Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
Vom Netzwerk:
einem neuen Thema zu:
    Meinem Sexus!
    »Warum hast du noch nie mit einem Mann geschlafen?«, wollte sie wissen.
    »Ich bin erst achtzehn.«
    »Hast du Angst vor Männern?«
    Ich biss mir auf die Lippen und riss mit den Zähnen eine so große Hautschicht herunter, dass es blutete und teuflisch brannte.
    »Ich habe Angst vor großen Männern«, stotterte ich.
    »Aber du bist selber groß!«
    Ich senkte verschämt den Blick und knibbelte die Säume meines Morgenmantels.
    »Du hast Angst, die Unterlegene zu sein«, stellte Daniela indessen fest, »unterdrückt zu werden. – Bist du deshalb noch Jungfrau?«
    Ich schwieg und wagte nicht aufzublicken. Mir war, als würden mir ihre tiefblauen Augen die Seele aus dem Leib reißen, wenn ich es riskierte.
    »Onanierst du manchmal?«
    Eine solche Frage hatte man mir noch nie gestellt, und es kräuselten sich mir vor Entsetzen die Haare – am ganzen Körper.
    »Nein!«, schrie ich wie von Sinnen.
    Sie blieb ganz ruhig. »Warum nicht?«
    »Weil ich täglich mindestens zehn Stunden körperliche Schwerstarbeit leiste. Da ist man zu müde für derartige Schweinereien.«
    »Schweinereien?«
    Nun blickte ich doch auf, denn ich fürchtete, sie würde hinter diesem Ausspruch mehr vermuten, als mir lieb war. Dass ich damit richtig lag, verriet mir ihr Gesicht.
    »Als Kind habe ich es getan«, gab ich deshalb kleinlaut zu. »Da war ich vier. Ich habe mich abends im Bett auf meine Ferse gesetzt und bin hin und her gerutscht.«
    »Wussten deine Eltern davon?«
    »Ich habe es meiner Mutter erzählt. Sie hat mich gefragt, ob ich danach besser schlafen könnte, und da es so war, haben wir nie wieder darüber gesprochen.«
    Ich hoffte, es damit hinter mir zu haben, musste aber bald feststellen, dass es erst der Anfang gewesen war.
    »Was empfindest du, wenn du deine Periode bekommst?«, fragte Daniela.
    »Ich bekomme sie selten, das geht vielen Tänzerinnen so.«
    »Hast du Schmerzen dabei?«
    »Ja!«
    »Ekelst du dich vor dem Blut?«
    Ich fand die Frage ebenso widerlich wie die Sache selbst und antwortete:
    »Natürlich! Wer ekelt sich denn nicht, wenn es zwischen den Beinen sabbert und stinkt?«
    »Bist du denn nicht gern eine Frau?«
    Mit so einer Auslegung hatte ich nicht gerechnet.
    »Gern eine Frau …?«, wiederholte ich stotternd.
    »Ja, du solltest …«
    Ich wollte nicht hören, was ich ihrer Ansicht nach tun oder lassen sollte, und raffte all mein Selbstbewusstsein zusammen, um sie zum Schweigen zu bringen.
    »Soll ich kleine Kerzen anzünden und ein Jubelfest feiern?«, giftete ich sie an. »Oder soll ich mich etwa nackt vor den Spiegel stellen und mich aus dem Bauch heraus anlächeln?«
    Daniela reagierte anders, als ich es erwartet hatte. Sie grinste nur und machte sich eine entsprechende Notiz. Der erhoffte Zweikampf blieb aus. Stattdessen versetzte sie mir mit einer neuen Frage einen neuen Schlag.
    »Hast du lesbische Neigungen?«
    Mir stockte der Atem. Ich fühlte, wie sich meine Kehle zusammenschnürte. Sie sah, was da auf sie zukam. »Reg dich doch nicht gleich so auf!«, lullte sie mich ein. »Die meisten Mädchen sind bisexuell veranlagt. Das ist normal.«
    »Ich habe für meine Sportlehrerin geschwärmt«, ließ ich sie wissen. »Und für meine Ballettmeisterin.«
    »Hat es zwischen dir und diesen Frauen körperlich Kontakt gegeben?«
    »Nein!«
    »Tut dir das Leid?«
    »Ja!«
    Meine spontane Ehrlichkeit ärgerte mich maßlos, und ich redete mir gut zu, fortan ein bisschen vorsichtiger zu sein. Dennoch berichtete ich Daniela von meinem ersten sexuellen Erlebnis, das mittlerweile eineinhalb Jahre zurücklag.
    Ich war damals gerade siebzehn und machte durch Zufall die Bekanntschaft einer Freundin von Hilary. Sie war wesentlich älter als ich und durchaus sympathisch. Eines Abends nach der Vorstellung lud sie mich in ihre Wohnung ein, füllte mich mit Glühwein ab und katapultierte mich ins Bett. Als ich bemerkte, was die Dame von mir wollte, ergriff ich die Flucht. Es war Dezember. Und ich hatte nur mein Nachthemd an.
    »Was hat dich denn an der Frau gestört?«, fragte Daniela.
    »Dass sie eine Frau war!«, gab ich pampig zurück. »Wenn schon, denn schon: Ich will einen Mann. Er soll aussehen wie ein Mann, riechen wie ein Mann, er soll mich anfassen wie ein Mann …«
    »Soll er sein wie dein Vater?«
    »Zum Beispiel!«
    »Möchtest du manchmal mit deinem Vater schlafen?«
    Das war zu viel. All die Zutraulichkeit, die ich im Verlauf dieser für mich so peinlichen

Weitere Kostenlose Bücher