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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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es ärgerte mich, vor allem aber verletzte es mich, und zwar so sehr, dass ich das »Gespräch«, das zeitgleich zwischen den Herren stattfand, nur ganz nebenbei mitbekam.
    »Wann hatte sie zum letzten Mal eine Blutung?«, wurde da tonlos gefragt.
    »Ist Monate her, steht in der Akte.«
    »So fühlt sich das auch an.«
    »Kommt jetzt wieder, ich bezweifle nur –«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Nach so langer Zeit …«
    »Dann sind wir uns also einig?«
    »Ja!«
    »Schön!!!«
    Mir war zwar schleierhaft, was an alledem »schön« sein sollte, aber der Herr Professor lachte mich so freundlich an, dass ich gar nicht anders konnte, als es ihm zu glauben.
    »Nun«, meinte er, »Sie haben es ja gehört. Ihre Uterusschleimhaut hat schon seit Monaten nicht mehr richtig abregnen können, da ist die Kürettage einfach der sicherste Weg.« Er reichte mir die Hand. »Der Herr Oberarzt wird es Ihnen noch genau erklären, Frau Martin!«
    Er bot mir die Andeutung eines Konfirmandendieners und verließ eilig den Raum, gefolgt von dem Assistenten und
der Schwester. El Brutalo und ich waren also wieder mal allein.
    Auch von dieser Situation hatte ich häufig geträumt. Jetzt hatte sie jedoch ihren Reiz verloren. Zum einen war ich zutiefst enttäuscht, was meine Gefühle anging, und zum anderen – was weitaus wichtiger war – hatte ich von des Frauenmörders Rede kaum etwas verstanden.
    »Was hat das denn konkret zu bedeuten?«, erkundigte ich mich deshalb sofort bei El Brutalo.
    »Ziehen Sie sich erst mal wieder an!«, erwiderte der. Dann widmete er sich ungeheuer wichtigen Dingen, ordnete Besteck, stellte Fläschchen und Flaschen von einer Stelle an die andere, erging sich also in klassischer Beschäftigungstherapie. Das hatten Männer seines Ranges nun wirklich nicht nötig, und folglich machte mir das Angst. »Also?«, kam ich deshalb gleich wieder zur Sache, als ich fertig angezogen war. »Was ist los?«
    El Brutalo atmete schwer. Dann blickte er auf, sah mir zum ersten Mal an diesem Tag ins Gesicht und vergaß prompt, was er eigentlich hatte sagen wollen.
    »Oh …«, stieß er stattdessen aus, »… kennen wir uns nicht?«
    »Und ob!«, erwiderte ich mit dunkler Stimme.
    Das verwirrte ihn im ersten Moment, doch fasste er sich schnell wieder. Nachdenklich sah er mich an, dann kam ihm plötzlich der entscheidende Gedankenblitz; und er lächelte sein unverschämtestes Lächeln.
    »Jetzt erinnere ich mich«, tönte er, »wir haben uns letztlich im Park getroffen. Habe ich Recht?«
    Für einen kurzen Moment machte mich das erst mal wieder sprachlos. Claudias Worte schossen mir durch den Kopf, und ich fragte mich ernsthaft, ob ich diesem Mann vielleicht wirklich nicht gewachsen war. Immerhin schaffte er es, mich mit einem einzigen Lächeln und mit einem einzigen Satz völlig aus der Fassung zu bringen.
    »Ja«, presste ich schließlich hervor, »wir haben uns im Park getroffen … das auch!«
    »Ach … da war noch was?«
    Damit war meine Verwirrung perfekt. In meinen Träumen hatte ich ihm unsere gemeinsame Wahrheit schon oft zornig ins Gesicht gespuckt. Ich hatte aber auch andere Träume gehabt, solche, in denen ich ihm seine Untat gnädigst verziehen hatte.
    Jetzt musste ich mich für eine dieser beiden Varianten entscheiden, und da mir das in der gebotenen Eile nicht gelingen wollte, ging ich einfach über seine Frage hinweg und kam zum eigentlichen Thema zurück: »Was hat der Professor gemeint?«
    El Brutalo reagierte sichtlich verärgert. Offenbar gefiel ihm keine Sportart besser als die des psychologischen Flirts.
    »Das haben Sie doch gehört!«, sagte er scharf. »Ihre Gebärmutterschleimhaut hat seit Monaten nicht abregnen können, und deshalb machen wir eine Kürettage.«
    »Und was ist das?«
    »Eine Ausschabung!«
    Einen Atemzug lang hoffte ich, mich verhört zu haben, dann sehnte ich mich nur noch nach einem langen und spitzen Küchenmesser. Schon wieder wollte dieser Mann mich hereinlegen, nicht auf die gleiche, aber auf eine ähnliche Art, und da hatte ich erwogen, ihm zu verzeihen?!
    »Na, ist es denn zu fassen?«, hörte ich mich plötzlich keifen. »Das glaubt einem ja kein Mensch! Da werfen Sie hier mit meteorologischen Begriffen wie Abregnen um sich und meinen damit Operieren? – Kommt ja gar nicht infrage, Herr Doktor! Hier braucht nichts abzuregnen, und hier braucht erst recht nichts ausgekratzt zu werden.«
    Meine Erregung war beispiellos, und ebenso beispiellos war die Erheiterung, die sie in meinem

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