Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Zwei Frauen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei Frauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Beate Hellmann
Vom Netzwerk:
Gesprächsrunde entwickelt hatte, war mit einem Schlag dahin. Ich war bedient.
    »Nein!«, antwortete ich laut und deutlich.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich lieber mal mit meiner Mutter schlafen würde!«
    Daniela bemerkte natürlich sofort, dass ich sie auf den Arm nahm, ging aber darüber hinweg.
    »Ach ja?«, meinte sie. »Was empfindest du denn, wenn deine Mutter –«
    »Ich muss dann immer sofort an eine Reitpeitsche denken«, unterbrach ich sie, »und an einen schwarzen Leder-Dress mit blanken Nieten.«
    Sie grinste über das ganze Gesicht. »Du bist eine Verbalakrobatin«, sagte sie, »weißt du das eigentlich! Du suchst nach Worten und Formulierungen, wie andere nach Gold und Diamanten. Und je bösartiger der Fund ist, desto glücklicher bist du. Habe ich Recht?«
    Sie hatte Recht, und das gab ich sogar zu.
    »Ich könnte mir applaudieren, wenn ich eine gelungene Gemeinheit über die Lippen bringe.«
    »Denkst du dabei auch mal an die anderen?«
    Danielas Frage löste nicht etwa einen Gewissenskonflikt in mir aus. Wäre es ihr Wunsch gewesen, so hätte ich mit wenigen Worten antworten können: Ich dachte nie an andere Menschen. Ich nahm auch keine Rücksicht auf andere Menschen. Aber ich hatte mich ein einziges Mal auf die Worte anderer Menschen verlassen. Dass selbst das ein Fehler gewesen war, musste ich am nächsten Morgen erfahren.
    Es war noch sehr früh, und ich kam von einem Blutzuckertest auf die Station zurück. Als ich aus dem Fahrstuhl stieg, vernahm ich am Ende des Ganges eine vertraute Stimme. Es war Doktor Behringer. Er sprach mit …
    »Natürlich, Herr Professor, das ist mir klar. Wir haben aber nun mal das Problem –«
    »Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. Das Mädchen braucht dringend eine Behandlung, und Sie müssen jetzt einen Weg finden …« Es war Mennerts Stimme, Daran bestand nicht der geringste Zweifel. Ich wollte gerade auf die beiden zustürmen und eine große Szene machen, als Schwester Gertrud um die Ecke kam. Sie erfasste die Situation blitzartig.
    »Was machen Sie denn hier, Eva? Das ist doch viel zu kühl!«
    Sie packte mich am Arm, und ihr Griff war der einer eisernen Hand. Ich konnte mich nicht befreien.
    »Professor Mennert ist ja doch im Haus!«, zeterte ich.
    »Aber nein!«
    »Ich habe ihn doch gesehen!«
    »Kennen Sie ihn denn?«
    »Sein Gesicht habe ich damals nicht gesehen, aber –«
    »Sehen Sie!«
    »Ich habe seine Stimme wiedererkannt.«
    »Herr Professor Mennert ist auf einem Kongress!«
    Auf meinen Verdacht ließ Gertrud sich gar nicht erst ein. Auch Claudia wollte von meiner »Mennertschen Vision« nichts wissen.
    »Es war keine Vision!«, schimpfte ich.
    »Aber wenn er doch auf en Kongress is!«
    »Ist er eben nicht!«
    »Ach wat, Evken! So wat bringt nur diesen Dalai Sowieso aus en Himalaya. Der is mit den einen Körper hier und mit den andern, den geistigen da. Dat unsern Mennert so nen Ersatzkadaver hat … nee, dat glaub ich nich!«
    Ich sah sie scharf an. »Ihr steckt alle unter einer Decke, gib es zu!«
    »Du has ne Macke!«
    Ich zerrte mein Schminkzeug hervor und begann, mich kunstvoll anzupinseln.
    »Eine Erklärung will ich«, keifte ich dabei. »Die schnibbeln an mir herum und lassen mich dann ganz einfach hier liegen, belügen mich vorsätzlich. Nein, das lasse ich mir nicht bieten. Jetzt ist Schluss!«
    Claudia war begeistert, mich derart aufgebracht zu sehen. Sie klatschte Beifall und verlangte sogar eine Zugabe.
    »Mach dich bloß nicht lustig über mich!«, warnte ich sie.
    »Wie werd ich denn!«
    »Dann ist es ja gut!«
    »Wofür malse dich denn so an, Evken? Willse unser Helma erschrecken?«
    »Ich male mich nicht an, ich mache mich schön, weil das mein Selbstbewusstsein stärkt!«
    »Keif doch nich so!«
    Das war ein verhängnisvoller Vergriff im Ausdruck. Ich keifte nämlich schon lange nicht mehr, mittlerweile tobte ich, ich war außer mir, ich raste. Ich griff nach meinem Wasserglas und schmetterte es gegen die Zimmertür. Es zerbrach in tausend Stücke, und danach war es erst einmal mucksmäuschenstill im Raum.
    »Zwei Wurf hasse noch!«, meinte Claudia lakonisch.
    Dann flog die Tür auf, und Schwester Helma stand im Raum. Sie glaubte, Claudia hätte das Glas zertrümmert, verwickelte sich in ein langes Gespräch mit ihr, in deren Verlauf sich beide immer heftigere Beleidigungen an den Kopf warfen. Schließlich beorderte Schwester Helma Claudia ins Bad und mich zu Daniela Römer, die schon wartete.
    Daniela trug einen wadenlangen

Weitere Kostenlose Bücher