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Zwei Geschichten von der See

Zwei Geschichten von der See

Titel: Zwei Geschichten von der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Amado
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Wieder ging der Abgeordnete, der mechanisch seinen Suppenteller geleert hatte, zum Angriff über:
    »Schön, dann glauben Sie es eben nicht und tippeln weiter hinter dem Karren dieses hirnverbrannten Washington her! Wenn Sie aber erst merken, was los ist, wird’s bereits zu spät sein, und der Boden wird Ihnen unter den Füßen brennen. Wollen Sie wissen, wer auf meiner letzten Reise in den Norden auf einem ITA -Dampfer wie diesem an Bord war und in Recife ausstieg? João Alberto, jawohl, mein Herr! Ich kann es Ihnen ruhig sagen, weil er nicht mehr im Lande ist, ich weiß es mit Bestimmtheit. Er reiste als Verkäufer einer Firma aus Rio, aber ich habe ihn sofort erkannt. Alle Seeleute« – dabei deutete er auf den Kommandanten – »sind auf unserer Seite, auf Seiten der Revolution. Sie verstecken die Verschwörer in ihren Kabinen. Übrigens steht die gesamte Nation auf ihrer Seite. Stimmt’s oder stimmt’s nicht, Herr Kapitän?«
    Das zweite Gericht, ein Fischfilet, war eine widerwärtige Herausforderung: schwimmend in einer Tunke aus Tomaten und Krabben, begleitet von Kartoffelpüree mit Butterkringeln. Man brauchte nur kurz hinzuschielen, und schon drehte sich einem der Magen um. Um den starren Blick und den gefährlichen Fragen des Abgeordneten zu entgehen, hob der Kommandant mit einer verzweifelten Anstrengung die Gabel zu seinem Mund, der voll war von bitterem Geschmack. Der Deputierte aus Paraíba war augenscheinlich ein leichtfertiger Vogel: er sprach von Revolutionären und Verschwörungen und verschlang dabei heißhungrig große Stücke Fisch und Krabben. Selten hatte die menschliche Natur sich so erniedrigt, dachte der Kommandant angesichts des ekelhaften Anblicks. Mit geschürzten Lippen auf den hervorragenden Fisch hinweisend, bestand der Deputierte darauf, sein aufrührerisches Garn weiter auszuspinnen:
    »Sie werden es sogar hier, auf diesem Dampfer, erleben: Bestimmt hat sich Prestes oder Siqueira hier versteckt. Entweder in der Kabine des Schiffsarztes oder des Ersten Ingenieurs. Vielleicht auch bei unserem tapferen Kommandanten, warum auch nicht?«
    Der Senator erbebte: Trotz seiner augenscheinlichen Heiterkeit und seines Vertrauens in die Macht der Regierung beunruhigten ihn diese Gerüchte zutiefst. Hatte ihm nicht die eigene Polizei hinterbracht, Juarez Tavora sei vor nicht allzu langer Zeit in Natal aufgetaucht? Und konspiriere mit jungen Leutnants wie Juracy Magalhães und Agitatoren wie Café Filho? Wusste er etwa nicht, dass sie sich in nächster Nähe des Regierungspalastes versammelt hatten? Die Polizei hatte die Spur des Revolutionärs erst entdeckt, als er bereits nach Paraíba unterwegs war, wo das Haus von José Américo de Almeida bekanntlich das Zentrum der Verschwörung bildete. Warum blieb dieser Zé Américo de Almeida nicht bei seinen Leisten und schrieb an seinen Romanen? Der Abgeordnete mochte recht haben, wenn er sagte, sicher sei einer jener fanatischen Störer der öffentlichen Ruhe an Bord. Dabei warf er dem Kommandanten einen argwöhnischen Blick zu und fand seine Physiognomie plötzlich merkwürdig. Der Deputierte fuhr in besorgniserregendem Tonfall fort:
    »Eines Tages legt ein ITA -Dampfer harmlos in Natal an, und statt Passagieren spuckt er eine Horde Revoluzzer aus. Sie marschieren zum Palast und knallen los, bum, bum, bum … Machen Sie sich nichts vor, die ganzen
Costeira
-Leute sind auf Seiten der Leutnants. Ist es nicht so, Herr Kommandant?«
    »Ich gehöre nicht zum Personal der Reederei. Ich bin nur zur See gefahren, bis ich mich zur Ruhe setzte. Ich sitze hier nur wegen des Todesfalls …«
    »Sehr richtig, ich hatte es ganz vergessen. Sie haben uns ja aus dieser Klemme geholfen … Sonst hätten wir auf die Ankunft eines neuen Kapitäns aus Rio warten müssen. Jawohl, ausgezeichnet! Obwohl es mir nichts ausgemacht hätte, ein paar Tage in Bahia zu bleiben. Ich hab’s nicht so eilig wie der Herr Senator, den Geschäfte in Natal erwarten. Ich habe Zeit und liebe Bahia. Ein gutes Pflaster, nur ist die Liberale Allianz dort ziemlich schwach, wo Vital Soares Anwärter auf die Vizepräsidentschaft ist … Dafür gibt’s dort aber schicke Hasen …«
    Der Kommandant pflichtete mit einem angestrengten Lächeln bei. Der Senator war befriedigt über die neue Wendung der Unterhaltung, die die Revolutionäre, die ihm den Appetit verdarben, aus dem Blickfeld vertrieb, und nahm das Stichwort auf:
    »Zur See gefahren, über alle Meere … Sie kennen sicherlich

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