallend zu seinen Freunden, die ihn schwach anlächeln und so zaghaft an ihren

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