Zwei Esel Auf Sardinien
Dorfsträßchen einbiegen, das zur Kirche im oberen Teil von Gesturi führt. Es ist kurz nach halb zwölf!!!!
Die Yogastunde
Bruno
Geraldo Valdes ist nicht nur ein versierter Wappenkundler, sondern auch ein Fachmann für »Beklopptenyoga«, im Allgemeinen als »Lachyoga« bekannt. Beim Frühstück zeigt er uns ein Foto, wie er lässig auf einem seiner Pferde sitzt, er wirkt glücklich und zufrieden und seine Wirbelsäule beneidenswert biegsam. So möchte ich auch gern in zwanzig Jahren aussehen! Der Gedanke, vor der Abreise ein wenig Lachyoga zu machen, reizt Jutta eher nicht, obwohl sie fleißig normales Yoga betreibt. Ich hingegen verspüre große Lust, solange das Ganze innerhalb einer halben Stunde erledigt ist. Hauptsache, wir kommen nicht zu spät zur Trauungszeremonie! Auf jeden Fall müssen wir noch im Stall vorbeischauen und uns von unseren beiden Freunden verabschieden. Geraldo fährt am nächsten Dienstag zu einer Viehmesse nach Cagliari und hat sich gern bereit erklärt, Claudio die Esel zurückzubringen. Nachdem er Decken für uns besorgt hat, die wir mit Hilfe des Stallknechts auf dem Boden ausbreiten, erzählt er uns von seiner Liebe zum Yoga und wie diese ganz besondere Variante entstanden ist. Barfuß stellen wir uns zunächst aufrecht hin und atmen tief durch, um unseren Körper mit Sauerstoff zu versorgen und ihn zu entspannen. Dann heben wir die Arme nach oben zum klassischen Sonnengruß. Danach wird gelacht, aber mit Witzeerzählen hat es nichts zu tun. Man muss nur Grimassen schneiden und sich lustig bewegen oder Blödsinn erzählen, beispielsweise einen Bären nachahmen, der sich mit dem Rücken an einem Baumstamm schabt, oder Jutta beim Melken einer Ziege. Mit dem Lachen haben wir keine Schwierigkeiten: Wir müssen uns nur gegenseitig zuschauen, und schon platzen wir los. Zwei Minuten lang wird durchgelacht, dann macht man eine Pause, und danach beginnt man wieder von vorn. Einmal tief durchatmen, Grimasse, lachen … Atmen, Blödsinn machen, lachen. Und so fort, bis man nicht mehr mag. Da drängt sich mir eine Frage auf, die ich gleich unserem Guru stelle: Wenn Yoga Meditation und Schweigen bedeutet, was hat dieses »Beklopptenyoga« dann mit der traditionellen Form zu tun?
»Nur seinen Namen. Beim Lachyoga ist alles erlaubt, es soll vor allem Spaß machen und hat wenig gemein mit der spirituellen Strenge, die das klassische Yoga verlangt. Deshalb gilt es auch, seit es das gibt, ich glaube seit mittlerweile etwa fünfzehn Jahren, in der ganzen Welt als eigenständige Form.«
Dieses »Beklopptenyoga« kommt auch in manchen Büros zum Einsatz. Marchese Valdes sagt mir nicht genau, wo, aber es wird wohl auf Sardinien für das Personal von einigen Zweigstellen der staatlichen Gesundheitsbehörde angeboten. Zehn Minuten Lachen am Morgen haben den gleichen Effekt auf den Körper wie eine halbe Stunde am Rudergerät und sind außerdem eine Art Gesichtsgymnastik, die Falten mildert. Je mehr ich darüber erfahre, desto neugieriger werde ich. So frage ich ihn, wo und wie Lachyoga entstanden ist. Er erzählt mir von einem amerikanischen Journalisten und Forscher, der seit langem unter Depressionen litt. Dieser Mann schlug nun seinen Ärzten vor, ihm die Filme der Marx Brothers vorführen zu lassen, und bald darauf zeigten sich die positiven Auswirkungen des Lachens, ausgelöst vom subversiven Element in ihrer Komik. Von da an wurde in der ganzen Welt vermehrt über die Genesungskraft eines so natürlichen Heilmittels geforscht. Und so beschloss Geraldo eines Tages nach dem Tod seiner Mutter, den »Lachclub von Villamar« zu gründen, und erfand für diesen Anlass seine eigene Form von Lachyoga, eben das »Beklopptenyoga«, eine Mischung aus scheinbar sinnlosen und absurden, aber tatsächlich äußerst wirksamen Scherzen und Bewegungen. Das Geheimnis besteht darin, sich darauf einzulassen.
Er sagt, wir – also Jutta, der Knecht und ich – sollen uns im Kreis aufstellen und uns an den Händen fassen. So sollen wir einen Kontakt zwischen uns herstellen und eine Art Heiterkeitswirbelstrom erzeugen, mit dem wir uns anstecken können.
»Lachen ist die einzige Hoffnung«, flüstert er uns leise von hinten zu, während er uns umkreist.
»Lachen ist ein großer Zauber, eine wundersame Medizin. Lachen ist Magie hoch zwei. Es gibt so vieles auf dieser Welt, was nicht in Ordnung ist, und so wenig Grund, um mal so richtig von Herzen zu lachen. Man muss nur den Fernseher einschalten: Die Hälfte der
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