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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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lallt er, dann wird alles schwarz, er hört ein Geräusch wie eine statische Entladung, liegt auf dem Boden, hält sich die Hände vors Gesicht, während ihm der Mann in den Bauch tritt und ihm den Absatz in den Rücken rammt. Dexter schmeckt den widerlichen Teppich, als die Tritte auf ihn einprasseln, und plötzlich schwebt er mit dem Gesicht nach unten, sechs Mann haben ihn an Armen und Beinen gepackt – wie an seinem Geburtstag auf der Schule, als seine Freunde ihn in den Pool geworfen haben –, und er jauchzt und lacht, als sie ihn einen Flur entlang durch eine Restaurantküche hinaus auf die Seitenstraße tragen, wo er in ein Wirrwarr von Plastiktonnen geschleudert wird. Immer noch lachend rollt er sich auf den harten, schmutzigen Boden, schmeckt jetzt heißes, metallisches Blut im Mund und denkt, ja, sie hätte es so gewollt. Sie hätte es so gewollt.
15. Juli 2005
Hallo, Dexter!
Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich dir schreibe. Ist schon merkwürdig, jemandem in Zeiten des Internets einen Brief zu schreiben, aber es schien mir passender. Ich wollte mich hinsetzen und etwas tun, um den Tag zu begehen, und das hier schien mir das Beste zu sein.
Wie gehts dir denn so? Und wie hältst du dich? Auf der Gedenkfeier haben wir uns nur kurz unterhalten, ich wollte mich nicht aufdrängen, es war offensichtlich, wie schwer der Tag für dich war. Brutal, was? Wie du sicherlich auch habe ich den ganzen Tag an Emma gedacht. Ich denke sowieso ständig an sie, aber heute ist es besonders schlimm, und ich weiß, für dich ist es auch schlimm, aber ich wollte dir einfach in ein paar Zeilen meine Gedanken mitteilen, was immer das wert ist (sprich, nicht viel!!!!). Los gehts.
Als Emma mich damals verlassen hat, dachte ich, mein Leben bricht auseinander, und ein paar Jahre lang war es auch so. Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich war etwas durchgedreht. Dann habe ich in dem Laden, wo ich gearbeitet habe, dieses Mädchen kennengelernt und sie bei unserem ersten Date zu einem meiner Stand-up-Auftritte mitgenommen. Danach hat sie gesagt, ich solls ihr nicht übelnehmen, aber ich wäre ein grottenschlechter Komiker, und am besten sollte ich die Flinte ins Korn werfen und einfach ich selbst sein. In dem Moment habe ich mich in sie verliebt, und wir sind jetzt seit vier Jahren verheiratet und haben drei wunderbare Kinder (eins von jeder Sorte! Ha ha). Wir leben in einer pulsierenden Metropole namens Taunton, um meine Eltern in der Nähe zu haben (sprich, Gratis-Babysitten!!!). Ich arbeite jetzt bei einer großen Versicherung im Kundencenter. Klingt in deinen Ohren bestimmt strunzlangweilig, aber es liegt mir, und wir haben massenhaft Spaß. Alles in allem bin ich sehr glücklich. Wir haben einen Jungen und zwei Mädchen. Ich weiß, dass du auch ein Kind hast. Die machen einen fertig, was?!!!
Aber warum erzähle ich dir das alles überhaupt? Wir waren nie besonders gute Kumpel, und wahrscheinlich ist dir schnuppe, was ich treibe. Ich schätze, wenn es einen Grund dafür gibt, dann den.
Nachdem Emma mich verlassen hatte, dachte ich, ich wäre am Ende, war ich aber nicht, weil ich Jacqui, meine Frau, kennengelernt habe. Jetzt hast du Emma auch verloren, und du kannst sie nie zurückbekommen, keiner von uns kann das, bitte gib nicht auf. Emma hat dich immer geliebt, hat dich sehr, sehr geliebt. Das hat mir viele Jahre lang sehr viel Schmerz und Eifersucht beschert. Ich habe eure Telefongespräche mitgehört, euch zusammen auf Partys beobachtet, und in deiner Nähe ist sie, anders als bei mir, immer aufgeblüht, hat richtiggehend gestrahlt. Ich schäme mich zuzugeben, dass ich sogar ihre Notizbücher gelesen habe, wenn sie nicht da war, und sie hat ständig nur über dich und eure Freundschaft geschrieben, und das konnte ich nicht ertragen. Um ehrlich zu sein, Kumpel, ich fand, du hattest sie nicht verdient, aber andererseits hatte sie keiner von uns wirklich verdient. Sie war immer der klügste, freundlichste, witzigste und loyalste Mensch, den wir kannten, und die Tatsache, dass sie nicht mehr da ist, na ja, es ist einfach nicht gerecht.
Wie gesagt, ich fand, du hattest sie nicht verdient, aber aus meinem flüchtigen Kontakt mit Emma weiß ich, dass sich das zum Schluss geändert hat. Zuerst warst du ein Scheißkerl, dann irgendwann nicht mehr, und ich weiß, in den Jahren, als ihr schließlich zusammen wart, hast du sie sehr, sehr glücklich gemacht. Sie hat förmlich geleuchtet, stimmts? Sie hat von innen heraus geleuchtet, und

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