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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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mir wegzuspritzen. Diese Leute waren keineswegs Scharlatane gewesen, es waren praktizierende Ärzte, die nur taten, was sie verantworten konnten, dabei aber berücksichtigten, was so ein Geschöpf wie ich zugunsten der Leistungsfähigkeit verantworten wollte.
    Von daher war ein regelmäßiger Monatszyklus für mich immer etwas gewesen, was andere hatten, mir jedoch auf wundersame Weise erspart blieb. Deshalb hatte es sich bei der Therapie erübrigt, mich mit Hormonen zu behandeln. Mein Körper funktionierte ohnehin schon sehr selten, sodass man ihn zumindest in diesem Punkt seiner Natur überlassen konnte.
    »Trotzdem müssen wir die Sache natürlich im Auge behalten«, redete Professor Mennert mir ein und fügte an diesem herrlichen Maitag hinzu: »Und deshalb habe ich Ihnen bei den Gynäkologen einen Termin besorgt.«
    Sofort wurde ich bleich vor lauter Schreck, dann grün vor Wut.
    »Nun regen Sie sich mal nicht gleich auf!«, fuhr Mennert fort. »Ich weiß ja, dass Sie sich vor denen da drüben fürchten. Zu Recht. Aber ich habe schon mit den Kollegen gesprochen, und man hat mir versichert, ganz besonders behutsam mit Ihnen umzugehen. Sie brauchen also keine Angst zu haben, Eva, wirklich nicht!«
    Seine Stimme klang so väterlich, dass ich ihm einfach glauben musste. Außerdem wandelte sich meine Angst schnell in hoffnungsvolle Erwartung. Eine Untersuchung bei den Gynäkologen bedeutete schließlich ein Wiedersehen mit El Brutalo, und darum hatte ich ja lange genug gebetet. Da ich mich aber nicht unnötig lächerlich machen wollte, behielt ich das für mich und zog ein Gesicht, das da sagte, dass ich mich gezwungenermaßen in mein Schicksal ergab.
    »Du bis verknallt in El Brutalo, Evken, dat seh ich deine Nasenspitze an!«, sagte Claudia, als ich am nächsten Morgen nach zwei Stunden das Badezimmer verließ. »Nu sei doch wenichstens ährlich!«
    »Ich bin ehrlich, Claudia! Wie käme ich dazu, in diesen Unmenschen verknallt zu sein? Und was ist das überhaupt für ein Wort – verknallt?«
    »Et passt zu ihn. In sonne Männer is man verknallt, mehr geht bei die nich.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Warum wat?«, stellte Claudia sich dumm.
    »Warum kann man sich in einen Mann wie El Brutalo nur verknallen und nicht –«
    »Weil er en sexy Salamander is!«, erwiderte sie trocken.
    »Was ist er???«
    »En Lustmolch! Der kriecht jede weich.«
    Ich stand völlig hilflos da, die eine Hand noch auf die Klinke der Badezimmertür gestützt, die andere gegen den Türpfosten gelehnt. Claudia legte sich derweil ins Bett.
    »Ich gönn et dir, Evken«, sagte sie dabei.
    »Glaub ma bloß nich, dat ich dir so wat Wolliget nich gönnen tat …«
    »Aber?«
    Sie zog die Stirn kraus. »Der Kerl is einen von de schlimmste Sorte. Mit so einen wird ne Ausgetrickste fertig, Eva … du nich!«
    In der Frauenklinik wurde ich schon erwartet – vom Frauenmörder. Er wirkte konzentriert, während er mich untersuchte, und ebenso angestrengt. Unablässig murmelte er lateinische Begriffe vor sich hin, die ich allesamt nicht kannte, auch wenn sie der junge Assistenzarzt mit beipflichtendem Kopfnicken kommentierte. Das war zwar sehr beeindruckend, doch schätzte ich es nicht sonderlich, die Einzige zu sein, die nicht wusste, worum es ging, und deshalb wollte ich mich gerade erkundigen, was denn nun los wäre, als die Tür geöffnet wurde und El Brutalo hereinkam.
    Davon hatte ich nun nächtelang geträumt. Jede einzelne Phase seines Erscheinens hatte ich mir vorgestellt und mit den Farben meiner Wünsche ausgemalt, und jetzt war es endlich so weit. Als mir das klar wurde, erstarb all mein Interesse an meinem Körper, und ich sah nur noch diesen Mann, diesen großartigen, unvergleichlichen Mann.
    »Einen wunderschönen guten Morgen!«, tönte er fröhlich, und der Frauenmörder meinte, statt den Gruß zu erwidern: »Gut, dass Sie kommen. Sehen Sie sich das hier mal an!«
    »Aber gern!«
    El Brutalo tat es wirklich gern, das war keine Frage. Was ich in den nachfolgenden Minuten erlebte, war ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass er seinen »Traumjob« ergriffen hatte. Für mich persönlich war das eher eine bittere Erkenntnis, denn der Mann, zu dem ich mich so hingezogen fühlte, machte sich freudestrahlend an sein bohrendes, drückendes Werk, sah dabei aber nur mein Genitale. Mich sah er nicht. Nicht ein einziges Mal blickte er auf, um sich das anzusehen, was ich jenseits meiner Schamlippen war.
    Das erschreckte mich. Es erschreckte mich, und

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