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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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anfangs nervös, weil ich nicht wusste, wie ich mich benehmen und was ich sagen sollte. Doch sie behandelten mich einfach wie eine Dienstbotin, und das war eine Rolle, in der ich mich gut zurechtfand, allerdings war ich ein Dienstmädchen, das hin und wieder seine Meinung sagte, was die Herren überraschte.
    Trotzdem blieb ich in ihrer Gesellschaft immer ein wenig befangen, was sich verschlimmerte, als ich älter wurde und meine Brüste und Hüften runder. Die Leute hatten nämlich zu reden begonnen.
    Vielleicht hätten sie weniger geredet, wenn ich vernünftiger gewesen wäre, aber während ich heranwuchs, packte mich irgendetwas und ich wurde ein bisschen albern. So soll es Mädchen ja öfter gehen, wenn sie ihre Kindheit hinter sich lassen. Ich fing an, über die Männer nachzudenken, schaute auf ihre Beine und wie sie sich bewegten. Manchmal brach ich aus heiterem Himmel in Tränen aus oder brüllte Mam völlig grundlos an. Von den Philpot-Schwestern war mir plötzlich Miss Margaret die liebste, denn sie hatte mehr Verständnis für meine schwankenden Stimmungen. Sie erzählte mir Geschichten aus ihren Romanen, half mir, mein Haar hübscher herzurichten und brachte mir im Salon des Morley Cottage das Tanzen bei, auch wenn ich nicht damit rechnete, es jemals mit einem Mann ausprobieren zu können. Manchmal stand ich draußen vor dem Ballsaal und sah durch das Erkerfenster den Tanzenden unter den Kristalllüstern zu. Wenn ich mir dann vorstellte, wie ich selbst in einem Seidenkleid über das Parkett schwebte, wühlte mich das so auf, dass ich auf den «Walk» hinauslief, wie der Weg genannt wurde, den die Day-Brüder am Strand entlang angelegt hatten, um die beiden Stadtteile zu verbinden. Ich rannte bis zum Cobb, den ich auf und ab lief, um mir vom Wind die Tränen trocknen zu lassen. Hier schimpfte mich wenigstens niemand für meine Albernheit.
    Mam und Miss Elizabeth brachte ich an den Rand der Verzweiflung, doch sie konnten mir nicht helfen, da ich mir nicht helfen lassen wollte. Ich wurde erwachsen, und das war sehr schwer. Zweimal bin ich in dieser Zeit dem Tod begegnet – einmal war es ein Dame, das andere Mal ein Mann. Doch Miss Elizabeth rettete mich und grub mich aus dem Matsch, und danach war ich in der Erwachsenenwelt angekommen.
    Meine Begegnungen mit dem Tod ereigneten sich beide am selben Strandabschnitt am Ende der Church Cliffs, kurz bevor die Küste in Richtung Black Ven einen Knick macht. Es war im Frühjahr, und ich lief auf der Suche nach Kuris bei Ebbe über den Strand. In Gedanken war ich noch bei dem vornehmen Herrn, der mich am Vortag mit Zähnen so weiß wie Quarz angelächelt hatte, als ich ihm half. Ich war so von den Steinen und meinen Gedanken beansprucht, dass ich die Dame erst sah, als ich beinahe über sie gestolpert bin. Ich erstarrte. Mein Magen zog sich zusammen, als hätte ich ein Kind auf dem Arm, das mich in den Bauch trat, weil es nicht bekam, was es wollte.
    Sie lag, wo die Flut sie hingespült hatte, das Gesicht auf der Erde und das dunkle Haar voller Algen. Ihr schönes Kleid war durchnässt und schwer von Sand und Matsch, doch selbst in diesem Zustand konnte ich erkennen, dass es mehr gekostet haben musste als alle Kleider von uns Annings zusammen. Lange Zeit stand ich einfach über ihr, um zu sehen, ob sie noch atmete und mir ersparte, einer Toten ins Gesicht sehen zu müssen. Dann ging mir auf, dass ich sie anfassen musste. Nur wenn ich sie umdrehte, konnte ich sehen, ob sie tot war und ob ich sie kannte.
    Doch obwohl ich mein ganzes Leben lang tote Dinge am Strand gesammelt hatte, wollte ich diese Frau nicht anfassen. Wenn sie wie die Kroks und Ammos aus Stein gewesen wäre, hätte ich sie auf der Stelle umgedreht, aber das tote Fleisch eines Menschen hatte ich noch nie berührt. Doch es musste sein, deshalb holte ich tief Luft, packte sie schnell bei der Schulter und rollte sie herum.
    Gleich beim ersten Blick in ihr schönes Gesicht wusste ich, dass es sich um eine echte Lady handelte. Als ich das später anderen erzählte, haben sie mich dafür ausgelacht, doch ich erkannte es an ihrer edlen Stirn und den zarten, lieblichen Gesichtszügen. Ich habe sie «die Lady» genannt, und ich sollte Recht behalten.
    Ich kniete neben ihrem Kopf nieder, schloss die Augen und betete, Gott möge sie in sein Reich aufnehmen und ihr Trost spenden. Dann zog ich sie zur Klippe hoch, damit das Meer sie nicht zurückholte, während ich Hilfe holte. Allerdings wollte ich sie nicht so

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