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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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geguckt?“ fragte Joachim.
    „Nein, das nicht, ich hab’ natürlich auch eine Weile geschlafen“, antwortete der Fahrer.
    „Na also“, rief Joachim, „dann haben Sie ihn gar nicht bemerkt! Mensch, Lutz, was machen wir denn nun? Wir können doch nicht zu Fuß nach Regensburg laufen! Ich hab ja gleich gesagt, du sollst dich beeilen, aber du konntest ja kein Ende finden!“
    „Was kann ich denn dafür, wenn ich Durchfall habe!“ verteidigte sich Lutz. „Ich finde, es ist ‘ne ganz große Sauerei, daß unser Lehrer den Bus weiterfahren läßt, ohne genau nachgezählt zu haben, ob alle wieder da sind!“
    Wie Joachim vermutet hatte, fiel der Fahrer auf den Trick herein.
    „Hört mal, ihr beiden“, sagte er. „Nach Regensburg wollt ihr? Da könnte ich euch mitnehmen, ich komme nämlich aus Regensburg.“
    „Oh, das wäre ja prima!“ rief Lutz und wollte schon einsteigen. Aber da spielte Joachim noch eine Trumpfkarte aus, die den Fahrer restlos überzeugen sollte, daß sie ihm nichts vormachten.
    „Nein, lieber nicht“, sagte er zögernd und zog Lutz an der Jacke zurück. Und zum Fahrer gewandt: „Entschuldigen Sie vielmals, wenn wir ihr freundliches Angebot nicht annehmen, es ist kein Mißtrauen gegen Sie, es ist nur, weil wir in der Schule jeden Tag ein paarmal gepredigt kriegen, daß wir niemals per Anhalter fahren sollen, weil dabei die schlimmsten Dinge passieren. Und im Fernsehen sieht man das ja auch alle naselang. Seien Sie uns deshalb nicht böse, wir glauben schon, daß Sie ein anständiger Mensch sind, es ist nichts als Vorsicht.“
    Der Fahrer zündete sich eine Zigarette an.
    „Ihr gefallt mir“, sagte er. „Ich wollte, mein Sohn wäre auch so vorsichtig. Traue keinem Fremden, ist die einzig richtige Parole. Aber bei mir passiert euch nichts, kommt nur mit! Ich zeige euch meinen Führerschein, damit ihr wißt, wer ich bin, und dann steigt ihr hinten ein, da kann ich euch ja während der Fahrt nichts tun. Und wenn ich anhalte, könnt ihr sofort aussteigen und verschwinden. Na, wie ist es, wollt ihr es riskieren?“
    „Okay“, rief Joachim, „auf diese Art besteht ja wohl keine Gefahr!“
    Drei Stunden später waren sie in Regensburg.
    Sie bedankten sich bei dem freundlichen Fahrer und duldeten es nicht, daß er mit ihnen zum Busparkplatz fuhr, um nach ihrer Klasse auszuschauen.
    „Lassen Sie nur“, wehrte Joachim ab. „Unser Lehrer wird wohl inzwischen gemerkt haben, daß wir fehlen. Dem sollen ruhig ein wenig die Knie schlottern. Wir wissen, wie das hier laufen soll, mit Besichtigungen, freiem Ausgang und so. Um 14 Uhr treffen wir uns vor dem Hauptbahnhof, da kann er uns dann endlich an seine leichtsinnige Brust drücken.“
    Der Fahrer lachte, beschrieb ihnen noch den Weg zum Bahnhof und fuhr davon.
    „Puh“, sagte Lutz, „das wäre beinah doch noch ins Auge gegangen! Wenn der mit uns zum Parkplatz gefahren wäre und den Bus nicht gesehen hätte, könnten wir jetzt bestimmt bei der Polizei unser Mittagessen einnehmen. Und das hätte uns wohl nicht besonders geschmeckt.“ Joachim winkte ab.
    „Wenn das liebe Wenn nicht wär!“ rief er. „Aber solange ich mit von der Partie bin, verläuft alles nach Plan. Man muß nur immer konzentriert handeln und sich genau überlegen, was man sagt, dann gibt es keine Zufälle.“
    Sie schlenderten durch die Stadt, kauften bei einem Metzger vier Frikadellen, futterten die im Gehen auf und fühlten sich dann gestärkt genug, um sich nach Vater Nummer 3 zu erkundigen. Daß er Schnüpfing hieß, verriet ihnen die Geburtstagskarte, und daß er in der Tondorfer Straße 13 wohnte, stand im Telefonbuch.
    „Gott sei Dank!“ sagte Joachim. „Er hätte ja ebensogut in Augsburg wohnen können. Und wenn man jetzt noch bedenkt, daß es sich bei ihm höchstwahrscheinlich um deinen richtigen Vater handelt, nähern wir uns ja wohl dem Höhepunkt unserer Reise.“
    Lutz nickte.
    „Weiß ich“, sagte er, „aber darum brauchst du doch nicht so zu rennen! Ich habe fürchterliches Herzklopfen.“ Joachim stieß ihn an.
    „Nun mach aber halblang! Dir kann doch nichts Unangenehmes passieren! Du ziehst entweder das große Los oder eine Niete. Wenn er leugnet, kannste dich freuen, daß du nichts mit ihm zu tun hast. Gibt er aber alles offen zu, muß er ja wohl ein anständiger Kerl sein. In dem Fall kannste dir gratulieren. Nun komm schon! Ich bin auch verdammt neugierig.“
    „Hausnummer 13“, sagte Lutz, „wenn das man kein böses Vorzeichen ist!“
    Sie

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