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Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
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Telefon auf das Gerücht ansprach. » Nie , Eva, das schwöre ich dir. Wie kann die Hilary nur so was behaupten, wo sie doch selbst erst vor kurzem –«
    »Danke, Jimmy!«, würgte ich ihn ab. »Ich glaube dir!«
    »Und was sich diese Sigrid einbildet, die soll bloß aufpassen, dass ich nicht –«
    »Nein, Jimmy, bitte nicht!«
    »Wo du doch genau weißt, wie viel ich von dir halte, Eva!«
    Es wäre sinnlos gewesen, weiter in ihn zu dringen. Wie die meisten Künstler log Jimmy aus Überzeugung.
    Da ich aber früher mal so unendlich in ihn verliebt gewesen war, und da ich ihn immer noch sehr, sehr gern hatte, verzieh ich ihm.
    Wir legten das unglückselige Thema bei und sprachen über alles und nichts.
    »Und du, lass dich kurieren, ja?«, sagte Jimmy zum Schluss.
    »Ja.«
    »Und mach dir vor allem keine Sorgen!«
    »Mach dir keine Sorgen!«, Diese Worte klangen mir noch lange, nachdem ich aufgelegt hatte, in den Ohren. Bisher hatte ich mir keine Sorgen gemacht. Verärgert hatte ich all die widerlichen Prozeduren über mich ergehen lassen. Aber gesorgt hatte ich mich nicht. Das tat ich erst jetzt, da es ausgesprochen war.
    Plötzlich machte ich mir Sorgen. Das strengte mich dermaßen an, dass mir schon bald die Schweißperlen auf der Stirn standen. Ich zitterte am ganzen Körper, mein Atem flatterte, mein Herz raste, und ich fühlte mich elend wie nach einem mehrstündigen Konditionstraining.

KAPITEL 7
    Die normale Visite in der Medizinischen Klinik war eine Farce. Sie fand täglich zur gleichen Zeit statt und zeichnete sich dadurch aus, dass der Stationsarzt, sein Assistent und Schwester Berta hastig durch die einzelnen Zimmer rasten und hofften, keiner der Patienten möge etwas von ihnen wollen.
    Folglich versprach man sich von der Chefvisite in jeder Hinsicht etwas ganz Besonderes.
    Professor Doktor Doktor Lenk war der Prototyp eines modernen Chefarztes. Er kannte seine Oberärzte, seine Stationsärzte, seine Assistenzärzte und seine Krankenschwestern, nur seine Patienten, die kannte er nicht. Er war auch so schon überlastet, musste er doch mit den Herren Verwaltungsdirektoren lunchen und mit den Herrn Kollegen von der Ärztekammer dinieren, um nur einige seiner gesellschaftlichen Verpflichtungen zu nennen. Für solche Lappalien wie Patienten blieb da keine Zeit. Er hatte es aufgegeben, Arzt zu sein, er war Medizinalingenieur geworden, das war einträglicher.
    Äußerlich war Lenk trotz seiner vielen Titel ein unauffälliges Kerlchen. Wenn ich ihm auf der Straße begegnet wäre, hätte ich ihn bestenfalls für einen kleinen Angestellten des städtischen Tiefbauamts gehalten, aber der weiße Kittel hob natürlich gewaltig. Gefolgt von einem nicht enden wollenden Geschwader weiterer weißer Kittel, stürmte er am späten Vormittag des 16. März 1976 unser Zimmer und rief mit nahezu grotesker Fröhlichkeit:
    »Guten Morgen!«
    Mir blieb vor Schreck der Gruß im Halse stecken, aber Frau Klein rettete die Situation.
    »Guten Morgen, Herr Professor!«, hauchte sie mit überzeugend gespieltem Devotismus.
    Lenks Augen glitten sogleich über die Krankenakte, die sein Oberarzt in Händen hielt. »Frau Klein!«, freute er sich dann. Er hatte ihren Namen auf der Akte entdeckt und strahlte nun wie Columbus nach der Entdeckung Amerikas. »Wie geht es Ihnen?«
    Frau Klein ersparte sich die Antwort, denn Lenk hätte sich nie die Zeit genommen, ihr zuzuhören. Stattdessen sah sie ihm lächelnd dabei zu, wie er verbissen in ihrer Krankenakte blätterte und dabei so tief schürfende Dinge äußerte wie »Mmh, mmh … mmh, mmh … mmh, mmh.«
    Frau Klein reagierte entsprechend. »Mmh?«, erkundigte sie sich.
    Lenk lächelte. »Tja«, meinte er, »wie das aussieht, Frau Klein, können wir Sie gegen Ende der Woche entlassen.«
    Frau Klein erstarrte. »Was?«, fragte sie ungläubig nach.
    »Ja, Sie können Ende der Woche –«
    »Und meine Leberwerte?«
    »Was sollte denn sein mit Ihren Leberwerten?«
    Der Herr Professor stellte sich dumm.
    »Die waren doch angeblich so schlecht.«
    »Wann?«
    »Letzte Woche! Da hat mir der Oberarzt extra –«
    »Sehen Sie«, unterbrach sie der Chef, »letzte Woche, Frau Klein, letzte Woche waren die Werte schlecht, jetzt sind sie … wie soll man das nennen … ich würde mal sagen …«
    »Heißt das, dass ich gesund bin?«
    Nun war es Lenk, der erstarrte. Sichtlich aus der Fassung gebracht, suchte er nach einer passenden Antwort. Schließlich räusperte er sich und machte ein wichtiges

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