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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Gegenüber auslöste. El Brutalo wollte sich schier zu Tode amüsieren über mich, und das brachte mich dann glücklich um meine allerletzte Fassung.
    »Was ist denn daran witzig?«, schrie ich ihn an.
    »Nichts!«, erwiderte er lachend. »Nur …«
    »Was?«
    Seine Stimme wurde ganz sanft. »Sie haben grüne Augen. Wie eine Katze. Giftgrüne Augen. So etwas habe ich noch nie –«
    »Sagen Sie mal …!«
    »Ja?«
    »Sie … Sie … Sie spinnen ja!«
    Ich japste wie ein altersschwacher Dackel, was El Brutalo nur noch mehr erheiterte. Er lachte und lachte, und als er sich endlich ausgelacht hatte, sah er mich mit seinem unverschämt unverblümten Blick an und meinte:
    »Sie sind ein außergewöhnliches Mädchen.«
    Im ersten Moment betrachtete ich das als Kompliment und errötete. Doch dann wurde aus der Mädchenröte schnell ein sattes Purpur.
    »Logisch!«, erklärte ich schnippisch. »In meinem Alter hat schließlich nicht jede eine Glatze.«
    El Brutalo schluckte. »Sie haben eine …?«
    »Ich habe nirgendwo Haare, das haben Sie doch gerade erst gesehen.«
    »Ich dachte –«
    »Sie denken falsch. Sie denken häufig falsch. Sie wissen noch, dass wir einander im Park begegnet sind, was völlig unwichtig war. Aber an das eigentlich Wichtige erinnern Sie sich nicht? Oder? Erinnern Sie sich an mich?«
    »Müsste ich das?«
    El Brutalo wirkte plötzlich unsicher, und das freute mich sehr.
    »Ja«, erwiderte ich ruhig, »aber ich kann Ihnen auf die Sprünge helfen. Mein Name ist Martin, Eva Martin. Station S 1. Sie haben mir vor etwa einem halben Jahr einen Abszess inzidiert, ohne Betäubung!«
    Das saß. Unwillkürlich trat mein attraktives Gegenüber ein paar Schritte zurück und lugte ängstlich auf sein Krankenblatt, als wäre dies seine letzte Hoffnung auf etwaige Unschuld. Sie zerschlug sich. Dass ihn das wirklich traf, war ihm anzusehen, doch war ich nicht bereit, es ihm in irgendeiner Weise leichter zu machen. Stattdessen baute ich mich vor ihm auf, als wäre ich durch nichts in der Welt umzuwerfen.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte ich dabei voller Zynismus, »ich habe es ja überlebt. Und Sie offenbar auch.«
    Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und lief hinaus, geradewegs auf S1 zurück, wo ich mich erst einmal gründlich austobte.
    Professor Mennert trug es wieder mal mit Humor. »Was die Operation angeht, bin ich ganz Ihrer Meinung«, erklärte er mir, »da werde ich unbedingt noch mal mit den Kollegen sprechen. Aber über Jan sollten Sie sich nicht so aufregen, Eva, wirklich nicht.«
    »Welchen Jan?«, kläffte ich.
    »Doktor Reinders.«
    »Doktor Wie?«
    »El Brutalo!«
    Ich verstummte. »Oh …«, säuselte ich dann, »auf die Idee, dass er einen richtigen Namen haben könnte, bin ich nie gekommen.«
    Mennert lachte. »Jetzt wissen Sie es besser, Eva. Und Sie sollten ihm seine Art nicht übel nehmen. Er ist nun mal so. Er ist ein guter Arzt und ein prima Kollege, aber er ist in dieser Klinik auch der Schwarm aller Frauen, ein Weiberheld, wie man so schön sagt. Und das verdirbt den besten Charakter.«
    »So kann man es natürlich auch sehen«, knurrte ich, »so will ich es nur nicht sehen.«
    »Das kann ich einerseits verstehen«, erwiderte Mennert. »Was er Ihnen damals angetan hat, ist in gewisser Weise unentschuldbar, ich meine –«
    »In gewisser Weise?«, empörte ich mich.
    »Es ist passiert, Eva, daran ist nichts mehr zu ändern.«
    »Deshalb lasse ich mich von ihm aber noch lange nicht behandeln, als wäre ich ein billiges Straßenmädchen.«
    »Dafür hält er Sie auch sicher nicht. Er hat nun mal einen etwas spektakulären Charme.«
    »Und der macht ihn so begehrt?«
    Mennert nickte so inbrünstig, dass ich laut lachen musste.
    »Ist ja nicht zu fassen!«, tönte ich dann. »Und ich habe mir eingebildet, dieser Kerl hätte bereits dutzende von Disziplinarverfahren hinter sich.«
    »Nein«, schmunzelte Mennert, »verklagt hat ihn noch keine, obwohl …«
    »Was?«
    »Nun, Frauen wie Schwester Helma, ich meine … die lässt er ja in Ruhe … und die …«
    »Sagen Sie bloß, die verklagen ihn?«, fragte ich hastig.
    »Nun … sie täten es bestimmt gern …!«

KAPITEL 24
    Der 14. Mai war, was das Wetter anging, ein typisch »deutscher« Tag. Der Frühling hatte sich nach einem flüchtigen Existenznachweis, der etwa eine Woche gedauert hatte, wieder vorzeitig verabschiedet, vom Sommer fehlte noch jede Spur, aber dafür war es draußen feucht wie im November und kalt wie

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